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15:29 Uhr, 05.06.2023

Lagarde warnt erneut vor hohem unterliegenden Preisdruck

Von Hans Bentzien

BRÜSSEL (Dow Jones) - Die Präsidentin der Europäischen Zentralbank (EZB), Christine Lagarde, ist trotz des unerwartet deutlichen Rückgangs der Kerninflationsrate im Mai über den hohen Teuerungsdruck beunruhigt. In ihrer Rede zu Beginn einer Anhörung im Wirtschafts- und Währungsausschuss des Europaparlaments sagte Lagarde laut veröffentlichtem Redetext: "Die jüngsten Daten zeigen, dass die Messgrößen des unterliegenden Inflationsdrucks hoch sind, und dass es, obwohl einige von ihnen Anzeichen einer gewissen Abschwächung zeigen, keine klare Evidenz dafür gibt, dass die unterliegende Inflation ihren Höhepunkt bereits überschritten hat."

Die Kerninflationsrate war im Mai auf 5,3 (April: 5,6) Prozent gesunken, während Analysten lediglich einen Rückgang auf 5,5 Prozent erwartet hatten. Allerdings umfasst die so genannte unterliegende Inflation noch andere Messgrößen als die Inflationsrate ohne Energie- und Nahrungsmittelpreise. Ausweislich der im März veröffentlichten Prognosen muss die EZB davon ausgehen, dass die Inflation erst Mitte 2025 auf ihren Zielwert von 2 Prozent gesunken sein wird.

Für eine anhaltend hohe Inflation spricht laut Lagarde auch, dass sich der Lohndruck zuletzt weiter verstärkt hat. Zudem sei es den Unternehmen in einigen Sektoren gelungen, ihre höheren Kosten an die Kunden weiterzugeben.

Lagarde zufolge beginnen die bisher ergriffenen geldpolitischen Maßnahmen ihre Wirkung auf die Wirtschaft zu entfalten. Diese Wirkung dürfte sich "in den nächsten Jahren verstärken", sagte sie weiter. "Aber unsere Einschätzung ist mit erheblichen Unsicherheiten behaftet", fügte sie hinzu.

Kontakt zum Autor: hans.bentzien@dowjones.com

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