Kommentar
05:29 Uhr, 26.02.2014

FDAX und Bund-Future: Handelstagebuch vom 26. Februar 2014

Die technische Ausgangslage im FDAX verschlechtert sich weiter. Wir wechseln die Seite. Im Bund-Future hellt sich die Marktverfassung dagegen auf.

Allgemeine Markteinschätzung

Es entbehrt nicht einer gewissen Dramatik, was wir derzeit an den Aktienmärkten erleben. Indizes wie der DAX / FDAX, als auch der S&P 500 stehen an charttechnisch wichtigen Marken, an denen sich die Richtung des Folgeimpulses seit einigen Tagen an einer Entscheidung vorbeidrückt. Die Aktienmärkte im Allgemeinen notieren auf hohem Niveau, trotz eines allem Anschein nach Abweichen der Konjunkturentwicklung in den USA und Europa vom Wachstumspfad. „Es beunruhigt viele Anleger, dass der Markt diese deutlichen Aufschläge verzeichnet, obwohl es zuletzt eher schwache Konjunkturdaten gegeben hat. Und dies nicht nur aus den USA“, wurde gestern Abend ein Analyst von AvaTrade von DJNW in einem Begleitkommentar zitiert. Weiter hieß es, dass die Krise in den Schwellenländern noch nicht ausgestanden sei, so dass sich viele Akteure verwundert zeigen, was die Marktstärke bei einer solch mauen Konjunkturlage ausmacht. Darüber hinaus wird jetzt auch wieder die Frage lauter gestellt, wie weit die US-Konjunktur abkühlen müsse, bis die US-Notenbank bei ihrer Drosselung der Anleihekäufe auf die Bremse tritt.

Im Hinblick auf die gestrige Entwicklung des FDAX, schrammte dieser, nach dem am Montag gesehenen „false break“ über das 9.700er Niveau, an einer weiterführenden Reaktion (welche einige Experten als folgerichtig interpretiert hatten) erneut vorbei. Der tiefste, gestern gesehene Kursabschlag reichte im Future bis auf 9.631 Punkte – zum Ende des gestrigen Handelstages konnte der Future die 9.700 wieder temporär überwinden, bevor er sich mit 9.678 in den Feierabend verabschiedete. Im Ergebnis verblieb ein Tagesmuster, welches eine ausgeprägte Lunte aufweist (für sich genommen, könnte dies grundsätzlich positiv gewertet werden). Der Lage nach drängt sich hier aber auch zunehmend der Vergleich mit einem sogenannten „hanging man“ auf, was der Klassifikation nach eher den Erschöpfungsmustern zugeordnet werden kann.

Ebenfalls nicht ganz ungefährlich für die Aktienseite ist die Entwicklung um Bund-Future. Dieser verblieb zwar auch gestern innerhalb seiner seit Tagen gültigen Konsolidierungszone, arbeitete sich innerhalb dieser aber wieder auf Kurse oberhalb der 144,00 Punkte, was aktuell im Grunde eher belastend auf die Aktienmärkte wirken sollte.

Ziehen wir folglich schon einmal vorab ein Fazit: es bleibt gefährlich und ein Reaktionsrisiko in den Aktienmärkten gewinnt zunehmend an gesteigerter Bedeutung. Konkret auf den FDAX bezogen, bewegt sich dieser aktuell an einem für sich genommen kritischen Niveau und wir bleiben zwischen der bereits im Vorfeld benannten „Baum und Borke“ Verfassung. Eines verspricht die aktuelle Lage am Markt mit Gewissheit: es wird spannend bleiben.

FDAX

(Hinweis: Widerstände, Unterstützungen, Reaktionspotentiale etc. werden ab sofort in einem jeweilig gesonderten Arbeitsblatt zum Abruf bereitgestellt)

Weiterführende Einschätzung (Tageschart)

In Zeiten wie diesen, hilft uns in der Beurteilung der Marktverfassung und dem Versuch, eine Prognose für die kommende Entwicklung der Kurse zu treffen, nur eines: eine konkrete Einschätzung der IST-Situation, das Abwägen des Für und Wider und das anschließende Festlegen von konkreten Maßnahmen, welche wir an welchen Niveaus durchführen werden. Meinungen wie: „das kann nur hoch gehen“ oder „wir werden abstürzen“, helfen uns hier nicht wirklich weiter.

Auf Tagesbasis lassen sich für den Kursverlauf des FDAX folgende Fakten in der technischen Ausgangslage festhalten:

(a) Übergeordnet liegt uns weiterhin bis jetzt ein gültiger, intakter Aufwärtstrend vor, welcher alle gängigen chart- wie auch markttechnischen Beurteilungskriterien erfüllt.

(b) Der unterlegte Richtungsfilter in diesem Zeitfenster ist aufwärts ausgerichtet, die Schwungkraft stagniert leicht im oberen Teil des als neutral definierten Bewertungsbereiches.

(c) Das Prinzip: „steigende Böden, steigende Hochs“ ist noch immer gültig und wäre unterbrochen, wenn der FDAX das Tagestief vom 20. Februar bei 9.504,50 Punkten unterschreitet. Eine solche Entwicklung wäre demnach im strategischen Sinne ein erster großer Warnschuss vors Bug, wenn nicht sogar schon deutlich mehr als das.

(d) Nicht ganz so eindeutig messbar, aber dennoch bisher recht auffällig: die Dynamik auf der Oberseite beeindruckt bis jetzt.

Diese vier genannten Faktoren sind positiv zu bewerten und klassifizieren das, was wir hier im FDAX auf Tagesbasis sehen, aktuell noch immer als gültigen, intakten, bestätigten Aufwärtstrend (ohne Wenn und Aber).

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Und doch mehren sich auch die kritisch anzumerkenden Aspekte: die 9.700 erweist sich als ein „gehämmerter Widerstand“. Und hierbei geht es längst nicht um ein Niveau, welches die klassischen Bedingungen für die Definition eines Widerstandes aufweist, denn dann läge der Widerstand tatsächlich höher. Hier geht es um ein psychologisch wichtiges Niveau, an dem die Courage weiche Knie bekommt, sobald das Niveau erreicht ist. Gestern und Vorgestern hat der FDAX es geschafft, über diese Hürde temporär zu schauen und beide Male versagte der Nachfrageschub. Beide Male blieben Anschlussorders aus. Und dass wir auch gestern keine gesehen haben, werten wir subjektiv als kritischer, als man das noch am Montag einschätzen musste.

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Wir beurteilen den Kursverlauf im 30 Minuten und im Stunden-Chart als kritisch. Hier werden die Klassifikationen „steigende Hochs und steigende Tiefs“ nicht mehr erfüllt, auch mit etwas notwendiger Fantasie nicht mehr. Vielmehr kippen uns gleichzeitig wiederholt die markttechnischen Komponenten ab, was im kurzfristigen Betrachtungszeitraum einen Kräfteschwund signalisiert. Selbst die bisher „letzte“ sinnvoll angelegte LC (untere Trendbegrenzungslinie) im 30 Minuten-Chart bzw. auch im Stundenchart wurde gestern unterschritten. Es fällt zunehmend schwerer, positive, stützende Argumente zu finden, welche eine Hausse über 9.700 für das laufende Fraktal noch „in Aussicht stellen“.

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Werfen wir auch noch kurz einen Blick auf den Wochenchart des DAX-Index: wir können das ganze Bild drehen und wenden wie wir wollen: es baut sich hier, innerhalb des zweifellos noch intakten Aufwärtstrends, welcher locker Kurse bis 10.000 theoretisch zulassen würde, ebenfalls ein negatives divergentes Verhältnis zwischen Kursverlauf und Stärke der Kursentwicklung auf. Folgen wir nur diesem Chartbild, kommen einem Betrachter auch hier erste vorsichtige Zweifel, dass angesichts dieser Stärkeentwicklung eine Beibehaltung der charttechnischen Mindestanforderung von „steigenden Böden und steigende Hochs“ gelingen kann im laufenden Fraktal.

Was für ein Fazit lässt sich ziehen?

Bleiben wir bullish? Es fällt schwer, diese Einschätzung uneingeschränkt aufrecht zu erhalten. Noch dominieren die positiven Aspekte innerhalb des Tagescharts, aber in den kürzeren Zeitfenstern, als auch im überstrategisch ausgerichteten Wochenchart drücken zunehmend die Gegenargumente.

Somit die Antwort: hielten wir bei der täglichen Beantwortung dieser Frage bisher (einschließlich gestern) die Fahne für die Bullen hoch, wechseln wir angesichts der aktuellen Ausgangslage (einschließlich des gestrigen wiederholten Scheiterns des Kurses am 9.700er Niveaus) die Seiten. Die Börsenampel ist unserer Einschätzung nach tiefgelb, mittlerweile orange. Wir schließen erneute Kursversuche über 9.700 nicht aus, sondern würden hier intraday eher nach Short-Einstiegen suchen. Erst ein nachhaltiger Schlusskurs oberhalb des symbolträchtigen Niveaus von 9.700, könnte kurzfristig das Stimmungsruder noch einmal herumreißen, aber selbst dann würde die Markttechnik in vielen Fassetten belasten.

Wir werden die Sachlage intraday weiter diskutieren – doch für heute bleiben wir kritisch und vorsichtig.

Bund-Future

(Hinweis: Widerstände, Unterstützungen, Reaktionspotentiale etc. werden ab sofort in einem jeweilig gesonderten Arbeitsblatt zum Abruf bereitgestellt)

Der Bund-Future setzte auch gestern seine Konsolidierung innerhalb der Spanne der Vortage bei 144,14 / 144,32 auf der Oberseite und 143,33 / 143,27 auf der Unterseite fort. Damit definieren wir den Kursverlauf des Renten-Kontrakts im Tageschart unverändert als „neutral“. Es bleibt dabei: noch lässt sich innerhalb des Tagescharts keine sinnvolle Formation herleiten, welche eine mögliche Ausbruchsrichtung signalisieren würde. Die Markttechnik interpretieren wir aktuell als neutral.

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Und doch wollen wir uns auf eine Seite der Marktbeurteilung stellen: angesichts der Tatsache, dass wir die Aktienseite zunehmend für gefährdet halten und heute konkret das Lager gewechselt haben, neigen wir uns im Bund-Future deutlicher der bullishen Perspektive zu. Wir legen den Fokus auf die oberen charttechnischen Begrenzungsmarken und halten es für wahrscheinlicher, dass der Renten-Kontrakt den Ausbruch auf der Oberseite versucht, als dass wir nachhaltige Abschläge unterstellen. Die Markttechnik würde eine solche Entwicklungsmöglichkeit hergeben, zumal bereits ein Schlusskurs oberhalb der 144,20 ausreichen würde, um den unterlegten Richtungsfilter wieder auf „long“ zu drehen.

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Innerhalb des Stundencharts kommt der 144,00 eine nicht unerhebliche Bedeutung als Unterstützung zu. Hält dieses Niveau, sollten Versuche, die144,20 und höher einzustellen, realistisch sein.

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Über den Experten

Uwe Wagner
Uwe Wagner
Technischer Analyst und Trader

Uwe Wagner arbeitete bereits während seines Wirtschaftsstudiums als Maklergehilfe an den Börsen in Berlin, Wien und Madrid. 1991 trat er dann in die Deutsche Bank AG ein, wo er eine fundierte Ausbildung im Wertpapier- und Derivatehandel erhielt – in Frankfurt/Main sowie in Chicago im International Trading Institute unter dem bekannten Warenhändler Toni Saliba. Innerhalb der Deutschen Bank AG durchlief Wagner diverse Etappen im Handelsbereich. So betreute er als DTB Market Maker zunächst diverse Werte, verantwortete anschließend den Options- und Future-Handel in der Deutsche Bank S.A. in Madrid und mehrere Jahre die spekulative Verwaltung von Teilen des Eigenkapitals der Bank über DB Advisor. Wagner baute innerhalb der Deutsche Bank AG das damals erste Internet-Tool für Technische Marktanalysen (dbS-Trade) auf und führte den systembasierten Handel in Future-Märkten. Sein Schwerpunkt liegt seit über 20 Jahren auf dem FDAX und dem Bund-Future-Markt, den er täglich analytisch seziert, um daraus Handelsszenarien zu entwickeln und diese dann auch aktiv umzusetzen. Seit 2003 lebt und arbeitet Wagner in Hamburg. Uwe Wagner ist aktiv im FDAX und Bund-Future tätig.

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