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18:47 Uhr, 06.03.2015

Europäische Aktien laufen US-Titeln den Rang ab

Der britische Vermögensverwalter LGIM sieht Europas Konzerne als Hauptprofiteure des niedrigen Ölpreises und des schwachen Euro.

London (BoerseGo.de) - Obwohl die konjunkturellen Aussichten für viele Länder der Eurozone weiterhin verhalten sind, bieten europäische Aktien in den kommenden Monaten vergleichsweise bessere Anlagechancen als US-Titel. Zu dieser Einschätzung kommen die Experten des britischen Asset-Managers Legal & General Investment Management (LGIM) in ihrem aktuellen Ausblick. „Es gibt derzeit eine Reihe temporärer und zyklischer Faktoren, deren Zusammenspiel sich vor allem für Europa günstig auswirkt“, erläutert Lars Kreckel, globaler Aktienstratege bei LGIM. „Daher haben wir unsere Übergewichtung europäischer Aktien gegenüber nordamerikanischen weiter ausgebaut.“

Ein Grund für den LGIM-Experten, dass die Kurse in Europa Rückenwind bekommen: die Wechselkursverschiebungen in den vergangenen Monaten. Während der US-Dollar 2014 um etwa 20 Prozent aufgewertet ist, hat der Euro auf handelsgewichteter Basis um über zehn Prozent an Wert verloren. „Eine Abwertung des Euro um zehn Prozent lässt die Gewinne der EuroStoxx-Unternehmen um etwa 3,5 Prozent steigen“, prognostiziert Kreckel, „während eine Dollaraufwertung in gleicher Höhe die Gewinne der S&P500-Konzerne um etwa zwei Prozent schmälert. Allerdings dürfte ein Großteil dieses Effektes bereits in den Kursen eingepreist sein.“

Für positive Überraschungen könnte dagegen der anhaltend niedrige Ölpreis sorgen. „Es gibt keine historische Vergleichssituation für einen derart starken angebotsgetriebenen Rückgang des Ölpreises in so kurzer Zeit. Insofern haben wir kaum Erfahrungswerte, wie sich dies auf die Unternehmensgewinne auswirken wird“, sagt Kreckel. „Dennoch sind wir überzeugt davon, dass europäische Konzerne per Saldo stärker davon profitieren werden als die US-Firmen.“ Dazu kommen die günstigeren Finanzierungsbedingungen in Europa, nachdem die Renditen diesseits und jenseits des Atlantiks in den vergangenen Wochen auseinander gegangen sind. „Dies hat insgesamt zwar nur einen geringen Einfluss, aber wir haben eine positive Korrelation zwischen den Renditen von Unternehmensanleihen und den Zinsaufwendungen im Verhältnis zu den Umsätzen ein Jahr später beobachtet“, erläutert der LGIM-Stratege. „Auch von dieser Seite aus bekommen die Unternehmensgewinne in Europa also Unterstützung.“

Gestützt wird diese Entwicklung durch das Auseinanderdriften der Geldpolitik in Europa und den USA, wo die Fed nach Einschätzung der LGIM-Experten ab etwa Mitte des Jahres anfangen wird, schrittweise die Zinsen anzuheben. „Alles in allem stehen die Chancen also gut dafür, dass die Unternehmensgewinne in Europa erstmals seit der Finanzkrise stärker steigen als die in den USA - und dies sollte sich auch in der relativen Performance der Aktienkurse zeigen“, ist Kreckel überzeugt, schränkt aber gleichzeitig ein: „Diese Aussage gilt vor dem Hintergrund, dass es immer noch erhebliche mittelfristiger Risiken in der Eurozone gibt. So sind unsere Erwartungen hinsichtlich des Wachstums dort und einer Lösung der Schuldenkrise nach wie vor sehr verhalten.“

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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