Regulierung von Stimmrechtsberatern: Weißes Haus prüft Einschränkung von ISS und BlackRock
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Wie das WSJ berichtet, zirkulieren Entwürfe für eine entsprechende Executive Order der Trump-Regierung. Im Fokus stehen dabei die Stimmrechtsberater Institutional Shareholder Services (ISS) und Glass Lewis. Diskutiert wird demnach unter anderem ein breites Verbot von Abstimmungsempfehlungen oder eine Regelung, die Empfehlungen für Unternehmen untersagt, die gleichzeitig Beratungsleistungen der Stimmrechtsberater in Anspruch nehmen.
Auch die Macht der großen Indexfonds-Anbieter wie BlackRock, Vanguard und State Street soll beschnitten werden. Diese drei Akteure halten im Auftrag ihrer Kunden oft 30 % oder mehr an vielen der größten börsennotierten US-Unternehmen. Eine erwogene Maßnahme würde vorschreiben, dass diese Fondsmanager ihr Stimmverhalten an das Votum derjenigen Kunden koppeln müssen, die selbst abstimmen.
Kritik von Musk und Dimon
Die Diskussionen, die seit Wochen andauern, gelten als ergebnisoffen. Sie erhöhen jedoch den Druck auf ISS und Glass Lewis erheblich. Die beiden Platzhirsche sahen sich zuletzt scharfer Kritik von prominenten Wirtschaftsführern ausgesetzt. Jamie Dimon, CEO von JPMorgan Chase, warf ihnen Interessenkonflikte vor. Tesla-Chef Elon Musk bezeichnete sie gar als "Unternehmens-Terroristen", nachdem sie eine "Nein"-Empfehlung für sein historisches Vergütungspaket im Wert von 1 Billion USD ausgesprochen hatten. Die Tesla-Aktionäre stimmten dem Paket vergangene Woche dennoch zu.
Wachsender Einfluss auf Hauptversammlungen
Stimmrechtsberater wie ISS und Glass Lewis analysieren für institutionelle Anleger Tausende von Anträgen auf Hauptversammlungen und geben Empfehlungen ab. Diese reichen von der Vergütung des Vorstands bis hin zu Umwelt- und Sozialzielen. Kleinere Fondsmanager verlassen sich oft stark auf diese Ratschläge. Tao Li, Finanzprofessor an der Universität von Florida, merkte an, dies sei für Investoren oft eine "billige Verteidigung gegen Klagen". Kritiker bemängeln hingegen, dass die Empfehlungen von ISS und Glass Lewis oft den Ausschlag geben und Vorstände zu Maßnahmen zwingen, die sie sonst vermeiden würden.
Branche reagiert gespalten
Die betroffenen Firmen reagieren unterschiedlich. ISS betonte in einer Stellungnahme, man sei bereits bei der US-Börsenaufsicht SEC registriert und verpflichtet, "hohe Qualität, unabhängige und objektive Ratschläge" zu liefern. Eine Sprecherin von Glass Lewis räumte ein, dass die gleichzeitige Beratung von Unternehmen und die Abgabe von Abstimmungsempfehlungen einen "signifikanten Interessenkonflikt" darstelle. Man bevorzuge jedoch eine Klärung durch die Regulierungsbehörden statt durch eine Executive Order. Glass Lewis kündigte zudem kürzlich an, seine pauschalen "Benchmark"-Empfehlungen ab 2027 einzustellen und sich auf maßgeschneiderte Beratung zu konzentrieren.
In diese Lücke stößt der Konkurrent Broadridge Financial Solutions. Mindestens ein Manager von Broadridge wirbt aktiv in Washington dafür, dass sich das eigene Geschäftsmodell unterscheide. Man biete Forschung und Infrastruktur, aber keine Abstimmungsempfehlungen. Laut Insidern konnten bereits namhafte Kunden wie Goldman Sachs Asset Management und J.P. Morgan Asset Management gewonnen werden.
Auch die großen Indexfonds-Manager stehen in der Kritik. Der aktivistische Investor Carl Icahn bezeichnete die "Großen Drei" kürzlich als ein "Kartell", das es Aktivisten unmöglich mache, Einfluss auf Verwaltungsräte zu nehmen. Die Fondsriesen haben zwar Programme zur "Investor-Wahl" eingeführt, die eine individuellere Stimmabgabe durch Endkunden erlauben sollen, die Umsetzung gilt jedoch als logistisch schwierig.
Neben den Einschränkungen für Berater prüft das Weiße Haus laut den Berichten auch eine Anhebung der Hürden für Aktionärsanträge. Derzeit können Aktionäre, die Wertpapiere im Wert von nur 2.000 USD für mindestens drei Jahre halten, eigene Anträge zur Abstimmung stellen. Ein Sprecher des Weißen Hauses bezeichnete die Diskussionen bis zu einer offiziellen Ankündigung als "Spekulation".

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