Kommentar
05:26 Uhr, 05.03.2014

FDAX und Bund-Future: Handelstagebuch vom 05. März 2014

Der FDAX profitiert von den Entspannungssignalen in der Krise in der Ukraine. Damit rückten Kurse oberhalb der 9.600 wieder in realistische Reichweiten. Der Bund-Future reagiert mit Abschlägen und folgt zudem seiner im Vorfeld benannten Divergenz zur Stärkeentwicklung im Kursverlauf.

Hinweis in eigener Sache: weiterführende Markteinschätzungen intraday zu DAX / FDAX und Bund-Future, aber auch interessante Beiträge zum Thema als auch zu anderen Handelsansätzen von anderen Lesern, finden Sie börsentäglich unterhttp://go.guidants.com/#c/uwe_wagner

Allgemeine Markteinschätzung

Die Presse trommelt seit Ausstrahlung der Pressekonferenz mit Putin zwar weiterhin auf das Thema „Ukraine“ ein und versucht in allen Fassetten der Aussagen des russischen Präsidenten Unwahrheiten und Täuschungen nachzuweisen, doch die Märkte reagierten zumindest am gestrigen Dienstag positiv auf den Tenor dieser Veranstaltung. Zum Teil heftige Kursgewinne sahen wir rund um den Globus in den Indizes auf Dividendentitel. Der S&P 500 Index markierte im Tageshoch ein neues Allzeithoch mit 1.876,23 Punkten (Schlusskurs bei 1.873,91), der Dow Jones kletterte auf ein neues Bewegungshoch innerhalb seines laufenden Aufwärtstrends. Gleichermaßen schnellte der DAX / FDAX am gestrigen Dienstag in die Höhe, nachdem bereits die Meldung, wonach Russland seine Manöver an der Grenze zur Ukraine eingestellt hatte, zu einer festen Eröffnung mit Kurslücke geführt hatte.

Jedem ist klar, dass eine erneute Verschärfung der Situation umgehend zu erneuten Abschlägen führen wird, doch im Augenblick sind es überwiegend Short-Eindeckungen, welche zu den gestern gesehenen Kursgewinnen beitrugen, ungeachtet der heftigen Misstrauensbekundungen der westlichen Presse und einzelner Politiker.

Eine Reaktion auf eine sich offensichtlich entspannende Situation sahen wir am Dienstag auch im Bund-Future, der naturgemäß mit Abschlägen reagierte, Edelmetalle gaben ab, Yen und Euro gaben nach.

Von konjunktureller Seite aus blieben per gestern wichtige Wirtschaftsdaten aus, Aussagen des Fed-Präsidenten von Richmond, Lacker, wurden erst nach Börsenschluss erwartet.

FDAX

(Hinweis: Widerstände, Unterstützungen, Reaktionspotentiale etc. werden ab sofort in einem jeweilig gesonderten Arbeitsblatt zum Abruf bereitgestellt)

Weiterführende Einschätzung (Tageschart)

In unserem gestrigen Handelstagebuch hatten wir ein Erholungsszenario für den DAX / FDAX bereits als das wahrscheinlichste Tagesszenario besprochen und begründeten diese Aussage mit einem Verweis auf die Markttechnik, besonders auffällig im 30 Minuten- und im 60 Minuten-Chart. Wir hatten geschrieben: „Dennoch halten wir es für sehr wahrscheinlich, dass Erholungs-, mindestens jedoch Stabilisierungstendenzen im heutigen Tagesverlauf dominante Elemente im Tagesverlauf sein könnten / sollten. Wir begründen diese Aussage / Erwartungshaltung mit einem Verweis auf die Schwungkraftentwicklung, sowohl im 30 Minuten-, wie auch Stunden-Chart. In beiden Zeitfenstern entwickelt sich diese (a) im überverkauften Niveau und (b) lässt sich in beiden Zeitfenstern eine positive Divergenz zum Kursverlauf interpretieren.“

Bereits der Handelsstart ließ den Future deutlich höher in den Handel gehen, so dass eine ausgeprägte Eröffnungslücke gerissen wurde. Als Begründung wurde eine Meldung aus Russland angeführt, wonach das russische Militär seine Manöver an der ukrainischen Grenze beendet hatte und in die Stützpunkte zurückkehrte. Auf Erholungsniveau konsolidierend, löste eine gegen Mittag ausgestrahlte Pressekonferenz mit Putin schlussendlich auffällige Eindeckungskäufe aus, welche den Index / Future im Hoch über alle für den gestrigen Tag avisierten Widerstände hob, ebenso die errechneten Reaktionspotentiale, bis zum dritten (und damit letzten) errechenbaren Reaktionsziel einstellte. Bis nach Kasseschluss konnte der Future das erreichte Tageshoch halten, ohne auffällige Gegenbewegungen zu durchlaufen, markierte sein Tageshoch unmittelbar nach Handelsende im DAX-Index und gab im Anschluss leicht nach, um sich schließlich gut 40 Punkte unter Tageshoch in den Feierabend zu verabschieden.

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Sehen wir uns folglich die aktuelle technische Ausgangslage des Future an: mit Erreichen und knappen Überwinden der Maximumkorrektur, errechnet auf der Grundlage der Wegstrecke zwischen dem Tageshoch vom Freitag letzter Woche bei 9.698 Punkten und dem Tages- und Reaktionstief vom Montag bei 9.322 Punkten, können wir zunächst festhalten, dass eine erneute Abschwächung des FDAX-Kurses auf Kurse unterhalb des 9.322 im laufenden Fraktal rein statistisch nur noch mit einer Eintrittswahrscheinlichkeit von etwa 36 Prozent zu erwarten ist. Selbstverständlich beziehen sich diese Auswertungen nur auf „normale“ Börsen, eine „schwarze Schwan“ Entwicklung, ausgelöst durch eine erneute Zuspitzung der Lage in der Ukraine, kann diese Regel natürlich brechen.

Aber gehen wir von einer „normalen“ Entwicklung aus, sollte der Future auf der Unterseite nun erst einmal gut abgesichert sein. Wir skizzieren zwei mögliche Szenarien:

(a) Der FDAX setzt tatsächlich noch einmal zurück, sollte diese Reaktion jedoch nur marginal ausbauen, um von dort aus erneut in eine Aufwärtsbewegung zu starten, welche den Future über die 9.600 trägt. Hierzu sehen wir uns zunächst mögliche potentielle Unterstützungen auf der Unterseite an, welche eine eventuelle erneute Abschwächung auffangen könnten: hier achten wir auf die 9.544 / 9.537,50 Punkte als untere Begrenzung der gestern Abend ausgebildeten Zwischenkonsolidierung. Darunter werden interessant die 9.474,50 als obere Begrenzung der gestrigen vormittäglichen Zwischenkonsolidierung, sowie die 9.421 / 9.415 als deren untere Begrenzung. Viel wichtiger erscheinen uns hier jedoch die errechneten Reaktionspotentiale auf der Unterseite, bezogen auf die gesamte Strecke der gestrigen Erholung, beginnend vom Tagestief vom Montag bei 9.322 Punkten. Diese errechnen sich wie folgt: 9.502 / 9.488 (Minimumkorrektur), 9.457 (Normalkorrektur) und 9.425 / 9.412 (Maximumkorrektur). Wir unterstellen: „hält“ die errechnete Minimumkorrektur oder wird gar nicht erst angehandelt, wäre dies ein für uns positives Indiz und sollte zu weiteren Kursgewinnen oberhalb der 9.600, mindestens oberhalb der 9.592 (gestriges Tageshoch) führen.

(b) Szenario 2 könnte bereits mit einer festeren Eröffnung eingeleitet werden, womit der FDAX den guten Vorgaben aus den USA folgt, nachdem er gestern nicht mehr wirklich auf die gute Entwicklung in Übersee reagierte. Oberhalb der 9.566 (nur noch orientative Widerstandsebene) leitet sich „frischer“ Widerstand im Bereich um 9.581 bis 9.592 her (hier liegt ein ganzes Bündel an Widerständen im Markt). Darüber kommt die eher symbolisch und folglich psychologisch wichtige 9.600 zum Tragen und dann Widerstände untergeordneter Art in den Bereichen um 9.623 bis 9.628 Punkte.

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Natürlich ist damit auch wieder das Thema 9.700 im Fokus, aber noch wollen wir die Kirche im Dorf lassen. Fakt ist jedenfalls: solange der FDAX sein errechnetes normales Reaktionspotential auf der Unterseite bei 9.457 nicht unterschreitet (und erst recht nicht die 9.425 / 9.412 (Maximumkorrektur), bleiben wir latent optimistisch für den FDAX und schließen einen erneuten 9.700er Versuch nicht aus. Fällt der FDAX dagegen auf genannte Kursniveaus zurück, verfällt die aktuell vielversprechend gute Ausgangslage im Kursverlauf des FDAX und wir müssen höhere Kurse auf dem Zeitstrahl wieder nach hinten verschieben.

Sehen wir uns noch kurz die Markttechnik an: den unterlegten Richtungsfilter im Tageschart interpretieren wir derzeit als „neutral“, die Schwungkraftentwicklung pendelt ebenfalls im neutralen Bereich. Innerhalb des 30 Minuten Charts muss der FDAX dagegen rasch nach oben hin aufsatteln, um nicht über einen set-up-Wechsel im Richtungsfilter, als auch über eine sich wieder abschwächende Markttechnik belastet zu werden.

Was für ein Fazit lässt sich ziehen?

Als Fazit halten wir fest: wir sind aktuell weiterhin optimistisch für den FDAX und knüpfen damit an unsere gestrige positive Erwartungshaltung an. Aus der aktuellen Konstellation heraus, werden wir Kursrücksetzer oberhalb der 9.502 / 9.488 (Minimumkorrektur) im Stabilisierungsfalle zum Aufbau von Kaufpositionen nutzen, in Erwartung, die 9.600 noch im laufenden Bewegungsfraktal „von oben zu sehen“. Hierzu werden wir uns wieder begleitend intraday äußern. Gelingt bereits recht früh die Überwindung der 9.600, bleiben wir ebenfalls optimistisch und fokussieren auf das 9.700er Kursniveau.

In der praktischen Konsequenz heißt das: unsere „Kernposition“ werden wir aller Voraussicht nach wieder auf der Long-Seite ausrichten und durch Neben-Positionierungen absichern (wir hatten diese Vorgehensweise per gestern intraday unter:

http://go.guidants.com/#c/uwe_wagner

erläutert).

Trübt sich das Kursverlaufsbild entgegen unserer Erwartungshaltung jedoch wieder auffällig ein, werden wir eine neue Szenariodiskussion intraday führen.

Bund-Future

(Hinweis: Widerstände, Unterstützungen, Reaktionspotentiale etc. werden ab sofort in einem jeweilig gesonderten Arbeitsblatt zum Abruf bereitgestellt)

Morgen verfällt der März-Kontrakt im Bund-Future, folglich werden wir heute früh letztmals auf den Chart dieses Kontraktes zugreifen. Der gestrige Kursabschwung führte den Renten-Kontrakt im Tagestief bis auf 144,60 Punkte zurück, womit zumindest bisher unterstellt werden kann, dass das 144,57er Unterstützungsniveau Bestand hat. Ebenso ist der erst kürzlich im Tageschart eingezeichnete Aufwärtstrendkanal noch gültig, dessen untere Begrenzung könnte allerdings heute zur Disposition stehen.

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Wird jenes 144,57er Niveau unterschritten, was auch mit einem Trendbruch einhergehen würde, leiten sich die nächst tieferen Unterstützungs- bzw. Auffangniveaus in den Bereichen um 144,29 bis 144,18 her.

Aus Sicht der Markttechnik wird dem FGBL auf Tagesbasis unverändert ein intakter Aufwärtstrend ausgewiesen (long-set-up). Die Stärke-Entwicklung ist dagegen eher weiter rückläufig und baut folglich die im Vorfeld bereits mehrfach angesprochene Divergenz zum Kursverlauf aus. Unterstellen wir zudem, dass wir mit unserer Erwartungshaltung zum FDAX richtig liegen und dieser heute weiter steigt, könnte diese Entwicklungstendenz ebenfalls weiter belastend auf den FGBL wirken.

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Über den Experten

Uwe Wagner
Uwe Wagner
Technischer Analyst und Trader

Uwe Wagner arbeitete bereits während seines Wirtschaftsstudiums als Maklergehilfe an den Börsen in Berlin, Wien und Madrid. 1991 trat er dann in die Deutsche Bank AG ein, wo er eine fundierte Ausbildung im Wertpapier- und Derivatehandel erhielt – in Frankfurt/Main sowie in Chicago im International Trading Institute unter dem bekannten Warenhändler Toni Saliba. Innerhalb der Deutschen Bank AG durchlief Wagner diverse Etappen im Handelsbereich. So betreute er als DTB Market Maker zunächst diverse Werte, verantwortete anschließend den Options- und Future-Handel in der Deutsche Bank S.A. in Madrid und mehrere Jahre die spekulative Verwaltung von Teilen des Eigenkapitals der Bank über DB Advisor. Wagner baute innerhalb der Deutsche Bank AG das damals erste Internet-Tool für Technische Marktanalysen (dbS-Trade) auf und führte den systembasierten Handel in Future-Märkten. Sein Schwerpunkt liegt seit über 20 Jahren auf dem FDAX und dem Bund-Future-Markt, den er täglich analytisch seziert, um daraus Handelsszenarien zu entwickeln und diese dann auch aktiv umzusetzen. Seit 2003 lebt und arbeitet Wagner in Hamburg. Uwe Wagner ist aktiv im FDAX und Bund-Future tätig.

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