Kommentar
13:42 Uhr, 16.03.2012

Siemens: Der Profiteur des weltweiten Infrastrukturbedarfs

Am 7. März lud das Management des US-Industriegiganten General Electrics zum „Investor Meeting“ ein, um über zukünftige Wachstumsmärkte des Konzerns zu informieren. In der makroökonomischen Analyse wies GE darauf hin, dass in den nächsten 20 Jahren drei wesentliche Einflussfaktoren die Nachfrage nach Infrastrukturprogrammen vorantreiben werden. Dies sind zum Ersten die hohe Anzahl an Menschen weltweit, die noch keine Grundversorgung wie Elektrizität, fließend Wasser oder ein funktionierendes Gesundheitswesen erhalten. GE schätzt die Zahlen der Menschen, die unter solchen Umständen leben müssen, weltweit auf etwa 1,4 Milliarden. Als nächstes wurde von GE die wachsende Mittelklasse der wirtschaftlich aufstrebenden Wirtschaftsmächte, wie etwa die der BRIC-Staaten, als Wachstumstreiber für große Infrastrukturprogramme angeführt. Hier liegen die Schätzungen von GE für die nächsten 20 Jahre bei einem Zuwachs der wirtschaftlichen Mittelklasse um etwa 3 Milliarden Menschen. Dies bedeutet nicht weniger, als das jedes Jahr 150 Millionen Menschen, nach westlichen Maßstäben, zur Mittelklasse dazu kämen. Und als letzten wichtigen Faktor führte GE den immer währenden globalen Hunger nach Rohstoffen und damit deren Förderung an. In der Regel erfordert die Erschließung neuer Rohstoffvorkommen eine vorhandene Infrastruktur und neuste Fördertechnologien. Diese Faktoren setzen laut GE die betroffenen Regierungen unter hohen Druck. Die Bevölkerung der wirtschaftlich aufstrebenden Staaten bestehe auf Teilhabe am Wohlstand und auf einen Ausgleich der sozialen und wirtschaftlichen Schieflagen in der Gesellschaftt. Als Reaktion auf diese Herausforderungen zücken die Regierungen kräftig ihre Scheckbücher und investieren in den nächsten 20 Jahren vor allem in die Zukunft und den Wohlstand ihrer Länder, indem sie riesige Infrastrukturprogramme aufsetzen. Die Grafik 1 zeigt, wie sich, laut GE, die weltweiten Infrastrukturgelder in den nächsten Jahren auf die verschiedenen Staaten aufteilen werden. Insgesamt schätzt GE die Summe, die für Infrastrukturinvestitionen bereitgestellt wird, auf ca. 4000 Milliarden US-Dollar.

Die angeführten langfristigen Aussichten sollten bei weiterer Überlegung auch dem Geschäft der Wettbewerber von GE nicht schaden. Wer sich also in diesem Bereich positionieren möchte, der kann auch in die Aktien der Siemens AG, ABB Ltd. oder Koninklijke Philips Electronics investieren. Gerade Siemens, als Aushängeschild für Qualität „Made in Germany“ und der hohen internationalen Wertschätzung deutscher Ingenieurskunst, könnte von den weltweiten Aufträgen in Zukunft profitieren und gute Geschäfte machen. Der Kurs der Siemens Aktie performt in den letzten Wochen jedoch schlechter als der DAX30-Index. Kurzfristig wird sich dies vor dem Hintergrund der europäischen Schuldenkrise und der damit verbundenen Wachstumsschwäche in Europa wohl auch nicht ändern. Jedoch könnten ein schwächerer Euro und eine stärker als erwartete US-Konjunktur die Siemens Aktie zu neuem Leben erwecken und relativ schnell über die wichtige charttechnische Marke von 80 Euro hinaus führen. Wie der Chart zeigt, eröffnet sich der Siemens Aktie, nach einem erfolgreichen Ausbruch über die Widerstandslinie, die bei 80 Euro verläuft, ein charttechnisches Kurspotential bis 100 Euro. Bis zu diesem Kursniveau sähe sich die Aktie keinem markanten chattechnischem Widerstand mehr gegenüber. Die Dividendenrendite liegt bei aktuellen Kursen von ca. 79 Euro bei ca. 3,8 Prozent und das KGV bei etwa 12. Damit ist die Siemens Aktie relativ moderat bewertet und ein guter Play im Infrastrukturbereich.

Oliver Bossmann, Analyst ETX Capital

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