Sinn: "Deutsches Vermögen steht auf dem Spiel und wird verloren gehen"
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München/ Frankfurt (BoerseGo.de) - Der bekannte Wirtschaftsforscher und ifo-Präsident Hans-Werner Sinn hat davor gewarnt, die Euro-Krise als beendet zu betrachten. In einem Gastbeitrag für die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (Dienstag) schreibt Sinn, die Euro-Krise sei noch nicht gelöst, sie habe lediglich eine Pause eingelegt.
Zwar gingen die Target-Salden, die die Kapitalflucht aus Südeuropa anzeigen, erkennbar zurück. Und auch die Zinsaufschläge der südlichen Länder seien gefallen, die Kapitalmärkte beruhigten sich allmählich, so der Ökonom. Doch habe diese Entspannung einfache Gründe: Sinn nennt die drei wichtigsten: die Ablehnung der Klagen gegen den Rettungsschirm ESM durch das Bundesverfassungsgericht sowie die Bereitschaft der EZB, einen Kursverfall der Staatspapiere von Krisenstaaten durch unbegrenzte Käufe solcher Bonds einzudämmen und drittens die Entscheidung der Eurostaaten, die Mittel des ESM auch für die Rekapitalisierung der Banken Südeuropas einzusetzen.
Eine wirkliche Lösung der Krise sei das aber nicht, betont Sinn in der FAZ. Zum einen schwele die Wettbewerbskrise weiter. Die Südländer seien durch den billigen Kredit, den der Euro brachte, noch immer zu teuer. „Spanien, Griechenland und Portugal müssen längerfristig im Vergleich zum Durchschnitt der Eurozone um etwa 30 Prozent billiger werden, um wieder wettbewerbsfähig zu werden, und selbst Frankreichs Preise müssen um 20 Prozent gegenüber dem Durchschnitt fallen“, schreibt der Ökonom.
Ferner bedeutete das politische Krisenmanagement der jüngsten Zeit eine gewaltige Lastenverschiebung. „Die Beruhigung der Investoren kommt ja nur dadurch zustande, dass die Politik Wege gefunden hat, sich den Zugang zum Geld der Bürger (...) zu sichern. Vor einem möglichen Staatskonkurs kaufen der ESM und die EZB die Bonds der betroffenen Länder auf und übernehmen die Abschreibungen. (...) Das bedeutet, dass die noch gesunden Eurostaaten im Norden die Verluste aus den Fehlinvestitionen und der überbordenden Staatstätigkeit in Südeuropa tragen müssen, indem sie ESM und EZB rekapitalisieren, weniger Gewinnausschüttungen von ihnen erhalten oder die Krisenländer durch öffentliche Transfers stützen, damit es gar nicht erst zum Konkurs kommt“, führt der ifo-Präsident aus.
Sinn resümiert: „Es gibt keinen Anlass, sich beruhigt zu fühlen, wenn die Kapitalmärkte mit ihrem Geld beruhigt wurden, ohne dass man sie gefragt hat. (...) Mehr und mehr steht das Vermögen der Deutschen auf dem Spiel und wird im Endeffekt auch verloren gehen.
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