Kommt die Hyperinflation?
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Viele Anleger rechnen wegen der extrem lockeren Geldpolitik der Notenbanken mittel- bis langfristig mit einem deutlichen Anstieg der Inflation. Keith Wade und James Bilson, Volkswirte beim britischen Vermögensverwalter Schroders, sind der Frage nachgegangen, ob wegen der extremen Ausweitung der Geldmenge tatsächlich eine neue Hyperinflation drohen könnte. Ihr Fazit: Inflationsraten zwischen fünf und 15 Prozent sind durchaus möglich. Allerdings sei eine Lohn-Preis-Spirale wie in den 1970ern eher unwahrscheinlich. Das Risiko einer Hyperinflation wie in der Weimarer Republik halten die Experten sogar für "außergewöhnlich gering".
"Die tatsächlichen Folgen hängen stark von den politischen Maßnahmen, der Umlaufgeschwindigkeit des Geldes und auch den Inflationserwartungen ab. Diese drei Faktoren liefern neben den Importpreisen die frühesten Warnzeichen für eine bevorstehende länger andauernde Inflation – und man ist gut beraten, gerade auf diese Signale zu achten", schreiben die beiden Experten in einem aktuellen Marktkommentar. Von den genannten Faktoren signalisierten allerdings derzeit nur die Geldpolitik die Gefahr einer höheren Inflation, so die Experten.
Das Risiko einer extrem hohen Inflation bewerten die beiden Experten als "außergewöhnlich gering". Es sei unwahrscheinlich, dass die Inflation allein wegen der Ausweitung der Geldmenge anzieht. "In Kombination mit einer höheren Umlaufgeschwindigkeit des Geldes aber könnte die mengenmäßige Lockerung dazu führen, dass die Inflation mittelfristig deutlich über die aktuellen Zielwerte hinausschießt", geben Wade und Bilson zu bedenken. "Aufgrund der geldpolitischen Lockerung sind Inflationswerte zwischen fünf und 15 Prozent genauso möglich wie, dass sich die Inflation trotz einer Verdreifachung der Geldmenge lediglich zwischen null und fünf Prozent bewegt."
Die größten Risiken sehen die beiden Experten in politischen Fehlern und einer möglichen größeren Toleranz gegenüber steigenden Inflationsraten. "In der Theorie weiß der Staat sehr wohl, wann der geeignete Zeitpunkt zum Stoppen der Notenpresse gekommen ist. In der Praxis aber ist die Volkswirtschaft eine komplizierte und verworrene Wissenschaft, und Politik machen ist nur selten so herrlich einfach wie in der Theorie. Neben politischen Fehlern besteht die Gefahr, dass die finanzielle Repression die Inflation fördert, und zwar in Form von höheren Zielen oder einer größeren Toleranz gegenüber verfehlten Zielen. Mittelfristig besteht die Sorge, dass die quantitative Lockerung ein Nachlassen der Haushaltsdisziplin zur Folge haben könnte."
Oliver Baron
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