Kommentar
05:38 Uhr, 18.03.2014

FDAX und Bund-Future: Handelstagebuch vom 18. März 2014

Der FDAX befindet sich weiterhin innerhalb eines intakten Korrekturmodus. Wir bleiben optimistisch, weisen jetzt aber verstärkt auf steigende Risiken auf der Oberseite hin. Der Bund-Future sollte im Gegenzug vorerst unter Druck bleiben.

Hinweis in eigener Sache: weiterführende Markteinschätzungen intraday zu DAX / FDAX und Bund-Future, aber auch interessante Beiträge zum Thema als auch zu anderen Handelsansätzen von anderen Lesern, finden Sie börsentäglich unterhttp://go.guidants.com/#c/uwe_wagner

Allgemeine Markteinschätzung

Am gestrigen Abend fasste gegenüber der Nachrichtenagentur DJNW ein Händler die aktuelle Ausgangslage in der Ukraine mit den Worten zusammen: „Eine gewisse geopolitische Spannung ist nicht von der Hand zu weisen, aber bislang ist eine große Eskalation ausgeblieben". Eine solche Einschätzung, begleitet von (bisher) nur lockeren Sanktionsmaßnahmen durch den Westen, guten US-Konjunkturdaten und der Erwartung der ersten US-Notenbanksitzung unter Yellen (welche heute beginnt und bis morgen andauern wird), beflügelten gestern weltweit die international wichtigsten Märkte. Auf der Aktienseite sahen wir zum Teil kräftige Eindeckungen, an den Rentenmärkten gab es Abschläge. Ebenso gaben der USD, sowie Gold als Krisenbarometer ab.

Befragte Händler wiesen gestern zwar wiederholt darauf hin, dass die Gefahr einer erneuten Eskalation noch immer nicht gebannt sei, aber in der Momentaufnahme hätte sich die „politische Bewölkung“ durchaus „aufgelockert“.

FDAX

(Hinweis: Widerstände, Unterstützungen, Reaktionspotentiale etc. werden ab sofort in einem jeweilig gesonderten Arbeitsblatt zum Abruf bereitgestellt)

Weiterführende Einschätzung (Tageschart)

Zu Wochenbeginn konnte sich damit der FDAX im Tageshoch auf 9.199,50 Punkte vorarbeiten und mit 9.191,50 Punkten in den Feierabend wechseln, was einem Plus von 1,59 Prozent entspricht. Damit performten sowohl der DAX-Index (plus 1,37 Prozent), als auch sein Future zu Wochenbeginn deutlich besser als die US-Leitindizes und setzten damit die bereits am Freitag der Vorwoche gesehene Tendenz fort, den jüngst recht ausgeprägt erweiterten Spread zu Dow Jones & Co. wieder zu reduzieren. In diesem Zusammenhang schöpfte der Future auf den DAX nun bereits mehr als das errechnete minimale Reaktionspotential aus (welches wir in der Spanne um 9.140 bis 9.174 definiert hatten) und nimmt damit zumindest im Ansatz, das normale Reaktionspotential bei 9.256 Punkten (nächst höher liegendes rechnerisches Reaktions-Ziel) ins Visier.

Zur Festlegung unserer heutigen Markteinschätzung und Schlussfolgerung im Bezug auf unsere Positionierungsrichtung, wollen wir uns heute wieder nach dem Muster des Conviction-Circles vorarbeiten.

(1) Einschätzung der grundsätzlichen Ausrichtung der Aktienmärkte: Alle von uns beurteilten Aktien-Indizes befinden sich derzeit in einer Erholungsphase im Bezug auf die Kursabschläge der letzten Tage (oder Wochen). Blicken wir jetzt auf die zurückliegenden Kursabschläge zurück, fällt auf, dass z.B. Dow Jones und S&P 500 lediglich, aber punktgenau, ihre minimalen Reaktionspotentiale (bezogen auf ihre vorangegangenen Kursgewinne von Ende Januar bis Anfang März) ausgeschöpft hatten, in Europa das Reaktionsausmaß etwas ausgeprägter war, gefolgt von den asiatischen Börsenbarometern Nikkei 225 und HSI – welche fast ihre gesamte Wegstrecke der Aufwärtsbewegung nach unten hin ausgeschöpft hatten. An der Spitze der Abschläge gastierte schließlich der DAX / FDAX, welcher sogar das Februartief unterschritt. Spinnen wir den Faden jetzt weiter, haben zumindest statistisch gesehen, die beiden genannten US-Barometer die Chance (mit einer statistischen Eintrittswahrscheinlichkeit von etwa 67 Prozent), im Anschluss an die jetzige Erholung wieder auf neue Bewegungs- bzw. Allzeithochs (S&P 500) zu klettern (bezogen auf das laufende Fraktal). Funkt uns jetzt die Ukraine nicht mehr dazwischen, sollte der DAX / FDAX folglich zumindest die Chance auf weitere ausgeprägte Kurserholungsgewinne haben.

(2) Technische Beurteilung DAX / FDAX: Der DAX / FDAX befindet sich aktuell in einer technischen Erholungsphase, innerhalb derer bereits das errechnete minimale Reaktionspotential ausgeschöpft wurde. Damit verbleiben im übergeordneten Szenario noch die Normalkorrektur, ermittelt im Bereich um 9.256 und die Maximumkorrektur, ermittelt in der Kursspanne um 9.337 bis 9.371. Mit der gestern gesehenen, fortgesetzten Aufwärtskorrektur nähert sich der FDAX jetzt einem Kursniveau an, innerhalb dessen zumindest die Wahrscheinlichkeit steigt, dass wir hier auf ein ganzes Bündel an Widerständen stoßen, welche sich zumindest intraday im 30- und 60 Minuten-Chart herleiten lassen. Dennoch bleiben wir aktuell zuversichtlich, dass wir noch nicht alles an ausgeschöpftem Erholungspotential im FDAX gesehen haben. Vielleicht geht es ab jetzt nicht mehr so geradlinig auf der Oberseite weiter, wie wir die im Ansatz am Freitag und ausgeprägter am gestrigen Montag gesehen haben, aber wir bleiben grundsätzlich noch insoweit optimistisch, als dass wir uns im Tageschart durchaus noch weitere Reaktionsgewinne vorstellen können. Aus charttechnischer Sicht liegt uns im Tageschart dennoch weiterhin ein intakter Abwärtstrend vor (das dürfen wir bei allem Optimismus natürlich nicht vergessen), dieser erfüllt aktuell noch immer alle chart- wie auch markttechnischen Beurteilungskriterien. Die aktuelle Aufwärtstendenz ist folglich nur eine Reaktion auf den formal übergeordneten Abwärtsimpuls. Aber selbst wenn es heute z.B. nur zur Ausbildung eines Doji- oder Kreiselmusters käme, wäre dieser Sachverhalt eine Bestätigung unserer anhaltend optimistischen Erwartungshaltung.

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(3) Wie sieht das Tagesmuster im FDAX aus? Wie interpretieren wir den FDAX intraday? Im Tagesmuster liegt uns für den DAX / FDAX per gestern ein sogenannter „weißer Block“ vor, was wir als positiv bewerten. Viel interessanter gestalten sich die 30- und 60 Minuten-Charts. In beiden Zeitfenstern formte die jüngste Erholung gültige Aufwärtstrends aus, welche ebenfalls alle gängigen Bewertungskriterien erfüllen. Dennoch müssen wir hier erste Warnhinweise abgeben, welche zwar unsere grundsätzlich optimistische Erwartungshaltung im Bezug auf eine sich noch fortsetzende Erholung nicht in Frage stellen, aber doch zumindest den jetzt noch kommenden Weg etwas „holpriger“ erwarten lassen: beginnen wir mit der relativen Stärke, welche für den heutigen Handelsstart bereits in beiden Zeitfenstern überkaufte Marktverfassungen anzeigt. Hinzu kommt eine Abflachung der Stärke auf hohem Niveau, was wir bereits als ein Nachlassen der Reaktionsschwungkraft werten wollen. Folgt dieser Entwicklung nun auch noch eine Abflachung des Anstiegswinkels, sollten zumindest erste kleine Warnsignallampen aufleuchten. Wir verweisen zudem auf die sich jetzt abzeichnenden Widerstände innerhalb der intraday-Charts, welche sich jetzt wie folgt ableiten: 9.197 und darüber bei 9.229, dann 9.242 Punkten. Die errechneten beiden Pivot-Widerstände liegen in den Bereichen um 9.243 (folglich knapp unter der errechneten Normalkorrektur bei 9.256) und um 9.295 Punkten.

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(4) Geplante Handelsrichtung: Wie man den vorangegangenen Beurteilungsabschnitten entnehmen kann, schätzen wir die technische Verfassung des DAX / FDAX weiterhin zumindest für so erfolgversprechend ein, dass die Erholungsreaktion noch gute Chancen auf eine weitere Fortsetzung haben sollte. Wir schränken hierbei jedoch ein, dass wir uns den Weg „ab hier“ holperiger vorstellen können. Konsequenterweise behalten wir auch für heute eine Long-Ausrichtung in der Kern-Positionierung für zweckmäßig.

Wir wollen an dieser Stelle dennoch folgende „Sicherungsaspekte“ einbauen: (a) bei einer steigenden Unsicherheit im Erholungsmodus, wird unserem Absicherungscharakter der geplanten long Kern-Positionierung heute eine gesteigerte Bedeutung zukommen, wir werden in unserem Stream diesem Aspekt heute eine gesteigerte Aufmerksamkeit schenken müssen. (b) Wir errechnen uns „Ausstiegsniveaus“ aus unserem optimistischen Szenario auf der Unterseite. Hierzu stützen wir uns wieder auf die jeweiligen Reaktionspotentiale, bezogen auf die bisher gesehene Erholungsstrecke seit Freitagabend: 9.102 / 9.088 (Minimumkorrektur), 9.054 (Normalkorrektur) und 9.010 / 9.006 (Maximumkorrektur). Das heißt, solange sich der FDAX oberhalb der 9.102 / 9.088 halten kann, „tuen Reaktionen auf der Unterseite“ unserem positiven Szenario keinen Abbruch. Alles was oberhalb diesen Niveaus verbleibt, verspricht weiterhin eine ausgeprägt hohe statistische Wahrscheinlichkeit, dass unser fortgesetztes Erholungsszenario in Richtung 9.256 und gegebenenfalls noch höher noch als gültig angesehen werden kann. Wird die Minimumkorrektur dagegen auf der Unterseite unterschritten, werden wir umdenken müssen und unser positives Grundszenario in Frage stellen. Dazu mehr im Stream.

Bund-Future

(Hinweis: Widerstände, Unterstützungen, Reaktionspotentiale etc. werden ab sofort in einem jeweilig gesonderten Arbeitsblatt zum Abruf bereitgestellt)

In unserem gestrigen Handelstagebuch skizzierten wir für den FDAX eine positive Erwartungshaltung mit Kurs-Zielen auf der Oberseite (welche wir allerdings erst im Stream hinzufügten), welche alle erreicht und überwunden wurden. Im Gegenzug erwarteten wir für den Bund-Future Abschläge im Kursverlauf, wobei wir zunächst auf die errechnete Minimumkorrektur bei 143,25 / 143,14 fokussierten. Wir begründeten diese Erwartungshaltung mit einem Verweis auf die in den letzten Tagen verstärkt gesehenen negativen Korrelationen zwischen FGBL und FDAX und setzten für gestern auf eine Fortsetzung dieser Entwicklung.

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Tatsächlich zeigte sich der Renten-Kontrakt per gestern über weite Strecken ausgesprochen stabil, was die Frage nach dem „warum“ aufwarf. Wir konnten uns diese Tatsache nur so erklären, dass der Markt „dem Frieden“ nicht traut und der Absicherungsbedarf unverändert hoch bleibt, während die Aktienseite lediglich den bereits extrem gelaufenen Spread zwischen DAX / FDAX und anderen Indizes reduziert. Im Laufe des Abends dann, spätestens mit der Meldung der Anerkennung der Krim als selbständigen, unabhängigen Staat, setzte sich dann der Abgabedruck doch noch erwartungsgemäß, wenn auch „störrisch“ durch und drückte den FGBL auf ein Tagestief bei 143,13 (Schlusskurs 143,17).

Wie der Stundenchart des Renten-Kontrakts zeigt, leitet sich im Bereich um 143,11 bis 143,05 ein ganzes Bündel an Unterstützungen her. Sollte dieses erfolgreich gebrochen werden, eröffnet sich weiterführendes Abwärtspotential bis in den Bereich um 142,81 / 142,79, dem nächst tiefer liegenden Unterstützungsband. Die Pivot-Unterstützungen im FGBL errechnen sich zudem in den Bereichen um: 143,02 und 142,86.

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Während der Tageschart des FGBL noch immer positiv bis neutral zu interpretieren ist und formal (im Bezug auf die erreichte Minimumkorrektur) noch keine Gefährdung dieses Trends unterstellt werden muss, weist uns der Stundenchart bereits einen gültigen Abwärtsimpuls aus (siehe Richtungsfilter und Schwungkraftentwicklung).

Unser heutiges Augenmerk liegt auf der genannten Unterstützung bei 143,11 bis 143,05. Wir halten einen Bruch für wahrscheinlich und bauen uns auch hier eine indikative Sicherung ein, bei der wir unsere kritische Einschätzung zumindest überprüfen müssen. Diese wäre die Minimumkorrektur im Bezug auf die bisherige Reaktionsstrecke auf der Unterseite von 143,97 bis 143,13. Diese errechnet sich im Bereich um 143,41 / 143,45. Wird diese „Begrenzung“ überschritten, stellen wir unser aktuell noch kritisches Szenario zur Überprüfung.

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Über den Experten

Uwe Wagner
Uwe Wagner
Technischer Analyst und Trader

Uwe Wagner arbeitete bereits während seines Wirtschaftsstudiums als Maklergehilfe an den Börsen in Berlin, Wien und Madrid. 1991 trat er dann in die Deutsche Bank AG ein, wo er eine fundierte Ausbildung im Wertpapier- und Derivatehandel erhielt – in Frankfurt/Main sowie in Chicago im International Trading Institute unter dem bekannten Warenhändler Toni Saliba. Innerhalb der Deutschen Bank AG durchlief Wagner diverse Etappen im Handelsbereich. So betreute er als DTB Market Maker zunächst diverse Werte, verantwortete anschließend den Options- und Future-Handel in der Deutsche Bank S.A. in Madrid und mehrere Jahre die spekulative Verwaltung von Teilen des Eigenkapitals der Bank über DB Advisor. Wagner baute innerhalb der Deutsche Bank AG das damals erste Internet-Tool für Technische Marktanalysen (dbS-Trade) auf und führte den systembasierten Handel in Future-Märkten. Sein Schwerpunkt liegt seit über 20 Jahren auf dem FDAX und dem Bund-Future-Markt, den er täglich analytisch seziert, um daraus Handelsszenarien zu entwickeln und diese dann auch aktiv umzusetzen. Seit 2003 lebt und arbeitet Wagner in Hamburg. Uwe Wagner ist aktiv im FDAX und Bund-Future tätig.

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