Hoffentlich wird es nicht so schlimm wie es schon ist...
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Merkwürdige Zeiten sind das geworden. Ich kann mich noch gut an die 1980er Jahre erinnern und an die geradezu epochale Empörung, die sich damals in Deutschland (West) wegen einer läppischen Volkszählung breit machte. Die Leute sind tatsächlich auf die Straße gegangen, weil sie nicht wollten, dass der Staat diese vergleichsweise harmlosen Daten erhebt.
Heute gibt es ernsthafte Bestrebungen, die Bundesbürger nicht nur zu zählen, sondern in NSA-Manier gleich noch deren Gesinnung zu überwachen. Man weiß ja nie, vielleicht findet sich unversehens ein Terrorist in der Meute. Oder gleich eine ganze Armada.
In dieser Woche hat Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) bei den Koalitionsverhandlungen ein Papier vorgelegt, das sich gewaschen hat, wenn man es aus der Sicht eines Bürgerrechtlers betrachtet.
Bislang gilt in Deutschland der Grundsatz, wonach ein Täter für ein Vergehen bestraft wird, das er begangen hat. Künftig aber soll bereits derjenige belangt werden können, von dem die Regierung vermutet, dass er irgendwann eine Straftat verüben könnte.
Dass in einem solchen Gesinnungsstrafrecht der Schnüffelei staatlicher Behörden Tür und Tor geöffnet werden, liegt auf der Hand. Denn nur wer eifrig schnüffelt, der wird erschnuppern, wo vielleicht eine Straftat geplant wird. Dass der Schnüffler sich auch einmal irren könnte, darum geht es dem CSU-Minister Friedrich unseres Wissens natürlich nicht.
Auch die ARD-Sendung Monitor hatte das Thema kürzlich aufgegriffen:
Die flächendeckende Telefonüberwachung oder die vollständige Zensur des Internets wären die unausweichliche Konsequenz solcher Bestrebungen.
Das Bemerkenswerte an diesen Entwicklungen ist aber etwas anderes:
Wir schreiben das Jahr 2013 und so gut wie niemand regt sich darüber auf, dass der Staat sich anschickt, das Privatleben der Bürger immer ungenierter zu durchleuchten.
Teilweise mag das an „sozialen Netzwerken“ wie Twitter oder Facebook liegen, wo die Leute ohnehin bereitwillig darüber Auskunft geben, dass in Hintertupfing in der Wiesenstraße 7 am kommenden Sonntag zwischen 8 und 14 Uhr niemand zu Hause sein wird. Klammer auf - Wer sich dort einmal ungestört umsehen möchte, der solle das daher bitte im genannten Zeitraum tun – Klammer zu. Ja, und im Keller sind auch noch ein paar Goldmünzen versteckt. Aber das ist natürlich geheim...
Sind die Menschen inzwischen tatsächlich so abgestumpft, dass ihnen alles egal ist? Privatsphäre war gestern. Hauptsache die Glotze flimmert, das Handy piept, im Kühlschrank ein paar Bier und nachher kommt Fußball...
Bei den Recherchen zur November-Ausgabe des Antizyklischen Börsenbriefs haben wir uns diesmal unter anderem mit der Französischen Revolution beschäftigt. Hintergrund waren die jüngsten Turbulenzen bei unseren Nachbarn im Westen: Es gärt an der Seine und die Menschen gehen auf die Straße. Fernsehen und Fußball rücken da plötzlich ganz weit in den Hintergrund. So ähnlich muss das damals auch angefangen haben.
Und die roten „Freiheitsmützen“, die jetzt wieder in Frankreich zu sehen sind, die haben schon einmal für gehörigen Wirbel gesorgt. Also, natürlich nicht die Mützen selber, sondern deren Träger. Am Ende aber rollten prominente Köpfe: König Ludwig XVI. endete ebenso auf der Guillotine, wie seine Ehefrau Marie Antoinette.
Studiert man die Ereignisse vor mehr als 200 Jahren etwas genauer, dann fallen drei Dinge auf, die auch mit Blick auf die aktuelle Lage interessant sind:
Erstens: Geldwertstabilität und die Entwicklung von Preisen lebenswichtiger Güter spielen bei radikalen Umstürzen eine ganz zentrale Rolle. Letztlich waren es die gestiegenen Preise für Brot und Getreide, die im Jahr 1789 mit dem Sturm auf die Bastille dazu geführt haben, dass später ein ganzer Kontinent radikal verändert wurde.
Zweitens: Wirklich in Bewegung kommen die Dinge erst, wenn es den Menschen richtig schlecht geht. Solange man sich irgendwie durchwursteln kann, ist das politische Interesse der breiten Masse gering. Das scheint heute noch genauso zu sein wie vor 200 Jahren.
Schließlich der wichtigste Punkt: Bedeutende Entwicklungen geschehen nicht über Nacht. So ist es durchaus überraschend, dass von den ersten Aufständen in Paris wegen gestiegener Brotpreise im Mai 1775 bis zum Sturz der Monarchie im Januar 1793 fast 20 turbulente Jahre ins Land gegangen sind. Seinerzeit war das ein halbes Menschenleben: Statistisch gesehen wurden Männer im 18. Jahrhundert 35 Jahre alt, Frauen konnten auf 38 Lebensjahre hoffen.
Vielleicht werden sich daher diejenigen, die schon heute unermüdlich vor schwierigen Zeiten warnen, noch zehn oder 15 weitere Jahre zum Trottel machen. Fraglos eine lange Zeit, in der das Leben unversehens an einem vorüberziehen kann.
Man sollte sich deshalb nicht verrückt machen, wenn man erkannt hat, wie der Hase wirklich läuft, denn aufhalten werden wir die Entwicklungen ohnehin nicht. Das liegt in der Natur unseres zinsbasierten Kreditgeldsystems, das geradezu einen idealen Nährboden bildet für revolutionäre Entwicklungen. Die kommenden Jahre werden das zeigen.
Wer sein Leben deshalb aber im Wartesaal drohender Horrorszenarien verplempert, der könnte das eines Tages bitter bereuen, weil er überrascht feststellt, dass er „plötzlich“ alt und gebrechlich geworden ist.
Doch wer die Zeichen der Zeit erkennt, wer die Umbrüche sieht, die sich am Horizont abzeichnen, und wer sich mental aber auch in seinem privaten und beruflichen Umfeld darauf vorbereitet, der kann den Dingen ganz gelassen entgegen sehen.
Er kann es dann mit dem römischen Philosophen Seneca halten, der einmal sagte:
„Nutze jede Stunde. Wenn Du das Heute wahrnimmst, wirst du weniger von morgen abhängen. Indem du das Leben aufschiebst, eilt es von dannen“.
Das geflügelte Wort aus der Überschrift wird übrigens dem Münchner Komiker Karl Valentin zugeschrieben. Und das ist vielleicht eine der wichtigsten Botschaften überhaupt in diesen Tagen: Mit Humor lässt sich bekanntlich alles leichter ertragen.
Sogar eine Revolution, die zwar schon zu erahnen ist, die aber noch eine Weile brauchen wird, um zu echter Hochform aufzulaufen...
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Zum Autor:
Andreas Hoose ist Chefredakteur des Antizyklischen Börsenbriefs, einem Service der BörseGo AG, und
Geschäftsführer des Antizyklischen Aktienclubs. Börsenbrief und Aktienclub, das komplette Servicepaket für die Freunde antizyklischer Anlagestrategien! Informationen finden Sie unter www.antizyklischer-boersenbrief.de und www.antizyklischer-aktienclub.de
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