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22:11 Uhr, 02.06.2023

MÄRKTE USA/Sehr fest - Aktienanleger wetten auf Zinserhöhungspause

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NEW YORK (Dow Jones) - Die Hoffnung auf eine Zinserhöhungspause im Juni durch die US-Notenbank hat die Anleger an der Wall Street am Freitag weiter in Kauflaune versetzt. Dass der US-Senat das Schuldendrama beendet und den drohenden Zahlungsausfall der Regierung in letzter Minute verhindert hat, wurde wohlwollend zur Kenntnis genommen. Doch hatte der Markt nach dem klaren Votum im Repräsentantenhaus eine Zustimmung des Senats bereits als "sicher" vorausgesetzt. Insofern stützte die Aussetzung der Schuldenobergrenze nur noch sehr verhalten den Aktienmarkt. Der Dow-Jones-Index stieg um 2,1 Prozent, S&P-500 und Nasdaq-Composite legten um 1,5 bzw. 1,1 Prozent zu. Dabei waren die Kursgewinner mit 2.567 (Donnerstag: 2.139) klar in der Überzahl. Ihnen standen 431 (836) Verlierer gegenüber, während 62 (104) Titel unverändert schlossen.

Kurzfristig stand aber die Zinsthematik im Blick, und da dürfte der Arbeitsmarktbericht für Mai die Debatte befeuert haben. Denn das US-Jobwachstum hat im Mai die Erwartungen deutlich übertroffen. Die starken Daten erschweren den Kampf der Federal Reserve gegen die hohe Inflation. Die separat erhobene Arbeitslosenquote stieg im Mai allerdings etwas deutlicher als gedacht, offenbar weil die günstigen Jobaussichten mehr Menschen zur Arbeitssuche animieren. Die US-Stundenlöhne stiegen gegenüber dem Vormonat im erwarteten Rahmen, was Inflationssorgen zerstreuen half.

Die Meinungen am Markt zur Relevanz der Daten gingen auseinander: Denn zuletzt hatten überzeugende Arbeitsmarktdaten wie die offenen Stellen kaum Einfluss auf die Zinserwartungen. Diese wurden vielmehr geprägt von schwachen Daten, die das Bild einer sich langsam immer weiter eintrübenden Konjunkturlage zeichneten - trotz eines unverändert engen Arbeitsmarktes. Am Freitag preiste der Zinsterminmarkt eine Zinserhöhung im Juni von 25 Basispunkten nur noch mit einer Wahrscheinlichkeit von 28 Prozent ein. Das waren nur ein paar Punkte mehr als vor den Daten.

"Die Fed sendet eindeutig die Botschaft aus, dass sie eine Zinserhöhung nicht mehr für dringlich hält, während sie gleichzeitig Anleger wissen lässt, dass ihre Aufgabe der Inflationsbekämpfung noch nicht erledigt ist", sagte Analystin Ipek Ozkardeskaya von Swissquote Bank. Die Fed steuere so die Markterwartungen. Es werde kurzfristig keine Zinserhöhungen geben, gleichzeitig wolle die Fed die Marktbedingungen aber nicht durch übermäßig taubenhafte Spekulationen nachhaltig beeinflussen.

   Renditen steigen mit Arbeitsmarktdaten 

Am Rentenmarkt sah es anders aus, denn hier hievten fallende Notierungen die Renditen nach oben. Mit den Arbeitsmarktdaten gewann die Dynamik anziehender Renditen klar an Schwung. Die Kursgewinne an den Aktienmärkten ließen Anleger dem Anleihemarkt den Rücken kehren. Auch dürften mehr Investoren doch auf eine Zinserhöhung gewettet haben.

Der US-Dollar zog an: Der Dollarindex zeigte sich 0,5 Prozent höher, nachdem er vor den Daten knapp im Minus gelegen hatte. Die Aufwertung des Dollar, steigende Marktzinsen und ein geringeres Interesse an "sicheren Häfen" drückten den Goldpreis. Die Erdölpreise legten dagegen weiter kräftig zu. Spekulationen auf eine Fördermengenkürzung der Gruppe Opec+ bei ihrem anstehenden Treffen stiegen nun doch wieder, hieß es.

   Amazon wirbelt Telekom-Kurse durcheinander 

Die Aktien der Telekommunikationsanbieter Verizon (-3,2 %), T-Mobile US (-5,6 %) und Dish (+16,2 %) gerieten in Bewegung. Im Handel verwies man auf einen möglichen Markteintritt von Amazon (+1,2 %). Wie Bloomberg berichtet, verhandelt Amazon derzeit mit Mobilfunkanbietern über die Bereitstellung von Mobilfunkdiensten für ihre Prime-Mitglieder zu geringen Kosten oder sogar kostenlos. Amazon spreche mit Verizon, T-Mobile US und Dish über die niedrigsten möglichen Preise. Offenbar sieht der Markt Dish als möglichen Gewinner eines Deals, die Platzhirsche Verizon und T-Mobile US dagegen als Verlierer. Denn eine Abmachung dürfte die Margen der beiden großen Anbieter belasten, heißt es weiter. AT&T (-3,8 %) dementierte Verhandlungen mit Amazon.

Stärkster Wert im Dow waren 3M, die sich um 8,8 Prozent verbesserten. Die Nachrichtenagentur Bloomberg hatte berichtet, der Mischkonzern habe einen milliardenschweren Vergleich mit mehreren US-Städten geschlossen, um Vorwürfe der Wasserverschmutzung durch die "ewigen Chemikalien" PFAS beizulegen und einen Prozess abzuwenden. Änliche Vergleiche schlossen auch Chemours (+24 %), DuPont (+7,3 %) und Corteva (+3,8 %).

Lululemon Athletica sprangen um 11,3 Prozent nach oben. Der Anbieter von Yoga-Bekleidung traut sich im laufenden Geschäftsjahr mehr zu und hat seine Jahresprognose angehoben, nachdem die Gesellschaft im ersten Geschäftsquartal besser abgeschnitten hat als erwartet.

Broadcom zogen um 2,8 Prozent an. Das Halbleiterunternehmen hat im zweiten Geschäftsquartal dank einer gestiegenen Nachfrage nach Technologien der nächsten Generation die Markterwartungen bei Umsatz und bereinigtem Gewinn übertroffen. Auch das für das dritte Quartal angepeilte Umsatzwachstum lag über den Marktschätzungen.

JetBlue Airways (+5,1 %) und Frontier Group (+10,5 %) gaben bekannt, dass sie im Zusammenhang mit der geplanten Übernahme von Spirit Airlines (+1,3 %) durch JetBlue eine Veräußerungsvereinbarung getroffen haben. Die Fluggesellschaft werde alle Anteile von Spirit am New Yorker Flughafen LaGuardia an Frontier veräußern.

Zscaler hat im dritten Geschäftsquartal den Umsatz dank einer starken Nachfrage nach seinen Cloud-Sicherheitsdiensten um fast die Hälfte gesteigert. Umsatz und bereinigter Gewinn übertrafen die Markterwartungen. Der Jahresausblick wurde erneut angehoben. Die Aktie des IT-Unternehmens zog um 5,4 Prozent an.

Die Aktien von Tilly's sackten um 12,6 Prozent ab, nachdem der Bekleidungshändler für das zweite Geschäftsquartal unerwartet hohe Verluste prognostiziert hatte. Samsara haussierten dagegen um rund 28 Prozent. Das Unternehmen aus dem Bereich Internet der Dinge hat im abgelaufenen Quartal den Verlust verringert und den Umsatz deutlich gesteigert. Der Jahresausblick wurde angehoben.

Die Hinterlegungsscheine der Mainzer Biontech kletterten um 3,9 Prozent. Die Biopharmagesellschaft macht Fortschritte im Bereich Leberkrebstherapie. Biontech hat mit ihrem Partner OncoC4 positive Ergebnisse in einer Phase-1/2-Studie erzielt.

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INDEX                 zuletzt        +/- %       absolut      +/- % YTD 
DJIA                33.762,76        +2,1 %        701,19          +1,9 % 
S&P-500              4.282,37        +1,5 %         61,35         +11,5 % 
Nasdaq-Comp.        13.240,77        +1,1 %        139,78         +26,5 % 
Nasdaq-100          14.546,64        +0,7 %        105,13         +33,0 % 
 
US-Anleihen 
Laufzeit              Rendite     Bp zu VT    Rendite VT      +/-Bp YTD 
2 Jahre                  4,50        +17,1          4,33            8,3 
5 Jahre                  3,85        +15,3          3,70          -15,1 
7 Jahre                  3,79        +14,2          3,65          -17,8 
10 Jahre                 3,70        +10,4          3,60          -17,9 
30 Jahre                 3,89         +7,1          3,82           -8,4 
 
DEVISEN               zuletzt        +/- %  Fr, 7:58 Uhr  Do, 17:30 Uhr   % YTD 
EUR/USD                1,0708        -0,5 %        1,0771         1,0737   +0,0 % 
EUR/JPY                149,87        +0,3 %        149,61         149,10   +6,8 % 
EUR/CHF                0,9733        -0,1 %        0,9742         0,9757   -1,7 % 
EUR/GBP                0,8600        +0,1 %        0,8591         0,8574   -2,8 % 
USD/JPY                139,97        +0,8 %        138,90         138,82   +6,7 % 
GBP/USD                1,2451        -0,6 %        1,2536         1,2522   +2,9 % 
USD/CNH (Offshore)     7,1077        +0,0 %        7,0860         7,1088   +2,6 % 
Bitcoin 
BTC/USD             27.254,62        +1,3 %     27.154,43      26.902,10  +64,2 % 
 
ROHOEL                zuletzt  VT-Settlem.         +/- %        +/- USD   % YTD 
WTI/Nymex               71,99        70,10         +2,7 %          +1,89   -9,8 % 
Brent/ICE               76,39        74,28         +2,8 %          +2,11   -8,8 % 
GAS                            VT-Settlem.                      +/- EUR 
Dutch TTF               23,53        23,10         +1,8 %          +0,42  -71,2 % 
 
METALLE               zuletzt       Vortag         +/- %        +/- USD   % YTD 
Gold (Spot)          1.948,60     1.978,15         -1,5 %         -29,55   +6,8 % 
Silber (Spot)           23,63        23,93         -1,2 %          -0,30   -1,4 % 
Platin (Spot)        1.003,03     1.009,83         -0,7 %          -6,80   -6,1 % 
Kupfer-Future            3,73         3,71         +0,5 %          +0,02   -2,3 % 
 
YTD bezogen auf Schlussstand des Vortags 
=== 

Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

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