ÜBERBLICK am Mittag/Konjunktur, Zentralbanken, Politik
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Die wichtigsten Ereignisse und Meldungen zu Konjunktur, Zentralbanken, Politik aus dem Programm von Dow Jones Newswires
Agentur: Zwei bis drei EZB-Schritte wohl ohne Reibungen möglich
Der Europäischen Zentralbank (EZB) ist es laut einem Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg derzeit Mehrheitsmeinung, dass der Leitzins von seinem aktuellen Niveau von 3,75 zwei bis drei Mal gesenkt werden kann. Wie Bloomberg unter Verweis auf Aussagen informierter Personen berichtet, dürften solche Beschlüsse "ohne größere Reibungen" über die Bühne gehen. Das dürfte sich ändern, sobald der Einlagensatz auf 3 Prozent fällt. Erstens wegen unterschiedlicher Auffassungen darüber, was noch nötig ist, um die Inflation im Zaum zu halten und zweitens wegen Differenzen darüber, ab wann das Zinsniveau nicht mehr restriktiv ist.
HSBC: EZB senkt Zinsen und gibt keine Guidance
Der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) wird in der nächsten Woche nach Aussage der HSBC-Volkswirte Fabio Balboni und Simon Wells eine Zinssenkung um 25 Basispunkte beschließen, aber keine weiteren Zinsschritte in Aussicht stellen. "Der starke Rückgang der Inflation im August, die negativen Überraschungen beim Wachstum - wobei das Protokoll über die Juli-Sitzung zeigt, dass dies der EZB zunehmend Sorgen bereitet - und das eher dovishe globale Umfeld dürften die EZB zu einer Zinssenkung im September veranlassen", schreiben sie in ihrem Ausblick auf die Ratssitzung. Zugleich dürfte die EZB ihre Datenabhängigkeit betonen, also keine klaren Aussagen zum künftigen Zinskurs machen.
Berenberg: Deutsches BIP stagniert 2024
Deutschlands preisbereinigte Wirtschaftsleistung wird nach Aussage von Berenberg 2024 kalenderbereinigt stagnieren und 2025 um 0,8 Prozent wachsen. Wie die Bank bei einem Prognose-Update mitteilte, werden für den Euroraum Wachstumsraten von 0,8 und 1,4 Prozent prognostiziert. Den Einlagenzins der Europäischen Zentralbank (EZB) sieht Berenberg Ende 2024 bei 3,25 Prozent und Mitte 2025 bei 2,75 Prozent. "Innerhalb der Eurozone fällt auf, dass es einen großen Kontrast zwischen Deutschland und Südeuropa gibt. In Südeuropa läuft es deutlich besser als zu Jahresbeginn gedacht und in Deutschland läuft es kaum", sagte Chefvolkswirt Holger Schmieding.
IAB: Deutsches Arbeitsvolumen im 2Q über Vor-Corona-Niveau
Das Arbeitsvolumen in der deutschen Wirtschaft hat im zweiten Quartal bei 14,7 Milliarden Stunden gelegen. Wie das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) mitteilte, waren das 0,8 Prozent mehr als im zweiten Quartal 2023. Damit wurde erstmals das Vor-Corona-Niveau von 14,6 Milliarden Stunden aus dem zweiten Quartal 2019 überschritten. Das preisbereinigte Bruttoinlandsprodukt (BIP) war um nur 0,3 Prozent gestiegen. Die Stundenproduktivität sank jedoch um 0,4 Prozent. "In Deutschland wurde noch nie so viel gearbeitet - mitten im Wirtschaftsabschwung", sagte Enzo Weber, Leiter des IAB-Forschungsbereichs "Prognosen und gesamtwirtschaftliche Analysen".
Schweizer Wirtschaft wächst im zweiten Quartal spürbar
Die schweizerische Wirtschaft hat im zweiten Quartal 2024 ihre Dynamik erhöht. Wie das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) mitteilte, erhöhte sich das Bruttoinlandsprodukt (BIP) gegenüber dem Vorquartal um 0,5 Prozent. Im dritten Quartal war das BIP um 0,3 Prozent gewachsen. Im Vergleich zum Vorjahresquartal stieg das BIP um 1,4 (Vorquartal: 0,3) Prozent. Von Dow Jones Newswires befragte Ökonomen hatten ein Plus von 1,5 Prozent erwartet.
J. Safra Sarasin: Schweizer Inflation zu niedrig
Karsten Junius, Chefvolkswirt von J. Safra Sarasin, ist wegen des unerwartet deutlichen Inflationsrückgangs in der Schweiz (auf 1,1 Prozent) beunruhigt. Junius schreibt in einem Kommentar: "Das scheint zwar komfortabel in der Mitte des Zielbereichs der Schweizerischen Nationalbank (SNB) zu liegen, aber die Details des Inflationsberichts sind besorgniserregender: Am wichtigsten ist, dass der Verbraucherpreisindex ohne Mieten auf nur 0,4 Prozent im Jahresvergleich zurückging." Dies verdeutlicht Junius zufolge das Risiko, dass die Inflation wieder zu stark sinken könnte, insbesondere wenn der Schweizer Franken in den kommenden Quartalen aufwerten sollte, der Hypothekenreferenzsatz erneut gesenkt werde und die Strompreise im Januar fielen.
Nomura: Chinas Immobiliensektor bleibt angeschlagen
Der chinesische Immobiliensektor könnte weiterhin mit Gegenwind konfrontiert sein, da alle potenziellen hypothekenbezogenen Maßnahmen, seien es Zinssenkungen für bestehende Hypotheken oder eine höhere Flexibilität bei der Refinanzierung von Hypotheken für Hauskäufer, nur einen sehr begrenzten Einfluss auf die Stimmung bei den Hausverkäufen haben werden, schreiben die Nomura-Analysten Jizhou Dong und Riley Jin in einer Researchnote.
BMI: Inflation bleibt Problem für Japans Einzelhandel
Die Daten zu den Einzelhandelsumsätzen in Japan deuten darauf hin, dass die Inflation weiterhin eine Herausforderung für den Sektor darstellt, erklären die Analysten von BMI. Die nominalen Einzelhandelsumsätze sind etwa 10,5 Prozent höher als vor der Pandemie, was die stetige Erholung des Sektors nach der Pandemie zeigt. Inflationsbereinigt ist das reale Wachstum der Einzelhandelsumsätze jedoch weitgehend unverändert und liegt nur geringfügig über dem Niveau vor der Pandemie, schreibt BMI, eine Einheit von Fitch Solutions.
Wissing fordert von Bahn umfassendes Sanierungskonzept
Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) hat die Deutsche Bahn zu umfassenden Reformen aufgefordert und eine engmaschige Überwachung entsprechender Ziele des bundeseigenen Unternehmens angekündigt. "Es müssen dringend Anpassungen im wirtschaftlichen und auch organisatorischen Bereich vorgenommen werden", sagte Wissing bei einer Pressekonferenz. Er habe die Bahn aufgefordert, "ein Sanierungskonzept vorzulegen, damit die betrieblichen Zahlen der Deutschen Bahn sich verbessern", sagte Wissing. Die Bahn habe ein entsprechendes Konzept erarbeitet, das in Kürze dem Aufsichtsrat übersandt werde. Der Aufsichtsrat werde dann in seiner nächsten Sitzung dieses Konzept beraten und nach seiner Erwartung beschließen.
GDV: Wirtschaftstäter kommen oft aus dem eigenen Unternehmen
Jeder zweite Fall von Betrug und Veruntreuung in deutschen Unternehmen ist auf das kriminelle Verhalten der eigenen Mitarbeiter zurückzuführen. Das geht aus Zahlen des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) hervor, der rund 4.400 Schadensfälle aus der Vertrauensschadenversicherung ausgewertet hat. Demnach richten kriminelle Angestellte sogar höhere Schäden an als externe Täter: "Im Schnitt bringen kriminelle Mitarbeiter ihre Arbeitgeber um rund 125.000 Euro, bevor sie auffliegen", sagte die stellvertretende GDV-Hauptgeschäftsführerin Anja Käfer-Rohrbach. Externe Kriminelle kämen im Schnitt auf 80.000 Euro.
Rabobank-Prognosen beruhen noch auf Trump-Wahlsieg
Ein Sieg des Republikaners Donald Trump bei den US-Präsidentschaftswahlen im November ist immer noch das Basisszenario der Rabobank-Volkswirte bei der Erstellung von Makro-Prognosen. "Aufgrund der Risiken für (Kamala) Harris' Popularität und der schwierigen Situation für die Demokraten im Wahlmännerkollegium gehen wir weiterhin von einem Sieg Trumps aus", schreiben sie in einer Analyse. Allerdings habe sich die Wahrscheinlichkeit eines Siegs der Demokraten "dramatisch" erhöht. Als Schwachpunkt der Demokratin führen sie auf, dass Harris bisher keinen kritischen Fragen von Journalisten ausgesetzt gewesen sei und keine Debatte habe führen müssen.
DJG/DJN/apo
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