FDAX und Bund-Future: Handelstagebuch vom 04. März 2014
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Hinweis in eigener Sache: weiterführende Markteinschätzungen intraday zu DAX / FDAX und Bund-Future, aber auch interessante Beiträge zum Thema als auch zu anderen Handelsansätzen von anderen Lesern, finden Sie börsentäglich unterhttp://go.guidants.com/#c/uwe_wagner
Allgemeine Markteinschätzung
Der bundesdeutsche Außenminister Steinmeier bezeichnete gestern gegenüber der Presse die Entwicklung in der Ukraine als die schwerste Krise seit dem Mauerfall und warnte vor einer Spaltung Europas, die er aktuell für sehr real hält. Auch gestern glühten wieder Telefonleitungen diesseits und jenseits des Atlantiks und der russische Präsident Putin zog sein Programm konsequent weiter durch, um auf der Halbinsel Krim Fakten zu schaffen, welche im Nachhinein kaum noch aufgehalten bzw. rückgängig werden können. Eine solche Stimmung und Gemengelage schafft zudem die ideale Umgebung für Gerüchte und gezielte Falschmeldungen, welche die Spannungen und Belastungen für die Aktienmärkte weiter forciert: so wurde gestern auf Berufung der ukrainischen Regierung gemeldet, das russische Militär hätte der Ukraine ein Ultimatum gesetzt, wonach das ukrainische Militär aufzugeben und sich zu entwaffnen hätte, um im Anschluss daran die Krim zu verlassen. Anderenfalls soll mit militärischen Übergriffen gedroht worden sein – ein Sachverhalt, der sich am Abend als Falschmeldung herausstellte, bewusst von der ukrainischen Regierung in Umlauf gebracht, um eine Reaktion des Westens zu provozieren.
Für die Aktienmärkte stellt diese Entwicklung in jeder Hinsicht eine Belastung dar, auch wenn die Abschläge in Europa deutlich ausgeprägter ausfielen als in Asien bzw. den USA. Die Rentenmärkte profitierten im Gegenzug von dieser Entwicklung, was z.B. den Bund-Future mit 145,42 auf ein neues Allzeithoch hob und mit 145,25 so hoch schließen ließ, wie noch nie in seiner Geschichte.
Dennoch, von Panik wird an den Märkten (noch) nicht gesprochen, der Abverkauf in den Dividendentiteln erfolge stetig und konsequent, jedoch kaum überstürzt, hieß es dazu aus dem Handel. Diese Entwicklung ließ gestern den leitenden Marktstrategen bei LPL Financial gegenüber DJNW die Vermutung äußern, dass die derzeitige politische Börse vielleicht doch nur „kurze Beine“ hat. Gegenüber der Nachrichtenagentur zog er Parallelen zum Bürgerkrieg in Syrien im vergangenen September und sagte: „Das Problem wird zwar nicht verschwinden, aber sein Einfluss auf die Märkte wird nachlassen“. Diese Aussage wird aller Voraussicht nach eintreten, spätestens wenn klar ist, in wie weit die Risiken tatsächlich für den Frieden in Europa und der Welt abschätzbar sind und die wichtigsten wirtschaftlichen Parameter im Zusammenhang mit der Wirtschaftskrise in Europa und den USA abgesteckt werden können.
Die per gestern veröffentlichten US-Konjunkturdaten gingen in diesem Umfeld nicht unter, rückten aber in den Hintergrund der Aufmerksamkeiten. Die Verbraucherausgaben und der ISM-Index für das verarbeitende Gewerbe waren überraschend gut ausgefallen und trugen wahrscheinlich auch zu den etwas moderateren Kursabschlägen an den US-Börsen bei.
FDAX
(Hinweis: Widerstände, Unterstützungen, Reaktionspotentiale etc. werden ab sofort in einem jeweilig gesonderten Arbeitsblatt zum Abruf bereitgestellt)
Weiterführende Einschätzung (Tageschart)
Der deutsche Aktienmarkt zeigte gestern einen stetigen Abverkauf, welcher bereits zur Eröffnung mit einer ausgeprägten Kurslücke eingeleitet wurde (von der sich der Future während des Handels nicht mehr erholen konnte) und der die Notierungen zunächst stetig um das 9.400er Kursniveau hielt. Im Laufe des Nachmittages ließen sich aus charttechnischer Sicht in verschiedenen intraday-Zeitfenstern immer wieder Stabilisierungsansätze identifizieren, welche jedoch (a) die Trigger auf der Oberseite – hin zu einer erwarteten Erholung – schlussendlich nicht überzeugend auslösen konnten und (b) am Ende unter dem Gerücht des angeblich gesetzten russischen Ultimatums „zusammenbrachen“. Der DAX / FDAX beschleunigte erneut seine Abgaben und markierte mit 9.322 Punkten sein Tagestief, um sich dann mit 9.350,50 in den Feierabend zu verabschieden. Die Aufklärung des Ultimatum-Gerüchtes konnte dem Index / Future folglich nur noch bedingt helfen.
Ordnen wir die gestern gesehene Entwicklung in das Gesamtbild des Kursverlaufes ein, so lässt sich festhalten, dass der Future mit Unterschreiten der 9.374 Punkte das errechnete normale Reaktionspotential, bezogen auf die Wegstrecke von Februar von 9.010 bis 9.737 Punkten, ausschöpfte und unterschritt. Wir hatten dieses zweite rechnerische Reaktions-Ziel mit 9.374 Punkten ermittelt und kommuniziert. Nur der Vollständigkeit halber: das maximale Reaktions-Potential und damit dritte Reaktions-Ziel errechnet sich im Bereich um 9.288 bis 9.253.
Aus charttechnischer Sicht wurden per gestern diverse Ziel-Unterstützungen angehandelt, welche jedoch wegen ihres „Alters“ nur noch bedingt als reale Unterstützungen angesehen werden konnten. Hervorzuheben (neben einigen im Vorfeld benannten Marken – abgeleitet aus dem intraday relevanten Stunden-Chart) waren / sind die Bereiche um 9.353 / 51 und 9.282, welche sich aus der ersten Februarhälfte herleiten lassen und dort eine Zwischenkonsolidierung markierten, die sich unmittelbar nach dem Ausbruch aus dem übergeordneten Abwärtstrendkanal vom Januar / Februar ausbildeten. Im Zusammenhang mit diesen beiden potentiellen Signalunterstützungen, möchten wir auf zwei Sachverhalte aufmerksam machen: (1) die 9.353 / 9.351 konnte ihren Bestand zumindest per Schlusskurs wenigstens formal bestätigen, was zwar den realen Bestand der Unterstützung nicht wirklich untermauert, aber so doch wenigstens die signaltechnische Bedeutung unterstreicht. (2) die untere Begrenzung und Unterstützung der abgegrenzten Zwischenkonsolidierung aus Anfang Februar bei 9.282 fällt mit der errechneten Maximumkorrektur bei 9.288 / 9.253 zusammen, was deren analytische Bedeutung dadurch naturgemäß erhöht.
Sehen wir uns die Markttechnik des Kursverlaufes an, fallen uns für den FDAX aktuell folgende Eckpunkte auf: der von uns unterlegte Richtungsfilter im Tageschart ist derzeit „neutral“ ausgerichtet und zu bewerten, die relative Stärke des Kursverlaufes im Tageschart ist rückläufig (ohne dass wir bereits eine Überhitzung im klassischen Sinne unterstellen können).
Zur besseren und vollständigen Einordnung des aktuellen Kursverlaufes, sehen wir uns jetzt analytisch markante Kursniveaus auf der Oberseite an, welche im Falle einer Erholungsreaktion interessant werden. Hierzu beginnen wir mit den aktuellen Reaktionspotentialen, bezogen auf das bisher letzte und aktuelle, abwärts ausgerichtete Bewegungsfraktal von 9.698 (Tageshoch vom letzten Freitag) und dem gestrigen Tagestief bei 9.322 Punkten. Diese errechnen sich wie folgt: 9.447 bis 9.465 Punkte als Minimumkorrektur und erstes errechnetes Reaktionsziel, 9.510 als Normalkorrektur und errechnetes zweites Reaktionsziel und 9.554 bis 9.572 als Maximumkorrektur und errechnetes drittes Reaktions-Ziel.
Darüber hinaus fokussieren wir auf folgende potentielle Widerstände, abgeleitet aus dem 30 Minuten-Chart des FDAX: die 9.364 / 68 als bestätigte intraday Widerstandsebene, die 9.383 / 90, darüber hinaus die 9.441 Punkte und dann Kurse um 9.514. Der 30 Minuten-Chart erlaubt darüber hinaus das Anlegen einer HC (obere, fallende Trendbegrenzungslinie), wobei die gestrigen Reaktionshochs mit dem gestrigen Tageshoch verbunden werden. Diese obere Trendbegrenzung verläuft heute Morgen bei 9.346 Punkten. Tragen wir zudem noch eine untere LC an (untere Trendbegrenzungslinie – welche insgesamt einen Abwärtstrendkanal, bezogen auf den gestrigen intraday Kursverlauf zulässt), so leitet sich diese zu Handelsbeginn im Bereich der 9.227 ab. Unterstützungsniveaus auf der Unterseite (abgeleitet aus dem 30 Minuten-Chart) wären die Bereiche um 9.331 und 9.322.
Was für ein Fazit lässt sich ziehen?
Halten wir fest: bezogen auf das „Gesamtbild“, definieren wir die vorherrschende Impulsrichtung weiterhin als abwärts ausgerichtet. Jede Erholung erfüllt den „Tatbestand“ einer Reaktion, verbunden mit allen Risiken. Dennoch halten wir es für sehr wahrscheinlich, dass Erholungs-, mindestens jedoch Stabilisierungstendenzen im heutigen Tagesverlauf dominante Elemente im Tagesverlauf sein könnten / sollten. Wir begründen diese Aussage / Erwartungshaltung mit einem Verweis auf die Schwungkraftentwicklung, sowohl im 30 Minuten-, wie auch Stunden-Chart. In beiden Zeitfenstern entwickelt sich diese (a) im überverkauften Niveau und (b) lässt sich in beiden Zeitfenstern eine positive Divergenz zum Kursverlauf interpretieren.
Trifft dieser Sachverhalt zu, d.h., geht der FDAX im heutigen Handelsverlauf tatsächlich in eine Kurserholung über, gilt es dennoch zu beachten, dass wir in einem solchen Falle dennoch nur von einer Reaktion sprechen und folglich mit allen damit verbundenen Risiken, wie plötzliche Richtungsänderungen und heftige Gegenbewegungen werden rechnen müssen. Wir fokussieren heute zunächst auf das Unterstützungsband im Bereich um 9.331 bis 9.322 und behalten den Widerstand um 9.368 im Auge. Alle nach oben hin relevanten Chartmarken, als auch errechneten Reaktions-Potentiale, bleiben darüber hinaus ebenfalls von großem Interesse. Wir werden kurz vor Handelsbeginn die Ausgangslage noch einmal abklären.
Bund-Future
(Hinweis: Widerstände, Unterstützungen, Reaktionspotentiale etc. werden ab sofort in einem jeweilig gesonderten Arbeitsblatt zum Abruf bereitgestellt)
Der Bund-Future gehörte gestern zu den „Gewinnern“ der aktuellen Krise in der Ukraine. Mit 145,42 Punkten markierte der Renten-Kontrakt ein neues Hoch innerhalb des intakten, dominanten Aufwärtstrends auf Tagesbasis; mit einem Schlusskurs bei 145,25 Punkten schloss der Future auf einem neuen Rekordniveau. Damit ist bis jetzt die Ausgangslage zumindest der Definition nach klar:
(a) Es liegt uns im Kursverlauf des FGBL im Tageschart ein intakter und bestätigter Aufwärtstrend vor.
(b) Sinnvolle Widerstände lassen sich naturgemäß aktuell keine herleiten. Wir wollen dennoch auf der Oberseite Orientierungsgrößen benennen: die 145,33 und 145,42 als unbestätigte Widerstände, abgeleitet aus den Tageshochs vom Donnerstag der Vorwoche und dem gestrigen. Legen wir an die jüngste Entwicklungsphase des Aufwärtstrends einen Kanal zur Orientierung an, leitet sich aktuell dessen obere Kanalbegrenzung im Bereich um 145,92 her.
(c) Auf der Unterseite definieren wir potentielle Unterstützungen in den Bereichen um 145,21, darunter um 144,85 / 83 Punkte. Die untere Trendbegrenzungslinie des angetragenen Kanals verläuft aktuell in etwa im Bereich um 144,60.
Die unterlegte Markttechnik bestätigt den aktuell dominanten Aufwärtstrend über den Richtungsfilter innerhalb des Tagescharts, aber auch (eingeschränkt) über die abgeleitete Schwungkraftentwicklung. Dennoch, hier „schwimmt“ der Wermutstropfen. Die Entwicklung der Schwungkraft im Tageschart, im Vergleich zum Kursverlauf, weist uns eine negative Divergenz auf, welche bis jetzt (Stand heute früh) noch keine Bedrohung des laufenden Trends darstellt, aber auf jeden Fall „kritisch“ gewertet werden muss. Beachten wir darüber hinaus auch noch die jüngste und auch auffällige Korrelation zwischen Bund-Future und Aktien (konkret FDAX), könnte der Renten-Future heute Reaktionsansätze auf der Unterseite zeigen, sofern wir mit unserer Erwartungshaltung bezüglich einer möglichen Kurserholung im FDAX richtig liegen.
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