Nach der Wahl in Italien: Römischer Stillstand
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Rom (BoerseGo.de) - Nach der Wahl in Italien droht ein politisches Patt und damit verbunden ein Wiederaufflammen der Euro-Krise um das hochverschuldete Land: Das Mitte-Links-Bündnis des Politikers Pier Luigi Bersani hat bei der Wahl zum Abgeordnetenhaus nur hauchdünn die Nase vorne. Im Senat bleibt Bersani ohne Mehrheit. Damit könnten wichtige Entscheidungen blockiert werden. Neuwahlen können nicht ausgeschlossen werden.
Wie das Innenministerium in Rom am Dienstagmorgen nach Auszählung fast aller Stimmen mitteilte, kommt Bersanis Lager im Abgeordnetenhaus auf 29,55 Prozent der Stimmen. Das Mitte-Rechts-Bündnis des früheren Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi erzielt 29,18 Prozent, das sind knapp 125.000 Stimmen weniger. Die Protestbewegung des Komikers Grillo erreicht 25 Prozent, das Bündnis des bisherigen Regierungschefs Monti gut zehn Prozent. Dank des Wahlrechts erhält die stärkste Kraft im Abgeordnetenhaus mit 340 der insgesamt 630 Sitze automatisch die absolute Mehrheit.
In der zweiten Kammer - dem Senat - konnte nach Auszählung fast aller Stimmen keines der Lager die nötige Mehrheit der Sitze auf sich vereinen. Auch wenn Bersani und Monti sich zusammenschließen, reicht das nicht aus. Laut Innenministerium kam die Linke auf 113 Sitze, Berlusconis Mitte-Rechts-Bündnis erreichte 116 Mandate. Die Bewegung des ehemaligen Kabarettisten Beppe Grillo („Fünf Sterne“) kam auf 54 Mandate. Abgeschlagen ist Mario Montis Wahlbündnis mit 18 Sitzen. Damit ist Bersani theoretisch auf die Unterstützung von Berlusconi oder Grillo angewiesen.
Angesichts des unklaren Wahlergebnisses folgte umgehend die Reaktion an den Finanzmärkten. So zogen die Renditen auf italienische Staatsanleihen prompt an, der Risikoaufschlag der Papiere des Staates erhöhte sich wieder. Der Euro fiel auf den tiefsten Stand seit Anfang Januar: Er sank innerhalb weniger Stunden um fast drei Cents auf rund 1,3050 US-Dollar.
Am Montag hat Italien an den Kapitalmärkten für zweijährige Zerobonds 1,68 Prozent gezahlt, nach 1,43 Prozent im Januar. Insgesamt wurden 2,8 Milliarden Euro platziert und damit weniger als die kalkulierten drei Milliarden Euro. Zudem wurden inflationsindexierte Papiere im Volumen von 1,25 Milliarden Euro angeboten. Am Mittwoch wird es spannend: Es sollen für sieben Milliarden Euro zehnjährige Papiere auktioniert werden.
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