Ökonom Stark kritisiert EZB: "Übertreibungen, Korrekturen, böses Erwachen"
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Berlin (BoerseGo.de) - Der ehemalige Chefvolkswirt der Europäischen Zentralbank, Jürgen Stark, kann dem lockeren geldpolitischen Kurs der Notenbank weiterhin nicht viel abgewinnen. Im Interview mit dem „Handelsblatt“ stellte Stark klar, die EZB habe einen gefährlichen Kurs eingeschlagen. „Fakt ist, dass die EZB eine entscheidende Rolle im Krisenmanagement gespielt hat, als die Krise in den Jahren 2008 und 2009 eskalierte“, lobte Stark den damaligen Kurs der EZB. Nach dem Fall von Lehman Brothers sei es völlig berechtigt, gewesen die Zinsen zu senken und zusätzliche Liquidität in die Märkte zu geben. Allerdings habe sich die EZB mittlerweile in diesem Krisenmodus verfangen. „Sie gibt ihre Unabhängigkeit auf, indem sie sich zum Krisenbekämpfungsinstrument von Europas Politik macht“, kritisierte der deutsche Ökonom.
Eigentlich müsste die EZB Vertrauensanker in einem Papiergeldregime sein. Denn Papiergeld ohne direkte oder indirekte Unterlegung durch reale Werte funktioniere nicht, betonte der Volkswirt und ergänzte: Wer das „missachtet und die Zentralbanken mit immer neuen Aufgaben überfrachtet", gefährde dieses fragile System. „Herr Draghi setzt mit seinen fortgesetzten Eingriffen in den Markt und seiner Niedrigzinspolitik die Unabhängigkeit der Notenbank und die Geldwertstabilität aufs Spiel“.
Stark sagte, „wir leben in einer Phase, die wird noch einige Jahre dauern, mit üppiger Liquidität und mit niedrigen Zinsen“. Empfehlenswert sei, genau auf die ökonomischen Fundamentaldaten zu achten, ob denn die Kursentwicklung, die man sieht - sei es bei Anleihen, sei es bei Aktien - , wirklich durch die ökonomischen Bedingungen getrieben sei oder nur durch Liquidität. „Ich sehe uns einer längeren Niedrigzinsphase ausgesetzt mit der Folge, dass wir wiederum eine Situation haben können, die in diese Krise letztlich geführt hat: Übertreibungen, Korrekturen und böses Erwachen“.
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