Kommentar
23:25 Uhr, 19.02.2014

FDAX und Bund-Future: Handelstagebuch vom 20. Februar 2014

Viermal in Folge scheitert der FDAX am 9.700er Bereich und die Markttechnik trübt sich immer weiter ein. Sehen wir uns die Szenarien an. Der Bund-Future formt Erschöpfungsmuster aus.

Erwähnte Instrumente

In eigener Sache: Fortführende Besprechungen, Diskussionen und Anpassungen von Szenarien, Einschätzungen und Erwartungshaltungen finden Sie unter:

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Allgemeine Markteinschätzung

Das vierte Mal in Folge, jedes Mal mit einem moderat höheren Kurs, aber nie mit Erfolg, versuchte der FDAX gestern erneut den Sprung über das Widerstandsband im 9.700er Bereich. Das Ablaufmuster innerhalb des Tagesverlaufes ähnelte zwar dem der Vortage am Widerstandsband, doch schien gestern alles konsequenter als sonst und es könnte folgereicher sein, als bei den „Spielchen“ im Vorfeld.

Im Hoch schaffte es der Future am Mittwoch auf 9.701, im Tief erreichte er die 9.581 Punkte. Doch ist diese Spanne weniger spannend als der Verlauf, mit dem der Future diese Marken einrammte.

Blicken wir kurz zurück, um die Bedeutung des gestern Gesehenen zu wichten: Wir hatten im Vorfeld festgehalten, dass das wahrscheinlichste Verlaufsmuster eine anfänglich leichte Reaktion sein könnte, aus der heraus ein Aufwärtsimpuls erwächst. Schlussendlich sollte dieser sich erschöpfen und in einen erneuten, diesmal ausgeprägteren Abwärtsschub münden. Darauf aufbauend, hatten wir gestern früh drei mögliche Szenarien beschrieben und diese gewichtet. Wir schrieben im gestrigen Handelstagebuch: „Im Grunde gibt es drei Möglichkeiten: (1) der FDAX scheitert bereits hier, auf diesem Niveau, an der „ersten Hürde“ bei 9.679 bis 9.710 Punkten. (2) Der FDAX schafft den Sprung auf 9.800 und erschöpft sich dort, rennt sich „den Kopf“ ein, um dann abzurutschen oder (3) es kommt zu einem Überschießen des Kurses auf 10.000 Punkte, um dann abzurutschen.“

Die Wichtung folgte: „Aus dem Gefühl heraus (und nur das haben wir, denn über entsprechend funktionierende Kristallkugeln verfügen wir alle nicht), halten wir Möglichkeit (2) derzeit für das wahrscheinlichste Szenario, dicht gefolgt von (1). Szenario (3) wollen wir nicht ausschließen – können wir auch nicht, denn es gibt ja kaum noch jemanden, der nicht an die 10.000 glaubt – aber wir stellen es in der Eintrittswahrscheinlichkeit, so wie wir diese einschätzen, zurück.“

Mit dem Blick auf die gestrige Entwicklung stehen Szenario (1) und (2) fast gleichauf, der Unterschied ist, (1) liegt knapp vorn.

Nachdem der Future im Laufe des gestrigen Vormittages auf 9.600 Punkte abgesackt war und auf jenem Niveau eine intraday Umkehrformation mit Nackenlinie bei 9.619 Punkten auszubilden begann (wir hatten diese während ihrer Ausformung beschrieben), lag Szenario (2) in „unserer Gunst“ noch immer vorn. Und doch schrieben wir in unseren Zwischenkommentaren, dass der zu erwartende Anschub „kraftvoll und rasch“ geführt werden solle und der Sprung über die 9.710 „jetzt gelingen müsse“, damit der Sprung in Richtung 9.800 (Szenario (2)) auch Erfolg haben könne. „Scheitert der FDAX an dieser Hürde, sollte es auf der Unterseite dünn werden“, schlussfolgerten wir. Bedeutungsschwer kam hinzu, dass dieser gesehene 100 Punkte-Aufwärtsschub im Laufe des Nachmittages erfolgte, was es eben „konsequenter“ machte, als das „Gezuppel“ der Vortage. Erstmals ging es gestern wirklich um was.

Und das Ergebnis? Der FDAX kletterte in der Spitze bis auf 9.701 – mögliche, vielleicht auch erwartete Anschlusskäufe blieben aus und der Future scheiterte erneut kläglich. Neu am bisher gesehenen Bewegungsverhalten war der sich dem Scheitern anschließende Kursrückfall über die gesamte Tagesstrecke und dem Ausformen eines neuen Tages- und Reaktionstiefs mit 9.581 und mit Schlusskurs bei 9.592 Punkten.

Folgen wir unserer vorangegangenen Einschätzung, sollte Szenario (1) greifen und ein Kurspotential bis mindestens zur Minimumkorrektur bei 9.469 / 9.435 könnte deutlich an Eintrittswahrscheinlichkeiten hinzugewinnen.

Kommt es tatsächlich soweit, wäre zwar noch nicht wirklich etwas passiert, was eine grundsätzliche Trendgefährdung bewirken könnte, aber die Unterstützung der Markttechnik (eines der für uns wichtigsten Argumente für das Festhalten an einem übergeordnet bullish´en Szenario) geht uns „flöten“. Wir können es drehen und wenden wie wir wollen: die Argumente für eine rasche Hausse und schnell gesehenen Kursen bei 9.800 oder gar 10.000 Punkten, gehen uns zumindest für dieses laufende Bewegungsfraktal aus.

Ähnlich spannend entwickelte sich gestern auch der Bund-Future, innerhalb dessen Kursverlauf im Tages-Chart die Ausformung einer Umkehrformation realistisch wurde. Wir knüpfen hierzu an einer Szenariodiskussion der Vorwoche an – siehe im Abschnitt zum FGBL.

FDAX

(Hinweis: Widerstände, Unterstützungen, Reaktionspotentiale etc. werden ab sofort in einem jeweilig gesonderten Arbeitsblatt zum Abruf bereitgestellt)

Weiterführende Einschätzung (Tageschart)

Die Argumente der Mehrheit von Analysten, Experten und Marktbeobachtern stützen die Erwartungshaltung, dass der DAX / FDAX kurzfristig vor dem Sprung auf neue Hochs steht und dies noch im laufenden Fraktal im Tageschart „über die Bühne“ gehen soll. Und diese Argumente klingen plausibel.

Doch sehen wir uns nur das technische Verlaufsbild an, kommen uns Zweifel, ob es tatsächlich solch ein Durchmarsch werden könnte, wie überall prognostiziert.

FDAX-und-Bund-Future-Handelstagebuch-vom-20-Februar-2014-Kommentar-Uwe-Wagner-GodmodeTrader.de-1

Fakt ist doch auch:

(a) dass der Future erneut an der Hürde um 9.700 gescheitert ist (und eine gewissen Nachhaltigkeit bei über 100 Indexpunkten auf der Unterseite), kann jeder zweifelsohne im Kursbild des FDAX sehen.

(b) Bereits am Dienstag hatten wir ein negatives Überlappungsmuster gegenüber der Montagskerze. Per gestern hat sich diese Entwicklung wiederholt. Die gestrige Tageskerze ummantelt die „Mantelkerze“ vom Dienstag – es ist ein negatives Überlappungsmuster, welches ein vorangegangenes negatives Überlappungsmuster überlappt. Das allein macht folglich die charttechnische Ausgangslage nicht besser.

(c) Die Markttechnik „verwischt“. Der unterlegte Richtungsfilter ist neutral, die Schwungkraft gibt innerhalb der „neutralen Zone wieder ab. Wir wollen nicht unken, aber es sollte keine Selbstverständlichkeit mehr sein, dass es dem FDAX im laufenden Bewegungsfraktal gelingt, die 9.710 als Signalebene „endlich“ herauszunehmen.

Rein diskretionär fokussieren wir vorzugsweise auf die Unterseite.

Nach unten hin war der Bereich um 9.600 Punkte, gestreckt bis auf 9.595 Punkte, eine analytisch wichtige Hürde. Diese ist gefallen, was uns veranlasste (spätestens nach der gestrigen Bewegung) im FDAX Zwischenmarken zu bereinigen und unterhalb der 9.595 ein weiterführendes analytisches Abwärtspotential bis 9.550 (in etwa) zu unterstellen. Zumindest leitet sich dort im Stunden-Chart ein sich bis 9.525 erstreckendes Unterstützungsband ab.

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Praktische Konsequenz:

In der praktischen Konsequenz halten wir uns weiterhin strikt an unser immer wieder diskutiertes Regelwerk:

Wir schrieben gestern:

(a) Alles unterhalb der 9.710 im FDAX, ist strenggenommen eher ein Argument für Szenario (1) und damit eher (short zu handeln) ….

(b) Gelingt dem FDAX der Sprung über die 9.710 Punkte, denken wir um. Das wäre aus unserer Sicht bullish. Dann hätten wir unsere Reaktion auf der Unterseite gesehen und hätten nur noch die 9.800 im Visier. Stopp und Umdenken wird erst wieder interessant, wenn der FDAX die 9.700 nicht halten kann und ein möglicher Sprung über die 9.710 in einem false break endet.

(c) Nähert sich der FDAX der 9.800 Punkte, geht das Ganze in der Argumentation wieder von vorne los, wie knapp unterhalb der 9.700. Weitere Überlegungen ab hier verschieben wir auf unsere intraday-Diskussionen.

Wir werden heute wahrscheinlich um die 9.600 eröffnet, somit weit weg von der 9.700 Punkte-Marke. Mit „der Vorgeschichte“ und der der Ausgangslage, werden wir folglich nach Handelsstart einen guten Short-Einstieg suchen – wir werden das engmaschig im Expertendesktop besprechen.

Wir halten aber als Fazit fest: die Entwicklung gestern Nachmittag schiebt unserer Ansicht nach Kurse oberhalb der 9.700 aktuell auf dem Zeitstrahl nach hinten.

Bund-Future

(Hinweis: Widerstände, Unterstützungen, Reaktionspotentiale etc. werden ab sofort in einem jeweilig gesonderten Arbeitsblatt zum Abruf bereitgestellt)

In der Vorwoche skizzierten wir ein weiterführendes, auf Basis des Tagescharts des Bund-Futures basierendes Szenario, in dem wir folgenden Fahrplan für die kommende Kursentwicklung als Möglichkeit wie folgt absteckten: (1) einen Ausbruch aus dem abwärts ausgerichteten Flaggen-Kanal, welcher sich vom 05. Februar bis zum 12. Februar ausgebildet hatte – und zwar nach oben, (2) im Anschluss erwarteten wir Notierungen oberhalb der 144 Punkte – in Richtung des Hochs vom 05. Februar bei 144,57 Punkten. Diese Kursgewinne sollten zögernd erfolgen (so stellten wir uns das vor) und der Kursanstieg sollte sich oberhalb der 144 Punkte erschöpfen. (3) In diesem Zusammenhang sollte sich über die Markttechnik eine Divergenz der Schwungkraftentwicklung zum Kursverlauf ausbilden, woraus wir dann schlussfolgern wollten, dass (4) nach Impulserschöpfung auf der Oberseite, wieder Kursabschläge einsetzen, welche (so erwarteten wir die Entwicklung) zur Ausformung einer Doppelspitze auf Tagesbasis führen würde.

Tatsächlich folgte einer Überwindung der oberen Trendkanalbegrenzung zunächst eine viertägige Konsolidierungsphase, bevor der FGBL am gestrigen Mittwoch den (temporären) Sprung über die 144 vollzog. Im Tageshoch schaffte es der Future auf 144,29 Punkte (womit dem oben skizzierten Szenario durchaus gefolgt wurde), mit einem Schlusskurs bei 143,78 Punkten, könnte es jedoch schneller zur Vollendung einer Trendumkehr kommen, als wir im Vorfeld erwartet hätten.

Sehen wir uns das per gestern ausgeformte Verlaufsmuster im Tageschart an, lässt sich dieses einem sogenannten „shooting star“ oder einem „negativen Doji“ zuordnen, welche wir der Gruppe der Erschöpfungsmuster zuordnen.

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Wir haben das vorliegende Tagesmuster programmiert und in ein Umfeld eingepasst, wie es uns aktuell vorliegt, um eine Indikation dafür zu bekommen, mit welcher Eintrittswahrscheinlichkeit weitere Abschläge zu erwarten sind.

Der Ausweis ist deutlich: in 67 Prozent der Fälle vergleichbarer Ausgangslagen in den letzten vier Jahren, setzte sich im Anschluss ein Abschwung durch, welchen wir von seinem Potential her (in der Messung) mit einem Kurs-Ziel von 30 Pips versahen.

In der Realität halten wir Abschläge bis in den Bereich um 143,33 bis 143,27 durchaus für realistisch, auch wenn uns noch einige höher liegende Unterstützungen reinkommen (siehe hierzu unsere Arbeitsblätter zum FDAX und FGBL).

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2 Kommentare

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  • nikkei
    nikkei

    Das "Ganze" hätte man auch in 3 Sätzen sagen können - wozu soviel Geschreibe ?

    09:23 Uhr, 20.02.2014

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Über den Experten

Uwe Wagner
Uwe Wagner
Technischer Analyst und Trader

Uwe Wagner arbeitete bereits während seines Wirtschaftsstudiums als Maklergehilfe an den Börsen in Berlin, Wien und Madrid. 1991 trat er dann in die Deutsche Bank AG ein, wo er eine fundierte Ausbildung im Wertpapier- und Derivatehandel erhielt – in Frankfurt/Main sowie in Chicago im International Trading Institute unter dem bekannten Warenhändler Toni Saliba. Innerhalb der Deutschen Bank AG durchlief Wagner diverse Etappen im Handelsbereich. So betreute er als DTB Market Maker zunächst diverse Werte, verantwortete anschließend den Options- und Future-Handel in der Deutsche Bank S.A. in Madrid und mehrere Jahre die spekulative Verwaltung von Teilen des Eigenkapitals der Bank über DB Advisor. Wagner baute innerhalb der Deutsche Bank AG das damals erste Internet-Tool für Technische Marktanalysen (dbS-Trade) auf und führte den systembasierten Handel in Future-Märkten. Sein Schwerpunkt liegt seit über 20 Jahren auf dem FDAX und dem Bund-Future-Markt, den er täglich analytisch seziert, um daraus Handelsszenarien zu entwickeln und diese dann auch aktiv umzusetzen. Seit 2003 lebt und arbeitet Wagner in Hamburg. Uwe Wagner ist aktiv im FDAX und Bund-Future tätig.

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