Kommentar
11:45 Uhr, 13.08.2014

Euro: Haben sich die Hedgefonds verzockt?

Hedgefonds sind so bearish für den Euro wie seit zwei Jahren nicht mehr. Steht die Gemeinschaftswährung deshalb jetzt vor einer Rally?

Erwähnte Instrumente

Der Euro hat in den vergangenen Monaten deutlich gegenüber dem Dollar an Wert verloren und dafür gibt es wichtige fundamentale Gründe. Einerseits dürfte die US-Notenbank im nächsten Jahr wieder mit Zinserhöhungen beginnen, während die Geldpolitik der EZB auf absehbare Zeit sehr locker bleiben dürfte. Andererseits wächst die US-Wirtschaft inzwischen wieder rasant (im zweiten Quartal mit einer auf das Gesamtjahr hochgerechneten Rate von 4%), während das Wachstum in der Eurozone auf niedrigem Niveau schon wieder zu stagnieren scheint.

Die genannten Gründe haben Hedgefonds in den vergangenen Wochen und Monaten dazu bewogen, vermehrt auf eine Abwertung des Euro gegenüber dem Dollar zu wetten. Anfang August, nachdem der Euro bereits deutlich an Wert verloren hatte, waren die Hedgefonds nun so stark short eingestellt wie seit zwei Jahren nicht mehr.

Dies ergibt sich aus den Nettopositionierungen auf den Euro an der Terminbörse Chicago Mercantile Exchange (CME). Die folgende Grafik zeigt die Nettopositionen aller Marktteilnehmer (in Futures und Optionen), die als „Leveraged Funds“ eingestuft werden. Dabei handelt es sich im Wesentlichen um Hedgefonds. Ein negativer Wert bedeutet dabei, dass die Hedgefonds netto auf eine Abwertung des Euro spekulieren. Die Gegenpositionen der Hedgefonds halten andere Marktteilnehmer (die als "Dealer Intermediary", "Asset Manager" und "Other" klassifiziert werden). Aus Gründen der Übersichtlichkeit sind die Positionen dieser Marktteilnehmer in der Grafik nicht dargestellt.

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Anfang August 2014 waren die Hedgefonds an der CME nun so stark short im Euro positioniert wie seit dem Jahr 2012 nicht mehr. Die letzten beiden Male, als die Hedgefonds so deutlich auf eine Abwertung des Euro setzten, ging die Wette allerdings nicht auf. So setzte der Euro wenige Monate nachdem im Juni 2012 das letzte Mal ein extremer Wert erreicht wurde, zu einer scharfen Rally an. Das gleiche Bild zeigte sich bereits im Frühsommer 2010. Auch damals waren die Hedgefonds extrem short im Euro positioniert, was eine scharfe Rally zur Folge hatte. Die Monate, in denen die Short-Positionierung der Hedgefonds 2010 und 2012 einen Extremwert erreichte, sind im folgenden Chart grau unterlegt.

EURUSD_Hedgefonds
Statischer Chart
Live-Chart
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Auch wenn die Hedgefonds aktuell noch nicht so stark bearish sind wie im Jahr 2012, sollten Anleger die extreme Short-Positionierung bereits jetzt als Warnzeichen verstehen. Die fundamentale Schwäche der Eurozone gegenüber der US-Wirtschaft dürfte genau wie die bevorstehende geldpolitische Wende in den USA bereits zu einem erheblichen Teil eingepreist sein. Vor diesem Hintergrund könnte auch das Abwärtspotenzial beim Euro geringer sein, als viele Anleger vermuten.

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  • SÄNGER
    SÄNGER

    ​Guten Morgen, liebe Mitstreiter. Gestern fand ich ein für uns zutreffendes, chin. Sprichwort:" Zu wissen, was man macht, ist nicht schwer. Schwer ist nur, es zu machen." Einen erfolgreichen Tag !!

    07:52 Uhr, 14.08.2014
  • Marco Soda
    Marco Soda

    ​Sehr gut und sachlich m.M. nach auf der richtigen Spur

    07:36 Uhr, 14.08.2014
  • willsteel
    willsteel

    "im zweiten Quartal mit einer auf das Gesamtjahr hochgerechneten Rate von 4%"

    ​Träumen Sie? Q1 war mies und Q2 war eine absolute Katastrophe mit -3%. Sollen Q3 und Q4 jetzt beide +6% erreichen? Woher nehmen Sie die Zuversicht? Und das obwohl die Zahlen schon geschönt sind.

    ​Die EU macht das gleiche Spiel indem sie jetzt nicht quantisieren Einflüsse reinschätzt mit Schwarzmarkt, Drogen und Prostitution. Erste Anwendung findet die Regel im September wenn ich das richtig im Kopf habe.

    13:13 Uhr, 13.08.2014
    1 Antwort anzeigen
  • Investor
    Investor

    Interessanter Artikel Herr Baron. Mir hätte gefallen, wenn man den Chart noch den Eur/USD Kurs mit aufgenommen hätte.

    Fundamental wäre ein schwächerer Eur aus meiner Sicht gerechtfertigt: Höhere politische Risiken, Stärkeres Wachstum in US, Erwartung steigender Zinsen in USA, Erwartung der Ausweitung billiges Geld in Europa.

    Die starke Positionierung der Hedgefonds macht mich etwas besorgt. Wenn der Trend sich umkehrt, werden die Hedgefonds sich auch schnell wieder lösen.

    Der spannende Teil wird der Anteil des Auslandsgewinne in USA und Europa angeht. Wenn ein niedriger Eur die Gewinne der Firmen sich erhöht, kann der Wechselkurs schnell drehen

    13:08 Uhr, 13.08.2014
  • Schuby
    Schuby

    ​Ein sehr interessanter und lesenswerter Ansatz. Dagegen spricht allerdings, dass der USD gerade extrem erstarkt (siehe US Dollar Index-Quelle: Der eigener Forexreport) und die EZB genau eines will - einen schwächeren Euro. Ob "der schwächere Euro" jetzt bei 1,33 oder bei 1,27 oder 1,21 liegt, kann natürlich niemand sagen. Rein chart- und marktechnisch liegen die Hedgefonds erst einmal richtig....

    12:33 Uhr, 13.08.2014
  • Heiko Behrendt
    Heiko Behrendt Trader

    ​Sehr guter Artikel - gefällt mir.

    12:15 Uhr, 13.08.2014
    1 Antwort anzeigen

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Über den Experten

Oliver Baron
Oliver Baron
Experte für Anlagestrategien

Oliver Baron ist Finanzjournalist und seit 2007 als Experte für stock3 tätig. Er beschäftigt sich intensiv mit Anlagestrategien, der Fundamentalanalyse von Unternehmen und Märkten sowie der langfristigen Geldanlage mit Aktien und ETFs. An der Börse fasziniert Oliver Baron besonders das freie Spiel der Marktkräfte, das dazu führt, dass der Markt niemals vollständig vorhersagbar ist. Der Aktienmarkt ermöglicht es jedem, sich am wirtschaftlichen Erfolg der besten Unternehmen der Welt zu beteiligen und so langfristig Vermögen aufzubauen. In seinen Artikeln geht Oliver Baron u. a. der Frage nach, mit welchen Strategien und Produkten Privatanleger ihren Börsenerfolg langfristig maximieren können.

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