Kommentar
20:19 Uhr, 13.05.2013

Prop-Trader: Comeback des US-Dollars

Auffällig stark präsentierte sich der US-Dollar in der letzten Woche. Während die Aktienmärkte ihren "Risk-On"-Modus fortsetzten, strömen plötzlich vermehrt Käufer in den sonst als risikoaverses Asset gesuchten Dollar. Der Dollarindex (DXY) zog in den letzten zwei Tagen so stark wie zuletzt im Sommer 2012 an und das in einem Umfeld, in dem der S&P 500 an sieben Handelstagen sechs All-Time-Highs gesehen hat.

Es gibt hierfür zahlreiche plausible Gründe, auch wenn diese im eher mittelfristigen Zeitfenster angesiedelt sind. Dazu zählen der Aufwärtstrend der US-amerikanischen Konjunkturindikatoren und die globale Abwertungsbemühungen der Notenbanken. Wenn im Ausland keine attraktiven Zinssätze mehr gezahlt werden - selbst Australien senkte kürzlich wieder den Leitzins - dann können US-Investoren ebenso das Geld wieder heimholen.

Aktuell dürften der schwache Rohstoffmarkt und der Sprung des Yen über die 100er Marke eine kurzfristige Bewegung getriggert haben. Der Euro fiel ebenfalls in der zweiten Wochenhälfte gegenüber dem US-Dollar und schloss unterhalb der wichtigen 1,30er Marke (200-Tagelinie).

Die Aktienmärkte präsentierten sich weiterhin sehr fest. Der S&P 500 zog im Wochenvergleich um 1,2% an und schloss bei 1.633,70 Punkten. Der DAX erreichte ebenfalls ein neues Allzeithoch (Wochenhoch 8358,28 Punkte) und hat damit in der vergangenen Woche unser 2013er Jahresziel bei 8200,00 Punkten buchstäblich abgeräumt.

In unserer Jahresausblicksanalyse vom 01.Januar hatten wir vornehmlich das billige Notenbankgeld und die Einsicht der Investoren, dass die US-Wirtschaft nicht in absehbarer Zeit die Exit-Szenarien der Fed erfüllen würde, als treibende Faktoren für dieses Jahr gesehen. Ein Blick auf unsere Risikoszenarien und -faktoren für 2013 ist eine Nachlese des Jahresausblicks wert.

Neben den geopolitischen Risiken (Iran - Israel) und die der Eurozone systemimmanenten Unsicherheitsfaktoren die wir im Jahresausblick beschrieben haben, sehen wir nun einen weiteren, wenn auch kurzfristigen Problempunkt für die Entwicklung der Märkte. Vor Allem die europäischen Indizes sind in den letzten drei Wochen in der Hoffnung gestiegen, dass billiges Notenbankgeld die schwachen Kennzahlen aus der Realwirtschaft auffangen würde.

Die Aktienmärkte preisen hierbei eine Entwicklung ein, die tatsächlich noch nicht eingetreten ist.

Ein Vorweggreifen der Märkte kann funktionieren, birgt aber auch das Risiko einer kurzfristigen Überhitzung und sollte bei möglichen Enttäuschungen, wie z.B. bei den ZEW-Zahlen am Dienstag oder dem Eurozonen-BIP am Mittwoch zu entsprechenden Korrekturen am Markt führen.

Unser kurzfristiges Szenario für die Aktienmärkte und den DAX ist stark geprägt von der Positionierung der institutionellen Anleger. Die an dieser Stelle beschriebene Kaufpanik der professionellen Moneymanager mischte sich zuletzt mit einer hohen "Hedge"-Quote am Futuresmarkt, die kaum Rücksetzer zuließ. Neue Hochs führten schnell zu Eindeckungskäufen von Short-Sellern und der Markt stieg ohne größere Korrekturen weiter.

Die Signallage für die neue Woche ist leicht verändert. Anscheinend haben die neuen Hochs ihre marktbereinigende Rolle gut bedient, denn die Absicherungspositionen der Futures-Händler sind deutlich zurückgegangen. Sie bewegen sich aktuell unter dem März-Niveau, als sich die Korrekturen am Markt mit Sorglosigkeit vermischten und die Bewegung nach unten damit beschleunigten.

Smart-Money-Sentiment / Prop-Trader

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Demgegenüber sehen wir aktuell eine minimale Drosselung der Investitionsquoten der großen US-Fonds. Üblicherweise steigen diese in starken Märkten, aber bei den aktuellen Performance-Ergebnissen (S&P 500 14,5% YTD) wird sicher der ein oder andere auch Gewinne mitnehmen.

Fazit: Somit ergibt sich ein interessantes Bild. Während die "Shorts" aus dem Markt gespült wurden, nehmen die Bullen etwas Geld vom Tisch. Hieraus könnte sich der Beginn einer neuen Marktphase ergeben, die zumindest kurzzeitig für eine Konsolidierungswelle gut sein dürfte.

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Viele Grüße,

Jakob Penndorf

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Hinweis: Das große, kostenfreie „Prop-Trader“-Webinar findet wieder im wöchentlichen Turnus statt.

Nächster Termin: Donnerstag, 16.05.2013 15.15 – 16.00 Uhr.

Anmeldeinformtionen unter: http://www.godmode-trader.de/events

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Jakob Penndorf, Jahrgang 1985, hat im Institutional Research und Equity Sales Trading bei einem Frankfurter Börsenmakler und Vermögensverwalter gearbeitet und verantwortet seit 2011 die „Managed-Futures-Strategy“ eines Multi-Asset-Fonds.

Seit 2012 ist er Trader bei GodmodeTrader.de.

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"Offenlegung gemäß §34b WpHG wegen möglicher Interessenkonflikte: Der Autor ist in den besprochenen Wertpapieren bzw. Basiswerten zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieser Analyse investiert."

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Über den Experten

Jakob Penndorf
Jakob Penndorf

Jakob Penndorf teilt seit 2015 seine Expertise als Finanz- und Tradingexperte auf GodmodeTrader und Guidants, den Finanzportalen der BörseGo AG. Er startete seine Karriere als Börsenhändler und Analyst bei einer Wertpapierhandelsbank, war Berater und Fondsmanager für Asset Manager in Frankfurt am Main und Gründer eines Finanztechnologie-Unternehmens in Berlin. Jakob Penndorf hat zahlreiche Lehrgänge absolviert, u.a. ist er akkreditierter Berater der namhaften Investmentgesellschaft Dimensional Funds Advisors (DFA) aus den USA, deren Vorstand und Verwaltungsrat führende Finanzforscher wie Kenneth French, Roger Ibbotson oder Eugene Fama angehören. Jakob Penndorf veröffentlichte zahlreiche Fachartikel über Börsenstrategien, Anlegerverhalten und technische Handelssysteme. Er trainiert Unternehmer, Börsenhändler und Investoren im Umgang mit Risiken an den Finanzmärkten.

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