Italien: Rückkehr der alten Dame "Euro-Krise"
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London (BoerseGo.de) - In Italien droht nach dem Wahldebakel der Stillstand. Die Ratingagentur Moody’s will deshalb eine Herabstufung des Landes prüfen. Die Kreditspezialisten teilten am Mittwoch mit, der Ausgang der Wahl wirke sich negativ auf die Bonität aus, weil Neuwahlen und damit eine noch längere Phase der politischen Instabilität drohten. Bei weiteren Entwicklungen, die den wirtschaftlichen Aussichten des Landes schadeten oder auf Schwierigkeiten bei der Umsetzung von Reformen hindeuteten, werde man eine Herabstufung der Bonität in Betracht ziehen, erklärte die Agentur. Moody’s bewertet Italien seit Juli 2012 mit „Baa2“. Der Ausblick ist negativ.
Die Parlamentswahlen haben das Land in eine Sackgasse geführt. Zwar setzte sich das Mitte-Links-Bündnis von Pier Luigi Bersani im Abgeordnetenhaus mit einem knappen Vorsprung vor dem Mitte-Rechts-Lager des früheren Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi und der „Fünf Sterne“-Protestbewegung des Komikers Beppe Grillo durch. Im Senat jedoch können Berlusconi und Grillo Gesetzesvorhaben kippen. In Rom will Bersani nun trotz der Patt-Situation versuchen, ein Kabinett aufzustellen. Er betonte am Dienstag in einer Pressekonferenz, Sparprogramme allein könnten keine Antwort auf die Schuldenkrise sein.
Der Präsident des Europäischen Parlaments, Martin Schulz (SPD), hält es trotz des Wahlergebnisses für möglich, dass eine stabile Regierung gebildet wird. Schulz sagte am Mittwochmorgen im ARD-Fernsehen, nach dem Ende des Wahlkampfes müssten die Parteien jetzt mögliche Kompromisse ausloten. Er sei sicher, dass das in den nächsten Tagen geschehe. Auch EU-Kommissar Günter Oettinger plädierte in einem Interview für eine rasche Regierungsbildung. Nur dann werde sich auch die Lage an den Finanzmärkten beruhigen, sagte Oettinger dem „Handelsblatt“. „Es ist ja nicht das erste Mal, dass die politische Lage in einem Euro-Mitgliedsland uns Sorge bereitet. Das haben wir auch in Griechenland oder Zypern erlebt. Doch alle Länder haben sich bisher immer wieder stabilisiert. Was Griechenland schafft, das wird auch dem wirtschaftlich viel stärkeren Italien gelingen. Ich bin da verhalten positiv“, so Oettinger.
Ökonomen sind sich hingegen einig, dass das Patt in dem Krisenland ein herber Rückschlag für die Stabilisierung der Eurozone darstellt. „Es zeigt sich jetzt, dass es verfrüht war zu meinen, wir hätten die Krise im Euroraum überstanden”, sagte der der Vorsitzende des Sachverständigenrats zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, Wolfgang Franz, der „Rheinischen Post“ (Mittwoch). „Ein praktisch unregierbares Italien stellt eine beträchtliche Belastung dar“, so Franz. Ähnlich sieht dies der Wirtschaftsweise Lars Feld: „Investoren werden ihr Kapital aus Italien abziehen“, ist Feld überzeugt. Dies werde sich in steigenden Risikozuschlägen für die italienischen Zinsen niederschlagen, sagte der Ökonom der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“.
Italien ist hoch verschuldet und steckt in einer tiefen Rezession. Der Dax verlor nach der Wahl zwischenzeitlich rund zwei Prozent. Besonders hart traf es den Mailänder Leitindex FTSE MIB mit einem Minus von zeitweise mehr als vier Prozent. Auch an den Devisen- und Anleihemärkten sorgte gestern das Ergebnis des Urnengangs für Katerstimmung.
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