Endlich Klarheit: Alle Bankguthaben sind gefährdet...
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Am Karfreitag, pünktlich zur österlichen Ruhe, wurde die Katze aus dem Sack gelassen. Die Restrukturierung der europäischen Banken wird nun doch nach dem Vorbild Zyperns erfolgen. Alle Bank-Guthaben werden künftig durch die Europäische Zentralbank (EZB) enteignet, falls notwendig. Dies erklärte EZB-Direktoriumsmitglied Klaas Knot. Der Mann ist gleichzeitig Präsident der niederländischen Zentralbank und sagte gegenüber Reuters, die Enteignung von privaten Bank-Guthaben werde künftig ein wichtiger Teil der „europäischen Liquidierungs-Politik“ sein. Um auch wirklich sicher zu gehen, hatte die Nachrichtenagentur eigens noch einmal nachgefragt.
Man kann ja kaum glauben, was dort jetzt geäußert wird. Soll der Euro vorsätzlich gesprengt werden? Niederländer, Finnen, Österreicher und Deutsche gegen den Rest der Eurozone? Kommt demnächst der Nordeuro? Oder ist das Ganze ein Testballon, um zu sehen, wie weit man gehen kann, bis Panik ausbricht?
http://www.reuters.com/article/2013/03/29/us-eurozone-cyprus-ecb-knot-idUSBRE92S05P20130329
http://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/2013/03/30/ezb-bestaetigt-die-bank-guthaben-in-europa-sind-nicht-sicher/
Tatsache ist: Das in der vergangenen Woche durch Eurogruppenchef Jeroem Dijsselbloem vorgetragene Dementi, Zypern sei, anders als zuvor verkündet, nun doch keine Blaubause für den Rest der Eurozone, ist nur Schall und Rauch. Nichts weiter als eine dreiste Lüge, wie so vieles in diesen Tagen...
Die Konsequenzen für Sparer und Anleger:
Endlich haben wir Klarheit, was an sich ja eine tolle Sache ist. Und wer immer noch geglaubt hatte, Geldvermögen und Sparbücher bei einer Bank in Europa seien „sicher“, der weiß es jetzt besser. Geld vom Konto abheben und selbst aufbewahren lautet deshalb das Gebot der Stunde. Auch in Deutschland. Denn sollte eine „systemrelevante“ Bank stürzen, dann ist die auf dem Papier stehende Einlagensicherung ebenfalls nur Schall und Rauch. Einlagensicherung, das hat selbst Finanzminister Wolfgang Schäuble kürzlich eingestanden, kann es nur geben, solange der Staat zahlungsfähig ist. Hier hat er ausnahmsweise die Wahrheit gesagt. Und mit dem Blick nach Italien, Spanien und Frankreich ist schon heute absehbar, dass ganz andere Probleme als Zypern unmittelbar vor unserer Tür stehen...
Die Konsequenzen für institutionelle Investoren: Sie sollten um europäische Staatsanleihen künftig einen großen Bogen machen. Raus aus Europa muss ab sofort das Motto für Großanleger lauten, denn nach derart eindeutigen Äußerungen muss klar sein, dass die Eurozone auf längere Sicht kein Hort der Stabilität mehr sein kann...
Umorientieren sollten sich auch kleine und mittelständische Betriebe:
Hier lautet die Empfehlung, Barbestände, etwa zur Auszahlung von Löhnen und Gehältern, zumindest teilweise wieder im Unternehmen zu parken. Ein Tresor aus feuerfestem Stahl mit Geheimcode-Schloss ist eine tolle Sache, an den kein Staat und keine Bank herankommt. In früheren Zeiten war so etwas vollkommen selbstverständlich. Es dürfte nicht schwer fallen, die eigenen Gewohnheiten dahingehend etwas anzupassen. Weil andernfalls die Enteignung droht. Oder Schlimmeres: Zypriotische Mittelständler, die jetzt auf einen Schlag etwa die Hälfte ihrer Liquidität verlieren, wären sicher froh, sie hätten rechtzeitig vorgesorgt.
Eines noch: Man hört ja viel Unsinn in diesen Tagen. Eine der dümmsten Behauptungen ist das neuerdings immer wieder vorgetragene Argument, Zypern sei überhaupt kein Teil des Europroblems. Was für ein haarsträubender Unfug. Vor dem Euro hatten die „Preußen des Südens“ mit dem zypriotischen Pfund eine starke Währung und solide Wachstumsraten. Die eigentlichen Probleme haben erst mit der Einführung der Gemeinschaftswährung im Jahr 2007 angefangen – wie überall in Europa. Wer etwas anderes behauptet, der lügt genauso wie die Brüsseler EU-Schergen.
Glücklicherweise haben wenigstens die Zyprioten selbst die Zeichen der Zeit erkannt. Deshalb hat sich Parlamentspräsident Yiannakis Omirou am Ostersonntag dafür stark gemacht, dass Zypern den Euro schnellstmöglich verlässt:
http://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/2013/04/01/zypern-troika-will-uns-zu-kolonie-der-schlimmsten-art-machen/
Unterm Strich bleibt die Erkenntnis, dass bestehende Strukturen, wie wir sie seit Jahrzehnten gekannt haben, der Vergangenheit angehören. Wir erleben gerade einen großflächigen Auflösungsprozess, der dazu führen wird, dass es Verhältnisse wie vor Ausbruch der Finanzkrise im Jahr 2007 nie wieder geben wird - eine historische Zeitenwende, die alles auf den Kopf stellen wird. Und wir werden Zeugen, wie so etwas passiert.
Eigentlich ist das ein Grund zur Freude, sofern wir die richtigen Schlüsse daraus ziehen und nicht etwa glauben, wir müssten diesen ganzen "Saustall", wie man in Bayern zu sagen pflegt, auf Kosten kommender Generationen „retten“...
Was wir unseren Lesern jetzt raten, das werden wir in der April-Ausgabe des Antizyklischen Börsenbriefs ausführlich erläutern.
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Zum Autor:
Andreas Hoose ist Chefredakteur des Antizyklischen Börsenbriefs, einem Service der BörseGo AG, und Geschäftsführer des Antizyklischen Aktienclubs. Börsenbrief und Aktienclub, das komplette Servicepaket für die Freunde antizyklischer Anlagestrategien! Informationen finden Sie unter www.antizyklischer-boersenbrief.de und www.antizyklischer-aktienclub.de
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