MÄRKTE EUROPA/Inflationssorge lastet auf Stimmung am Aktienmarkt
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FRANKFURT (Dow Jones) - Die europäischen Aktienmärkte tendieren zum Wochenausklang leichter. Vom Tagestief haben sich die Kurse aber bereits deutlich erholt. Der DAX fällt am Nachmittag um 0,3 Prozent auf 15.484 Punkte, der Euro-Stoxx-50 gibt um 0,4 Prozent auf 4.279 Punkte nach. Als Stimmungskiller wird an der Börse auf die Inflation und die Zinsen verwiesen. Hierfür gibt es zwei Gründe: Fundamental belastet die laufende Veröffentlichung von weniger guten Inflationsdaten als am Markt erhofft. So enttäuscht in Deutschland der geringe Rückgang der Erzeugerpreise (PPI). Des weiteren verweist ein Aktienhändler auf das Bloomberg-Interview von EZB-Direktoriumsmitglied Isabel Schnabel.
Im Interview warnt sie vor der Gefahr, dass die Finanzmärkte die Hartnäckigkeit der Inflation unterschätzten - und damit auch die von Seiten der EZB notwendigen Maßnahmen zu ihrer Eindämmung. Es bestehe das Risiko, dass sich die Inflation als hartnäckiger erweise, als derzeit von den Finanzmärkten eingepreist. Im Bereich von zwei Jahren stiegen die Bund-Renditen am Vormittag mit 2,935 Prozent auf das höchste Niveau seit 2008.
Inflation sinkt weniger als erhofft - Deutsche Preise kaum gefallen
"Das Inflationsgespenst bleibt unbesiegt", so ein Marktteilnehmer. In Deutschland stiegen die Erzeugerpreise (PPI) um 17,8 Prozent zum Vorjahr. Zum Vormonat gingen sie dank fallender Energiekosten um 1,0 Prozent zurück - was deutlich weniger ist als prognostiziert. Die Erwartungen lauteten dagegen auf einen Rückgang zwischen 1,5 und 3 Prozent. Marktteilnehmer bemängeln schon seit Wochen, dass Volkswirte bei der Einschätzung von Preisdaten derzeit sehr oft daneben lägen und damit falsche Erwartungen am Markt weckten. Unter Druck stehen am Aktienmarkt die zinssensitiven Branchen: Der Index der Technologiewerte in Europa ist mit 1,8 Prozent Minus einer der größten Verlierer an den Börsen.
Wie es mit der Inflation weitergeht, hängt auch stark von der Entwicklung der Energiepreise ab, und von hier kommt Entwarnung. Der als Referenz geltende Gas-Terminkontrakt TTF an der Energiebörse in den Niederlanden fiel unter 50 Euro pro Megawattstunde. Die wärmeren Wintertemperaturen und die vergleichsweise hohen Lagerbestände trugen dazu bei, die Notierungen für den Rohstoff zu senken. Die Gasspeicher in der EU waren am 14. Februar zu 65 Prozent gefüllt, was nahe dem Maximum für diese Jahreszeit liegt und 19 Prozentpunkte über dem Durchschnitt für den Zeitraum 2015-20. Nach Ansicht von Salomon Fiedler, Ökonom bei Berenberg, dürfte Europa mit Blick auf die Gasversorgung auch den nächsten Winter überstehen, sofern einige Variablen stabil blieben. Aber auch der Ölpreis fällt, so wird ein Barrel der Sorte Brent gut 3 Prozent niedriger zum Vortag gehandelt.
Mercedes-Benz hat Geld für Aktienrückkauf
Mercedes-Benz überrascht den Markt mit einem Aktienrückkauf, die Aktien steigen um 2,9 Prozent. Der Markt habe eher angenommen, dass Mercedes wie andere Autobauer verstärkt in die E-Technik investiert und somit weniger Geld für Rückkäufe ausgibt, sagt ein Händler. Durch Einziehen der Aktien steige der Gewinn je Aktie nach dem aktuellen Stand um mehr als 5,5 Prozent. Auch die Geschäftszahlen liegen leicht über den Erwartungen.
Allianz fallen hingegen nach Zahlen um 2,5 Prozent. Stratege Heino Ruland von Ruland Research merkt an, das Plus des Bereichs Lebens- und Krankenversicherungen beim operativen Ergebnis habe die Erwartungen um 56 Prozent übertroffen, jedoch bedingt durch Zukäufe und die gute Entwicklung in Asien. Das eigentliche Kerngeschäft mit Schadens- und Unfall-Versicherungen entwickele sich dagegen deutlich schlechter.
Auch die Aktien von Rückversicherer Swiss Re fallen um 0,3 Prozent. Trotz guter Zahlen sehe der Ausblick sehr vorsichtig aus, heißt es von Analysten. RBC Capital Markets merkt an, die Gewinnerwartung für dieses Jahr liege mit 3 Milliarden unter dem Konsens von 3,2 Milliarden Dollar.
Bei Deutsche Post geht es um 1,8 Prozent nach unten. JP Morgan hat die Aktien laut Händlern auf "Underweight" gesenkt.
Air France überrascht positiv
Quartalszahlen aus Frankreich kommen wie bereits am Vortag an der Börse gut an. So geht es für die Aktien der Luxusmarke Hermes um 0,6 Prozent aufwärts.
Die Überraschung des Tages kommt von Air France-KLM: Die Fluglinie schaffte im vierten Quartal den Sprung in die Gewinnzone, die Aktien schießen um 7 Prozent nach oben. Dazu konnte ein Rekordumsatz verbucht werden und der operative Gewinn überstieg die Erwartungen. Die Analysten der Citi sehen eine Fortsetzung der positiven Entwicklung ins erste Quartal hinein.
Von starken Zahlen spricht ein Marktteilnehmer mit Blick auf Safran. Das gelte auch für den Ausblick: Der für dieses Jahr erwartete freie Cashflow von mindestens 2,5 Milliarden Euro liege etwa 20 Prozent über den Prognosen. Am Abend wird die Börsen-Tochter Qontigo Safran voraussichtlich als Nachfolger von Linde im Stoxx-50 küren. Der Kurs zieht um 1,1 Prozent an.
Auch beim Schweizer Spezialchemiekonzern Sika lief es vergangenes Jahr rund. Der Umsatz sprang um 13 Prozent nach oben. Der Nettogewinn stieg auf 1,16 Milliarden Franken von 1,05 Milliarden im Vorjahr. Im Ausblick zeigt sich Sika weiter positiv und sieht ein Umsatzwachstum von 6,0 bis 8,0 Prozent. Die Aktien honorieren dies mit 4,3 Prozent Kursplus.
=== Aktienindex zuletzt +/- % absolut +/- % YTD Euro-Stoxx-50 4.278,83 -0,4 % -18,41 +12,8 % Stoxx-50 3.941,08 -0,1 % -1,99 +7,9 % DAX 15.484,14 -0,3 % -49,50 +11,2 % MDAX 28.832,96 -0,7 % -194,89 +14,8 % TecDAX 3.271,83 -0,4 % -12,46 +12,0 % SDAX 13.539,27 +0,0 % 2,68 +13,5 % FTSE 8.000,30 -0,2 % -12,23 +7,5 % CAC 7.354,34 -0,2 % -11,82 +13,6 % Rentenmarkt zuletzt absolut +/- YTD Dt. Zehnjahresrendite 2,45 -0,03 -0,12 US-Zehnjahresrendite 3,86 +0,00 -0,02 DEVISEN zuletzt +/- % Fr, 8:45 Do, 17:25 Uhr % YTD EUR/USD 1,0666 -0,0 % 1,0634 1,0672 -0,4 % EUR/JPY 143,25 +0,2 % 143,26 143,23 +2,1 % EUR/CHF 0,9898 +0,2 % 0,9884 0,9877 0 % EUR/GBP 0,8882 -0,2 % 0,8909 0,8892 +0,4 % USD/JPY 134,33 +0,3 % 134,65 134,19 +2,4 % GBP/USD 1,2008 +0,2 % 1,1958 1,2003 -0,7 % USD/CNH (Offshore) 6,8818 +0,2 % 6,8848 6,8679 -0,7 % Bitcoin BTC/USD 23.999,32 -0,0 % 23.689,52 24.758,87 +44,6 % ROHOEL zuletzt VT-Settlem. +/- % +/- USD % YTD WTI/Nymex 75,27 78,49 -4,1 % -3,22 -6,4 % Brent/ICE 82,23 85,14 -3,4 % -2,91 -4,1 % GAS VT-Settlem. +/- EUR Dutch TTF 49,00 52,01 -5,8 % -3,01 -30,5 % METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD Gold (Spot) 1.834,96 1.837,80 -0,2 % -2,85 +0,6 % Silber (Spot) 21,52 21,63 -0,5 % -0,10 -10,2 % Platin (Spot) 921,38 922,35 -0,1 % -0,98 -13,7 % Kupfer-Future 4,08 4,14 -1,5 % -0,06 +7,0 % YTD bezogen auf Schlussstand des Vortags ===
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