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09:00 Uhr, 21.01.2013

Schäuble lehnt voreilige Hilfen für Zypern strikt ab

Berlin/ Brüssel (BoerseGo.de) - Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) hat baldige Finanzhilfen der Euro-Partnerländer für das hochverschuldete Zyperns ausgeschlossen. Erst müsse geprüft werden, ob durch die Probleme dieses Landes die Euro-Zone insgesamt in Gefahr sei, sagte der CDU-Politiker der „Süddeutschen Zeitung“ (Montag). Dies sei eine der Voraussetzungen dafür, dass überhaupt Geld aus dem Rettungsfonds fließen könne. „Wir sind noch lange nicht so weit, dass wir über ein Hilfspaket entscheiden könnten“, sagte Schäuble der SZ. Richtig sei, dass der Bankensektor in Zypern - gemessen an der Wirtschaftskraft des Landes - auffällig überdimensioniert ist, sagte Schäuble. „Und richtig ist auch, dass erstaunlich viel Geld russischer Bürger über zyprische Konten wieder nach Russland zurückfließt.“ Belege dafür gibt es allerdings nicht.

Zypern hatte bereits vor Monaten Hilfen durch den Euro-Rettungsschirm ESM beantragt. Die Rede ist von einem Geldbedarf von etwa 17 Milliarden Euro. Zehn Milliarden davon sind für die Banken des Landes vorgesehen, die unter ihren Verbindungen zu griechischen Geldhäusern leiden. Bislang haben die europäischen Regierungen über den Hilfsantrag noch nicht entschieden. EU-Kreisen zufolge dürfte das Rettungspaket in der zweiten März-Hälfte geschnürt werden, berichtet die Nachrichtenagentur Reuters. Viele Ökonomen kritisieren eine Rettung scharf. „Dass eine Insel mit Schwarzgeld-Geschäftsmodell EU-Mitglied wird, war von Anfang an ein Witz“, sagte etwa der Finanzprofessor Stefan Homburg gegenüber der „Welt Kompakt“. Es sei immer derselbe kommunikative Trick: Es werde so getan, als gehe alles den Bach runter, wenn man denen nicht helfe, so Homburg.

In Brüssel tagen an diesem Montag die Euro-Finanzminister. Eines der Themen wird die Situation Zyperns sein. Die Ressortchefs wollen zudem ihren neuen Vorsitzenden benennen. Einziger Kandidat für die Nachfolge des Luxemburgers Jean-Claude Juncker ist bisher der niederländische Finanzminister Jeroen Dijsselbloem.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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