Ökonom: "EZB ist zu arrogant geworden"
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Bonn (BoerseGo.de) - Der renommierte Wirtschaftswissenschaftler Manfred Neumann hadert mit der Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB). Die EZB sei überheblich geworden, warf der Geldtheoretiker der Notenbank in einem Interview mit der „Süddeutschen Zeitung“ (Freitag) vor. Denn sie unterschätze die Inflationsgefahren. Insbesondere die Rolle, die EZB-Präsident Mario Draghi spielt, gefällt Neumann wenig. „Er denkt nur noch politisch und ist immer dabei, wenn in Brüssel Rettungspläne diskutiert werden. Er sitzt mit am Tisch, wird dadurch beeinflusst, macht Vorschläge. Zu große Nähe färbt aber ab“. Die Bundesregierung sollte Bundesbankchef Jens Weidmann mehr unterstützen, fordert der Bonner Professor. Es sei höchste Zeit, dass die Regierung ihr Schweigen aufgibt. Sie sollte klar stellen, dass auch sie die Position der Bundesbank vertritt.
An diesem Freitag wird der griechische Ministerpräsident Atonis Samaras mit Bundeskanzlerin Angela Merkel zusammentreffen und um Vertrauen und vor allem mehr Zeit für die Sparvorhaben seines Landes werben. Der Ökonom Neumann lehnt aber weiteres Entgegenkommen für das krisengeplagte Land strikt ab und wirbt für den „Grexit“. Für Griechenland sei es am besten, die Euro-Zone gleich zu verlassen, sagte er im SZ-Interview: „Für Griechenland gibt es keine Hoffnung mehr. Alle anderen Euro-Länder könnten es schaffen, ihre Probleme zu lösen“.
Eigentlich, so Neumann, wäre es für Deutschland vorteilhafter, die Euro-Zone zu verlassen. Wenn man nur auf die Zahlen schaue, könne man sich vorstellen, dass Deutschland austritt. „Wir haben eine große Industrie, die sich dem Weltmarkt stellt. Das war schon immer so, und diese Offenheit zwingt uns, effizient zu sein. Wahrscheinlich wird Deutschland den anderen Staaten ökonomisch immer wieder davonziehen, was dann immer wieder zu Krisen in der Euro-Zone führen kann“, prognostiziert der Wirtschaftswissenschaftler. Dennoch sollte Deutschland die Euro-Zone nicht verlassen. Das sei Staatsräson und gebiete die geografische Lage in der Mitte Europas. Es wäre aber nicht schlecht, wenn die deutsche Regierung härter aufträte und zumindest andeuten würde, dass nichts für immer völlig ausgeschlossen ist. „Wir machen zu wenig Druck“, ist Neumann überzeugt.
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