Plagiatsaffäre: Schavan verliert Doktortitel - Opposition fordert Rücktritt
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Düsseldorf/ Berlin (BoerseGo.de) - Die Universität Düsseldorf hat Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) ihren Doktortitel entzogen. Nach Ansicht des zuständigen Gremiums hat Schavan „systematisch und vorsätzlich" Gedanken anderer als Eigenleistung vorgegeben. Der Fakultätsrat habe in dem Plagiatsverfahren die Promotionsleistung für ungültig erklärt und beschlossen, den vor 33 Jahren erworbenen Doktorgrad zu entziehen, teilte der Ratsvorsitzende, Prof. Bruno Bleckmann mit. Ausschlaggebend sei vor allem die Zitierweise gewesen.
Die Bildungsministerium will gegen das Votum aus Düsseldorf gerichtlich vorgehen. „Die Entscheidung ist in einem fehlerhaften Verfahren zustande gekommen und sie ist auch materiell rechtswidrig“, ließ Schavan über ihre Anwälte mitteilen. Durch die Aberkennung ihres Doktortitels besitzt sie nun auch keinen Studienabschluss mehr, weil sie damals direkt promoviert hatte.
Nach der Aberkennung des Doktortitels fordert die Opposition den Rücktritt der 57-Jährigen Ministerin. SPD-Generalsekretärin Andrea Nahles sagte der „Welt“, als Wissenschaftsministerin sei Schavan nicht mehr glaubwürdig. Der bildungspolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Ernst Dieter Rossmann, ergänzte, Schavan könne nicht mehr überzeugend die hohen Ansprüche von Wissenschaft und Forschung in Deutschland vertreten. „Nach diesem Votum der Universität Düsseldorf kann Frau Schavan nicht mehr Ministerin sein. Sie muss jetzt selbst die Konsequenzen ziehen oder Frau Merkel muss das für sie tun,“ so Rossmann.
Aus den eigenen Reihen erhielt Schavan Rückendeckung. So bezeichnete der stellvertretende Unions-Fraktionsvorsitzende Michael Kretschmer das Vorgehen der Hochschule als politisch motivierte Kampagne gegen die Ministerin. Auch der Vorsitzende des Innenausschusses im Bundestag Wolfgang Bosbach (CDU) sagte, ein Rücktritt sei nicht angebracht. „Das sollte sie nicht tun. Das letzte Wort haben die Gerichte“, sagte Bosbach am Mittwoch im Gespräch mit dem Deutschlandfunk. Jetzt folge ein rechtsförmliches Verfahren, das man abwarten sollte. „Ich kann verstehen, dass sie um ihren Ruf kämpft", so Bosbach.
Schavan selbst hat Flüchtigkeitsfehler in ihrer Dissertation eingeräumt, den Vorwurf des Plagiats oder der Täuschung aber stets zurückgewiesen. Einen Rücktritt als Bildungsministerin hat sie bislang kategorisch ausgeschlossen.
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