Fundamentale Nachricht
11:52 Uhr, 01.03.2016

Stimmung in der chinesischen Industrie sackt in den Keller

In Chinas Industrie herrscht der Schmalhansküchenmeister. Die Betriebe sorgen sich v. a. um die schwache Inlandsnachfrage. Im Service-Sektor zeigen die Daten weiterhin in Richtung Expansion, aber mit angezogener Handbremse. Nun richten sich die Bilcke auf den Nationalen Volkskongress am kommenden Wochenende.

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Peking (Godmode-Trader.de) - Die Industrieleistung in China schrumpft offenbar weiter. So entfernten sich heute früh sowohl der offizielle CFLP Manufacturing PMI als auch der vom Forschungsinstitut Markit und dem Wirtschaftsmagazin Caixin erhobene Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe in der Volksrepublik noch weiter von der Wachstumsmarke von 50 Punkten.

Der Caixin-Index, der vorwiegend mittelständische Betriebe aus der Privatwirtschaft in Blick hat, sank binnen Monatsfrist um 0,4 auf 48,0 Punkte. Volkswirte hatten hier mit einer Stagnation auf niedrigem Niveau gerechnet. Der vom staatlichen Handelsverband CFLP ermittelte Indikator, der die großen Staatsbetriebe abbildet, fiel ebenfalls in der Größenordnung von 0,4 Zähler auf 49,0 Punkte zurück und damit auf den tiefsten Stand seit November 2011. Auch hier hatten sich die Experten mehr erhofft. Werte unter 50 Punkten deuten auf schwächere Geschäfte hin.

Beim Blick auf die Details fällt beim CFLP-Index auf, dass die Schwäche vor allem vom Binnenmarkt ausgeht. So gaben die Komponenten „Output“ und „New Orders“ im Berichtsmonat spürbar nach. Bei den Bestellungen aus dem Ausland kam es hingegen zu einer leichten Gegenbewegung. Die Inputpreise liegen mit 50,2 Punkten erstmals seit mehr als einem Jahr wieder oberhalb der Marke von 50 Zählern, was darauf hindeutet, dass der Deflationsdruck im Sektor abnimmt. Der Subindex für die Beschäftigung sinkt hingegen auf nur noch 47,6 Zähler.

Der Indikator für den an Bedeutung zunehmenden Dienstleistungssektor blieb im Februar Wachstumsbereich, verfehlt aber ebenfalls die Erwartungen. So fiel der Wert des offiziellen CFLP PMI Non-Manufacturing von 53,5 im Vormonat auf 52,7 Punkte. „Auch hier zeigen sich gewisse Schrammen", schrieb Frederik Kunze, Analyst bei der Nord/LB in einer ersten Reaktion. „Wir waren eher von einem leichten Anstieg ausgegangen und würden den Rückgang zwar nicht als dramatisch, schon aber als ernst zu nehmendes Warnsignal interpretieren“.

Chinas Aktienmärkte reagierten verhalten auf die insgesamt schwachen Stimmungsdaten. Dass der bei schlechten Konjunkturmeldungen zu erwartende Kursrutsch ausblieb, könnte auch an der überraschenden geldpolitischen Lockerung von Montag liegen. Die chinesische Notenbank hat mit Wirkung zum heutigen 1. März ihren Mindestreservesatz reduziert. Der Satz werde um 0,5 Prozentpunkte auf 17,0 Prozent gesenkt, teilte die Zentralbank am Montag in Peking mit. Geschäftsbanken müssen nun einen geringeren Anteil der Kundengelder bei der Notenbank hinterlegen. Eine Senkung des Satzes soll damit die Kreditvergabe ankurbeln. Außerdem stärkte die Notenbank am Dienstag den Wechselkurs der Landeswährung Yuan.

Bereits die am kommenden Wochenende beginnende Sitzung des Nationalen Volkskongresses (NVK) könnte neue Sorgen am Markt auslösen sorgen. So ist damit zu rechnen, dass die Wachstumsvorgabe für das laufende Jahr auf 6,5 Prozent abgesenkt wird, wie NordLB-Analyst Kunze vermutet. „Das ist keine Überraschung, aber am aktuellen Rand herrscht in Bezug auf konjunkturelle Bremsspuren in China schon eine erhöhte Alarmbereitschaft“, warnt der Experte.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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