Fundamentale Nachricht
11:41 Uhr, 26.02.2015

Klage: EZB hat Anleger abgezockt

Kurz vor dem griechischen Schuldenschnitt im Jahr 2012 setzte die EZB für sich selbst einen bevorzugten Gläubigerstatus durch. Damit wurde die EZB vor Verlusten mit griechischen Anleihen geschützt, während private Gläubiger draufzahlten.

Erwähnte Instrumente

Der Schuldenschnitt Griechenlands im Jahr 2012, bei dem private Gläubiger auf 53,5 Prozent ihrer Forderungen gegenüber dem hochverschuldeten Land verzichteten, hat ein gerichtliches Nachspiel für die Europäische Zentralbank (EZB). Besitzer von griechischen Staatsanleihen haben die EZB nun vor dem Gerichtshof der Europäischen Union in Luxemburg verklagt, weil die EZB für sich selbst einen bevorzugten Gläubigerstatus gegenüber Griechenland durchsetzte und damit effektiv von einer Beteiligung am Schuldenschnitt befreit wurde. Dies erreichte die EZB, indem sie die von ihr gehaltenen griechischen Staatsanleihen noch vor dem Schuldenschnitt in gleichwertige griechische Staatsanleihen umtauschte, die aber in den nachfolgenden Schuldenschnitt nicht miteinbezogen wurden.

Strittig ist nun, ob das Vorgehen der EZB gegenüber rechtlich zulässig war oder nicht. Tatsächlich wurden die privaten Anleihegläubiger Griechenlands durch die Andersbehandlung effektiv schlechter gestellt, weil der Schuldenschnitt nur von ihnen, nicht aber von der EZB getragen werden musste. Die Verluste in Höhe von rund 100 Milliarden Euro trafen nur die privaten Gläubiger. Allerdings ist trotzdem strittig, ob das Vorgehen der EZB auch rechtlich unzulässig war. Denn Schuldenrestrukturierungen von Staaten sind nirgendwo gesetzlich geregelt, und der Tausch der von der EZB gehaltenen Anleihen in andere Papiere hatte keine direkten Folgen für die anderen Gläubiger, sondern nur indirekte.

Die EZB habe die Tatsache, dass sie selbst plötzlich einen bessere Gläubigerstatus hatte, allerdings zunächst geheim gehalten und damit die anderen Griechenland-Investoren hinters Licht geführt, argumentieren nun 210 italienische Privatanleger, die von der EZB einen Schadenersatz für die von ihnen erlittenen Verluste in Höhe von mehr als 12,5 Millionen Euro fordern. Die EZB habe durch den Kauf von griechischen Staatsanleihen Sicherheit der Papiere signalisiert, im Geheimen dann aber die Papiere umgetauscht und damit eine Beteiligung am Schuldenschnitt verhindert.

Die EZB bestreitet allerdings, dass ihr Vorgehen geheim oder unrechtmäßig war. Nach Einschätzung der EZB wäre sogar jedes andere Vorgehen illegal gewesen, da sie sich dann am Schuldenschnitt für Griechenland hätte beteiligen müssen. Dies wäre aber eine Form der Staatsfinanzierung gewesen, und die Staatsfinanzierung ist der EZB explizit verboten.

Eine erste Schadenersatzklage der Investoren im Zusammenhang mit dem griechischen Schuldenschnitt wurde bereits vom europäischen Gerichtshof zurückgewiesen, die Erfolgsaussichten der aktuellen Klage dürften ebenfalls eher gering sein.

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4 Kommentare

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  • student
    student

    Ich fordere eine eigene Währung.

    Die sich unserer deutschen Arbeitsproduktivität anpasst, indem der Wert ständig steigt.

    Die unseren Nachbarländern damit hilft, um dann mit deren billigeren Preis-Leistungsverhältnis zu überleben und Marktanteile zu halten. Damit verdient jeder, was er leistet. Und er bekommt Kredit, wofür er selbst haften kann. Alles andere muss abgeschrieben werden. Ein Gleichgewicht pendelt sich ein, was die Spekulanten und Banken in Schach hält.

    Uns wird von wahnsinnigen Menschen allen Ernstes erzählt, dass eine Entwertung unseres Geldes und des Vermögens gut für unsere Wirtschaft ist.

    Dabei erhöht eine produktive Wirtschaft durch hohe Nachfrage auch die Nachfrage für das eigene Geld. Wir werden reicher. Damit werden unsere Importe immer billiger. Unsere Produkte werden teurer, was aber durch immer bessere Qualität ausgeglichen wird.

    Fakt ist, dass unser Geld jetzt von den Banken durch die aufgekündigte Trennung des Investmentbanking vom klassischen Bankgeschäft zur gehebelten Spekulation verwendet wird. Und die werfen es mit vollen Händen weg. Allen voran die EZB.

    Als die DM noch uns gehörte, hat die Deutsche Bundesbank dafür gesorgt, dass der Wohlstand im Land war und die Banken den Mittelstand und die breite Bevölkerung unterstützt haben.

    Eine eigene Währung für jede Nation würde die globalen Banken mit dem Euro und ihrer Hyperspekulation zum Teufel schicken und das EU der souveränen Nationen mit ihrer Bevölkerung retten.

    02:25 Uhr, 27.02. 2015
  • markuss
    markuss

    Vor Gericht stellen diese Herren, allen voran diesen Draghi! Und verurteilen, wenn es sein muss lebenslänglich wegsperren. Nur das hilft!

    19:45 Uhr, 26.02. 2015
  • mkgeld
    mkgeld

    wo kein Kläger da kein Richter. EZB sowie die Politik machen in der Schuldenkrise was sie wollen. Gesetze sind dafür da gebrochen zu werden.

    14:46 Uhr, 26.02. 2015
  • AUMNGH
    AUMNGH

    Ganz schön dreist. Sich auf der einen Seite auf das Verbot der Staatsfinanzierung zu berufen und gleichzeitig ab März den Anleihenmarkt überkaufen zu wollen-aber die EZB Willkür muß man ja nicht verstehen-man hat sich ihr seit ESM gefälligst zu fügen.

    12:18 Uhr, 26.02. 2015

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Über den Experten

Oliver Baron
Oliver Baron
Experte für Anlagestrategien

Oliver Baron ist Finanzjournalist und seit 2007 als Experte für stock3 tätig. Er beschäftigt sich intensiv mit Anlagestrategien, der Fundamentalanalyse von Unternehmen und Märkten sowie der langfristigen Geldanlage mit Aktien und ETFs. An der Börse fasziniert Oliver Baron besonders das freie Spiel der Marktkräfte, das dazu führt, dass der Markt niemals vollständig vorhersagbar ist. Der Aktienmarkt ermöglicht es jedem, sich am wirtschaftlichen Erfolg der besten Unternehmen der Welt zu beteiligen und so langfristig Vermögen aufzubauen. In seinen Artikeln geht Oliver Baron u. a. der Frage nach, mit welchen Strategien und Produkten Privatanleger ihren Börsenerfolg langfristig maximieren können.

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