Kommentar
12:37 Uhr, 28.05.2014

Konjunkturfrühling in den USA

Es herrscht Frühling in den USA – und zwar nicht nur kalendarisch, sondern auch volkswirtschaftlich betrachtet. Das schreibt Franz Wenzel, Leiter Anlagestrategie bei AXA Investment Managers, in der aktuellen Publikation „Investmentstrategie“. So zeigten eine Reihe von Frühindikatoren deutliche Fortschritte. Der ISM-Einkaufsmanagerindex sei im April gegenüber dem Vormonat um 1,2 auf 54,9 Punkte gestiegen. Dies spreche für eine gute Industriekonjunktur. „Diese Einschätzung wird durch harte Zahlen bestätigt. Der Anstieg der Industrieproduktion im Februar wurde auf 1,2 Prozent heraufrevidiert, und im März überraschte sie mit einem Plus von 0,7 Prozent“, erklärt Wenzel. „Die Auftragseingänge bei langlebigen Gütern waren ebenfalls erstaunlich hoch. Es scheint, als würde die US-Konjunktur endlich Frühlingsluft schnuppern.“ Die jüngsten Daten versprächen zudem weitere gute Zahlen in den nächsten Monaten. Wenzel rechnet daher mit einem starken Wachstum im

zweiten Quartal und prognostiziert für das Gesamtjahr eine Wachstumsrate von rund 2,8 Prozent.

Auch der Euroraum befinde sich auf dem Weg der Besserung. Zwar seien die Frühindikatoren im April uneinheitlich gewesen, doch hätten überraschend gute Zahlen aus Spanien positiv überrascht. Dort ergab die vorläufige Schätzung des Bruttoinlandsproduktes einen Zuwachs von 0,4 Prozent im ersten Quartal, den stärksten Anstieg seit Anfang 2008. Zudem habe die Inflation im April nach ihrem Tief im März wieder zugelegt – auf 0,7 Prozent, wobei die Kerninflationsrate bei 1,0 Prozent gelegen habe. „Dies bleibt zwar unter dem Inflationsziel der EZB, aber wir erwarten dennoch, dass eine mehrere Monate lang niedrige, aber stabile Inflation die Deflationsängste nach und nach vertreibt“, so Wenzel.

Belastend könnte dem Volkswirt zufolge weiter die ungelöste Krise in der Ukraine wirken. Diese werde die Emerging Markets insgesamt weiter beeinflussen, auch wenn Wenzel grundsätzlich mit einer Erholung der Schwellenländer rechnet.

Für die Investmentstrategie bedeutet dies, dass Wenzel weiter dazu rät, risikobereit zu bleiben: „Die häufig erhobenen Frühindikatoren deuten auf eine weitere Beschleunigung der Weltwirtschaft hin. Das wiederum spricht sehr für unsere Überzeugung, dass sich die Gewinne erholen.“ Zwar seien internationale Aktien mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 17,5 bezogen auf die Gewinne der vergangenen zwölf Monate alles andere als billig. Solange das Zinsumfeld günstig bleibe, sei dies allerdings kein Hindernis für Erträge zwischen 5 und 10 Prozent. „Einschränkend möchten wir hinzufügen, dass Anleger mit mehr Unsicherheit rechnen sollten“, erklärt Wenzel. „Zum einen wegen der anhaltenden Krise in der Ukraine, zum anderen wegen der fortgeschrittenen Erholung der Aktienmärkte.“

Für attraktiv hält Wenzel derzeit vor allem europäische Small Caps, für relativ unattraktiv amerikanische Large Caps. Der Grund: Derzeit seien die Gewinnmargen in Europa so niedrig, dass der Abstand zu den USA so groß ist wie nie in den vergangenen 20 Jahren. „Aufgrund der hohen Fixkosten europäischer Unternehmen erwarten wir einen Gewinnanstieg um 10 bis 15 Prozent in diesem Jahr – im krassen Gegensatz zum Rückgang im vorigen Jahr. Bei Small Caps ist noch mehr zu erwarten, da ihr Fixkostenanteil höher ist“, erläutert Wenzel.

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