Fundamentale Nachricht
12:09 Uhr, 19.06.2015

Studie: Russland-Krise kostet 100 Milliarden Euro

Die Sanktionen gegen Russland könnten die EU noch teuer zu stehen kommen: Ökonomen haben errechnet, das vor allem in Deutschland Milliarden verloren gehen, außerdem stehen eine halbe Millionen Arbeitsplätze auf dem Spiel.

Berlin (Godmode-Trader) - Die Wirtschaftskrise in Russland hat laut einer Studie weitaus schlimmere Konsequenzen für die EU und Deutschland als bisher angenommen. Berechnungen, die das Österreichische Institut für Wirtschaftsforschung (Wifo) vorgenommen hat und aus denen die Zeitung „Welt“ zitiert, legen nahe, dass die europäischen Volkswirtschaften mit Blick auf die Russlandkrise auf ein Worst-Case-Szenario zulaufen, das mehr als zwei Millionen Arbeitsplätze und rund 100 Milliarden Euro an Wertschöpfung kosten könnte.

Basis dieser Berechnungen ist das erste Quartal dieses Jahres, als viele Altverträge ausliefen und der Export nach Russland in vielen Ländern einbrach. Die Studie nennt das Beispiel Estland: Die Warenlieferungen aus dem baltischen Land gingen im Zeitraum Januar bis Ende März 2015 gegenüber dem Vorjahr um fast die Hälfte zurück. In anderen Ländern sei der Absturz nicht ganz so dramatisch, doch die Exporte nach Russland verzeichneten auch hier im Schnitt einen Rückgang von rund einem Drittel. Nehme man diese Werte als Grundlage, schreibe sie in die Zukunft fort und berechne noch die Folgeeffekte für Konsum und Investitionen, dann ergebe sich für fast alle Länder ein düsteres Bild, heißt es in der Studie.

Allein Deutschland könnte demnach mittelfristig fast eine halbe Millionen Arbeitsplätze und 27,6 Milliarden Euro an Wertschöpfung verlieren, wenn man das letzte Vorkrisenjahr 2013 als Maßstab nimmt. „Dabei lässt sich kein genauer Zeitpunkt festlegen, wann diese Arbeitsplätze und die Wertschöpfung verschwunden sind, da es ein schleichender Prozess ist, der von vielen Faktoren abhängt“, so Autor Oliver Fritz vom Wifo. „Die Exportausfälle, die wir im Herbst vergangenen Jahres schlimmstenfalls angenommen hatten, sind inzwischen Realität". Dabei spielten die Sanktionen gegen Russland und die russische Reaktion darauf eine entscheidende Rolle. Der Effekt könnte lediglich dadurch abgemildert werden, dass die Unternehmen mehr in andere Länder exportieren. Dafür gebe es zumindest bei landwirtschaftlichen Produkten Anzeichen. Es sei bei der Studie von einem besonders pessimistischen Szenario ausgegangen worden, sagte er Autor zur „Welt“.

Die ständigen EU-Botschafter hatten am Mittwoch in Brüssel beschlossen, wegen der fortwährenden Ukraine-Krise die Sanktionen gegen Russland um sechs Monate bis Ende Januar 2016 zu verlängern. Eine förmliche Entscheidung wird von den EU-Außenministern am kommenden Montag erwartet. Im Gegenzug hatte der Kreml im August 2014 den Import vieler landwirtschaftlicher Produkte und Lebensmittel wie Milch, Obst, Gemüse, Käse und Fleisch aaus der EU untersagt. Das hat vor allem Länder wie Italien, Spanien oder die Niederlande hart getroffen.

9 Kommentare

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  • baerentatze66
    baerentatze66

    Die EU-Vasallen unter Merkel werden weiterhin brav gemäß US-Druck sanktionieren, während das US-Imperium seine Russlandgeschäfte weiter ausbaut. Wieso lässt sich die deutsche Industrie nahezu protestlos gefallen?

    14:56 Uhr, 19.06.2015
    1 Antwort anzeigen
  • Combo
    Combo

    In Anbetracht der bevorstehenden Kosten plädiere ich für die Wiedereinführung der Vermögenssteuer und für drastische Erhöhung aller Steuern in Deutschland!

    13:57 Uhr, 19.06.2015
  • kingkong007
    kingkong007

    Für die Ukraine sollte kein Opfer zu groß sein.

    Ein guter Tausch gegen Russland

    So geht Zukunft heute.

    Da weiß man, was man mehr hat.

    12:48 Uhr, 19.06.2015
    1 Antwort anzeigen
  • 1 Antwort anzeigen
  • dschungelgold
    dschungelgold

    Wieder ein weiterer Grund"das der Dax" steigt. Is ja future.....nicht? Bizarr ist wohl das richtige Wort. Ach so, ne, heute ist ja Verfallstagmanupulation angesagt. Ich vergass.

    12:26 Uhr, 19.06.2015
  • dschungelgold
    dschungelgold

    Das ist ja wahrlich nix Neues. Nur wurde es bisher schlicht ignoriert. Nun kommt die Rechnung.

    12:19 Uhr, 19.06.2015

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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