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11:54 Uhr, 13.07.2006

Europäische Aktien weiter vorziehen

Die Performance des US-Aktienmarktes hinkt seit rund eineinhalb Jahren jener Europas hinterher. Während die Performance für die Europäischen Aktien seit Anfang 2005 rund 20% beträgt, legte der Dow Jones lediglich rund 3% zu. Für Dr. Thomas Steinemann, Chefstratege bei der Vontobel-Gruppe ist dies auf den ersten Blick erstaunlich, werde doch der US-Börse eine Leitfunktion für alle übrigen Börsenplätze zugebilligt.

Ein erster Grund für die schwache US-Aktienperformance seien die 17 Leitzinserhöhungen in Folge. Im selben Zeitraum erhöhte die Europäische Zentralbank (EZB) die Leitzinsen lediglich dreimal, nämlich von 2,0% auf 2,75%. Bemerkenswert war allerdings, dass die US-Börse überhaupt positive Renditen abwarf, so der Anlagestratege in einem aktuellen Marktkommentar. Im Zuge der Leitzinserhöhungen habe zudem die allgemeine Liquidität in den USA abgenommen: "Die Geldmenge wächst zur Zeit kaum mehr und die Zinskurve - will heissen die Differenz der kurz- und langlaufenden Zinsen - ist beinahe flach und das Wirtschaftswachstum dürfte sich entsprechend verlangsamen", so Steinemann. Dies stehe im Gegensatz zur Entwicklung in Europa: "Die Geldmenge wächst im zweistelligen Prozentbereich und die Wirtschaft läuft auf Hochtouren." Davon zeuge nicht zuletzt eine rückläufige Arbeitslosenrate in Deutschland und der Schweiz. Zwar dürfte die EZB die Leitzinsen in zwei Schritten auf 3,25% erhöhen, danach dürfte allerdings angesichts einer günstig erwarteten Inflationsentwicklung das Ende dieses Zyklus erreicht sein, so der Experte weiter.

Hinsichtlich Unternehmensgewinnverlauf könne sowohl in Europa als auch den USA sehr Erfreuliches vermeldet werden. Allerdings seien die Gewinnerwartungen der Analysten für US-Aktien sehr ambitiös, auch wenn 13% erwartetes Gewinnwachstum nicht unmöglich seien. Die Gefahr einer Enttäuschung mit entsprechender negativer Börsenreaktion wäre dann die Folge. In Europa hingegen müssten die Unternehmen lediglich etwa 10% liefern, um die derzeitig eskomptierten Preise zu rechtfertigen. Dies zu erreichen sei angesichts des konjunkturellen Höhenflugs sehr wahrscheinlich.

Entsprechend dieser Einschätzung bleibt Vontobel in den Depots deutlich übergewichtet in europäischen Aktien, wobei die Fondsgesellschaft nach wie vor deutsche Titel als besonders attraktiv ansieht.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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