Euro-Dollar: Stützende Säulen verschieben sich
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Wir hatten an dieser Stelle bereits in den vergangenen Woche darauf hingewiesen, dass sich beim US-Dollar eine langfristige Richtungsänderung anbahnt. Insbesondere in dem für uns interessanten Währungspaar Euro-Dollar dürfte diese Neuorientierung langfristige Folgen haben.
Auf den Euro-Dollar wirken zwei Makrotendenzen ein, die es als mittel- bis langfristig orientierter Trader im Hinterkopf zu behalten gilt.
Zum Einen ist es die Frage der Märkte an die US-Notenbank, wie und wann die FED ihre expansive Geldpolitik drosseln wird. Zum Anderen sieht sich die EZB veranlasst, ihren geldpolitischen Rahmen vollends auszuschöpfen, um neben der Preisstabilität auch eine Ankurbelung der schwachen Euro-Konjunktur zu erreichen.
In der [Link "US-Finanzpresse" auf www.nydailynews.com/... nicht mehr verfügbar] wird unlängst über das Ende der Ära Ben Bernankes spekuliert. Seine dritte Amtszeit ab 2014 wird nämlich ganz klar die, so der allgemeine Konsens, schmerzliche Entziehungskur der Liquidität aus den (Bullen-)Märkten im Fokus haben. Bereits Mitte Mai reagierten die Märkte rund um den Globus mit starken Abschlägen, als Bernanke vor dem US-Kongress durchblicken ließ, dass die Anleihenkäufe der FED in Zukunft weniger voluminös als die derzeitige 85-Mrd.-Injektion ausfallen werden.
Zusätzlich belasten die mittlerweile tief gespaltenen Lager aus "Tauben" und "Falken" innerhalb der US-Notenbank die Projektionen der Anleger. Und immer bleiben die Aussagen der jeweiligen Protagonisten im vagen Bereich. Aus Angst vor den Reaktionen der durch die Liquidität aufgeblasenen Märkte will sich niemand festlegen. Sollte die Diskussion innerhalb der FED und in der US-Öffentlichkeit auf diesem Kurs bleiben, dürfte dass den US-Dollar weiter aufwerten lassen und damit belastend auf den Wechselkurs des Euros wirken.
Unabhängig von dieser Entwicklung drücken die Projektionen der europäischen Zentralbank auf den Euro. Zwar geht die EZB von einer spürbaren konjunkturellen Erholung in der zweiten Jahreshälfte aus, so ist aber ihr gewähltes Heilmittel ein schwacher Eurokurs. Anders lässt sich eine vierte Zinssenkung innerhalb von 1 1/2 Jahren nicht werten. Der Zinsspread zum US-Dollarraum verringert sich damit erheblich und ist größtenteils noch nicht im Währungsverhältnis eingepreist. Dieses steht nämlich bei aktuell ca. 1,2900 USD auf einem vergleichbaren Niveau zum November 2011 (Bereich 1,3000 USD), als mit der Ära Mario Draghis auch die neue Abwertungspolitik in der EZB Einzug hielt.
Quelle: Deutscher Bankenverband
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Fundamental belasten damit zwei sich im Wandel befindende Perspektiven den Eurokurs. Während die US-Notenbank ihre Politik vermutlich schon in diesem Jahr straffen wird, versucht die EZB die strauchelnde Konjunktur mit einem Niedrigzinskurs zu unterstützen. Der Euro-Dollar tendiert seit dem Beginn der Finanzkrise 2008 - 2009 in einem breiten Seitwärtsmarkt, der durch die expansive Geld- und die erfolgreiche Eurokrisenpolitik wiederholt auf der Unterseite Käufer fand.
Chart erstellt mit Guidants (www.guidants.com)
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Da sich diese grundlegenden Stützen nun allmählich verschieben, wäre eine negative Entwicklung des Eurokurses gegenüber dem Dollar wahrscheinlich.
Eine Fortsetzung der Abwärtsbewegung mit dem Erreichen des ersten Zielkorridors zwischen 1,2000 - 1,2500 USD ist daher ein zu erwartendes Szenario.
Viele Grüße,
Jakob Penndorf
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Jakob Penndorf, Jahrgang 1985, hat im Institutional Research und Equity Sales Trading bei einem Frankfurter Börsenmakler und Vermögensverwalter gearbeitet und verantwortet seit 2011 die „Managed-Futures-Strategy“ eines Multi-Asset-Fonds.
Seit 2012 ist er Trader bei GodmodeTrader.de.
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