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IW: Abhängigkeit von China so groß wie nie

BERLIN (Dow Jones) - Im vergangenen Jahr betrug das deutsche Handelsdefizit mit China 84 Milliarden Euro, zeigen neue Berechnungen des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW). Diese Entwicklung sei gefährlich, denn nie sei die Abhängigkeit von China so groß gewesen, betonte das arbeitgebernahe Institut. Deutschland müsse bei Importen dringend unabhängiger von China werden. Schon 2021 habe Deutschland deutlich mehr aus China importiert als andersherum - damals kam die Bundesrepublik laut IW auf ein Handelsdefizit von 39,4 Milliarden Euro. Im Gesamtjahr 2022 habe sich die Zahl nun noch einmal mehr als verdoppelt.

Schuld an der höheren Abhängigkeit sei vor allem ein außergewöhnlich hohes Wachstum bei den Warenimporten, sie legten nach den Angaben 2022 um über 33 Prozent gegenüber dem Vorjahr zu. Die Exporte nach China hätten hingegen mit einem Zuwachs von gerade einmal 3 Prozent geschwächelt. China sei damit sogar von Rang zwei auf vier der wichtigsten deutschen Exportpartner gefallen, sein Exportanteil sei mit nur noch 6,8 Prozent sogar unter das Niveau von 2018 gesunken.

Vor der Coronavirus-Pandemie habe sich das Handelsdefizit meist im niedrigen zweistelligen Milliardenbereich bewegt, der starke Anstieg im vergangenen Jahr dürfte ein Zeichen dafür sein, dass die Entwicklung nicht nur coronabedingt gewesen sei, sondern länger anhalte. "Diese Entwicklung ist höchst problematisch", warnte IW-China-Experte Jürgen Matthes. "Unsere importseitige Abhängigkeit ist ein geopolitisches Risiko. Denn die deutsche Wirtschaft wäre im Falle eines bewaffneten Konflikts um Taiwan erpressbar."

Mehrere Gründe sprächen dafür, dass China die Entwicklung politisch mitgesteuert habe - und dass sie langfristig angelegt sei. So biete China auch aufgrund massiver staatlicher Subventionen billig an. Auch übe die chinesische Regierung immer mehr politischen Druck auf deutsche Tochterunternehmen in China aus, chinesische Unternehmen in ihre Lieferketten einzubinden.

"Die chinesische Wirtschaft ist zu groß, um sich ganz von ihr zu entkoppeln. Das will niemand und es ist auch nicht sinnvoll", betonte Matthes. Gleichzeitig seien die Zahlen Alarmsignale. "Da bewegt sich etwas in die völlig falsche Richtung. Wir müssen Wege finden, uns von China zu emanzipieren." Berlin und Brüssel sollten den Handel mit neuen Partnern in Asien oder Südamerika dringend erleichtern.

Kontakt zum Autor: andreas.kissler@wsj.com

DJG/ank/apo

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