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08:51 Uhr, 20.12.2012

Rote Linie: IWF fordert Schuldenschnitt für Zypern

Washington/ Berlin/ Nikosia (BoerseGo.de) - Im Ringen um kriselnde Euro-Länder wird der Tabubruch zur Methode. Nun fordert der Internationale Währungsfonds einem Bericht zufolge einen Schuldenschnitt für Zypern. Wie die „Süddeutsche Zeitung“ am Donnerstag unter Berufung auf Verhandlungskreise schreibt, verlangt der IWF einen Teilerlass der Staatsschulden, weil das Land sonst auch nach der Umsetzung von Reformen nicht in der Lage sein werde, seine Zinslast zu tragen. Zunächst galt die allgemeine Losung unter den Euro-Ländern, dass der vollzogene Schuldenschnitt für Griechenland eine einmalige Ausnahme bleibe. Die „Süddeutsche“ zitiert nun einen EU-Vertreter, der erklärte, die Lage in Zypern sei wesentlich dramatischer als die in Griechenland.

Derzeit sei noch offen, wie das zyprische Problem gelöst werden soll, schreibt die SZ. Für Länder wie die Niederlande und Deutschland komme eine Lösung ohne den IWF nicht in Frage, da etwa Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) ein Mitwirken des Fonds bei Hilfsprogrammen immer als essenziell bezeichnet habe. Laut der Zeitung wird auch diskutiert, dass Russland fünf Milliarden Euro an den IWF überweist, der das Geld seinerseits nach Nikosia weiterreicht. Damit bliebe der Fonds formal an Bord, müsste aber kein eigenes Geld beisteuern.

Der Bundesverband deutscher Banken (BdB) hält angesichts der schwierigen Finanzlage einen Schuldenschnitt für denkbar. „Es ist ja schon lange bekannt, dass das Land Probleme hat, sagte Hauptgeschäftsführer Michael Kemmer am Mittwoch im Gespräch mit dem Deutschlandfunk. Diese seien aber lösbar. „Im internationalen Kontext ist der geforderte Finanzbedarf (17 Mrd. Euro) überschaubar. Der Fall Zypern zeigt aber auch, dass die Schuldenkrise noch lange nicht zu Ende ist“, so Kemmer.

Das drittkleinste Mitgliedsland der Währungsunion hatte Ende November erklärt, 17 Milliarden Euro bis 2016 zu benötigen. Viele Institute stehen nach fünf Jahren Finanzkrise vor dem Kollaps, zumal die meisten von ihnen in großem Stil im taumelnden Griechenland engagiert sind. Die Summe entspricht fast dem Bruttoinlandsprodukt des Landes. Derzeit untersucht die Troika aus IWF, EU und Europäischer Zentralbank den Hilfsantrag Zyperns, der im Januar der Eurogruppe vorgelegt werden soll.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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