Kommentar
12:15 Uhr, 30.04.2014

Risikoappetit von Anlegern wächst langsamer als zuvor

Nach den neuesten Erkenntnissen aus ING Investment Managements Risk Rotation Survey1 ist der Risikoappetit institutioneller Investoren in den vergangenen sechs Monaten zwar gestiegen, aber eindeutig langsamer als in der Vergangenheit. Im ersten Quartal 20014 gaben 42 Prozent der institutionellen Investoren an, dass ihre Risikoneigung in den vorangegangenen sechs Monaten gestiegen sei. Demgegenüber war sie bei 19 Prozent der Befragten gesunken. Die entsprechenden Werte für das vierte Quartal 2013 liegen bei 56 bzw. 11 Prozent.

Was die Gründe für diesen Rückgang betrifft, so werden vor allem Sorgen um die weitere Entwicklung in China sowie Extremrisiken – die sogenannten „Tail Risks“ – angeführt. So machten sich in Q4 2013 14 Prozent der institutionellen Investoren „erhebliche“ Sorgen um eine harte Landung der chinesischen Wirtschaft. In Q1 2014 waren es 27 Prozent. Die entsprechenden Zahlen zum Tail Risk sind 11 Prozent sowie ein Anstieg auf 27 Prozent. Die vordringlichsten Risiken beziehen sich allerdings auf die politische Stoßrichtung, wobei der Ausstieg aus der QE bzw. Fiskalschocks die Hauptsorgen darstellen.

Nichtsdestotrotz gaben 70 Prozent der befragten institutionellen Investoren an, dass Aktien im Hinblick auf das Verhältnis zwischen Risiko und Ertrag ihrer Meinung nach für die nächsten drei bis sechs Monate von allen wichtigsten Assetklassen die attraktivste Anlageform darstellen, ein deutliches Indiz dafür, dass der Risikoappetit immer noch ein maßgeblicher Faktor ist. Bemerkenswert war indes der Rückgang beim Interesse an Immobilien: Obwohl immer noch auf Rang 2, so ist der Anteil der Investoren, die vorzugsweise auf diese Anlageform setzen, von 45 Prozent im Vorquartal auf 30 Prozent gesunken. Von allen Anlageformen verzeichneten Rohstoffe im vierten Quartal 2013 den größten prozentualen Zuwachs im Hinblick auf ihre Einschätzung als bestes Risko-Ertrags-Profil (von 13 auf 17 Prozent).

Dazu Valentijn van Nieuwenhuijzen, Head of Strategy Multi-Asset, bei ING Investment Management (ING IM):

„Trotz der erheblichen politischen, sozialen und wirtschaftlichen Probleme, denen wir uns heutzutage gegenübersehen, zeigt sich die Anlegerschaft relativ unbeeindruckt: Viele dieser Risiken sind entweder bereits wohlbekannt oder werden als nicht systemisch wahrgenommen. Insofern erwarten die Anleger hier keine bösen Überraschungen. Die Probleme in Europa zum Beispiel sind nicht verschwunden, doch da die Situation sich in den letzten Monaten beruhigt hat, geht kaum noch jemand von einem Auseinanderbrechen der EU aus. Die möglichen Konsequenzen der Krise zwischen Russland und Ukraine sind weniger klar, insofern verstärkt diese Situation die Nervosität bei Investoren und schlägt ihnen sozusagen auf den Risikoappetit.“

Auch die Tatsache, dass laut Umfrage 51 Prozent der institutionellen Investoren eine Erholung der EM-Assetklassen in den nächsten drei bis sechs Monaten erwarten und nur 22 Prozent vom Gegenteil überzeugt sind, spricht für eine anhaltende Risikoneigung.

Ein weiterer Hinweis auf einen ungebrochenen Risikoappetit ist die Tatsache, dass viele institutionelle Investoren aktive Maßnahmen ergriffen haben, um das Risiko in ihren Portfolios effektiver zu steuern. Laut eigener Angaben haben 67 Prozent der Befragten in den vergangenen zwölf Monaten ihre Diversifikation erhöht, während 30 Prozent ihre Exposition gegenüber risikoreichen Anlageformen reduziert haben. 16 Prozent haben ihre Barpositionen ausgebaut und 15 Prozent engagieren sich jetzt stärker bei „liquideren“ Anlageformen. Auch die Investmentstrategien, die nach Meinung der Befragten in den kommenden sechs bis zwölf Monaten am besten abschneiden werden, spiegeln diese Maßnahmen wider: 56,5 Prozent nannten Multi-Asset-Strategien, gefolgt von 23 Prozent bzw. 22 Prozent, die Balanced- oder Total-Return-Strategien nannten.

Geografisch finden sich die besten Investmentchancen in Hinblick auf das Verhältnis zwischen Risiko und Ertrag nach Ansicht von 30 Prozent der Befragten in den USA. 24 Prozent nannten Großbritannien, 18 Prozent die Emerging Markets und 13 Prozent Europa.

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