Kommentar
00:00 Uhr, 08.08.2011

Ein Crash wie 1987?

Pünktlich zum Beginn meines Urlaubs kommen die Börsen ins Trudeln. Der DAX verliert innerhalb weniger Tage fast 15 Prozent, wichtige Haltezonen bei 6.900 Punkten werden pulverisiert. 6.163 Zähler lautet das Verlaufstief vom Freitag. Das ist schon eine Hausnummer. Ein Blick in den Abgrund:

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Nach dem rasanten Auftritt der Indizes in dieser Woche ist die Sommerrally Geschichte. Auch auf politischer Ebene überschlagen sich die Ereignisse. Schon wird der nächste G7-Gipfel der Finanzminister anberaumt. Wie so oft in der jüngeren Vergangenheit, sind es die Ereignisse, die den Politikern atemlose Eile verordnen.

Der gesunde Menschenverstand bleibt dabei offensichtlich auf der Strecke: Es macht geradezu fassungslos, wenn EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso einen Brief an die Staats- und Regierungschefs schreibt, um sie auf „große Gefahren“ für die Euro-Zone hinzuweisen – und zwar ausgerechnet zu einem Zeitpunkt, da die Märkte nach einer längeren Verluststrecke ohnehin auf des Messers Schneide stehen. Zwei Wochen nachdem die Regierungsvertreter mühsam eine Einigung im Schuldenstreit um Griechenland zurechtgezimmert hatten, sind solche Bemerkungen grob fahrlässig. Was denkt sich der Mann eigentlich?

Seltsamerweise kommt EZB-Präsident Jean-Claude Trichet fast exakt zum gleichen Zeitpunkt auf die Idee, die Anleger mit Aussagen zu schockieren, wonach die Unsicherheiten für die Konjunktur hoch und Leitzinserhöhungen wegen großer Inflationgefahren jederzeit möglich seien.

Man fragt sich, was das Ganze soll. Entweder sind unsere Politiker dumm oder unfähig. Oder beides. Schwer vorstellbar jedenfalls, dass hier absichtlich etwas inszeniert wurde, um die Kurse bei urlaubsbedingt niedrigen Umsätzen in die Tiefe zu befördern und so den Anlegern ein wenig Angst einzujagen.

Wahrscheinlicher ist es da schon, dass die Märkte die Äußerungen zum Anlass nehmen, um nun den Weg einzuschlagen, den wir in der Juli-Ausgabe des Antizyklischen Börsenbriefs skizziert hatten. Damals hatten wir geschrieben:

"Die Börse geht grundsätzlich den Weg des größten Schmerzes. Wer dieses Geschäfte lange genug betreibt, der erkennt im Laufe der Jahre, dass es von dieser Regel keine Ausnahmen gibt. Es ist wichtig, sich das immer wieder klar zu machen.

Deshalb halten wir es für nahezu ausgeschlossen, dass wir im Anschluss an die aktuell noch recht moderate Inflation übergangslos in eine Hyperinflation übergehen, die derzeit in vielen Kommentaren herumgeistert. Das wäre viel zu einfach: Auf Inflation haben sich die Menschen längst eingestellt. Viele Zeitgenossen haben genau aus diesem Grund ihr komplettes Vermögen in Sachwerte umgeleitet. Langfristig wird das auch richtig sein – man darf aber nicht vergessen, was in einer Deflation passiert: Die Preise fallen, und zwar drastisch – und hierzu zählen auch die Preise von Sachwerten.

Der Weg des größten Schmerzes, könnte etwa so aussehen, dass all jene, die sich jetzt auf eine Inflation vorbereitet haben, durch einen vorgeschalteten deflationären Schock um einen Großteil ihres Vermögens gebracht werden – und die von allen schon jetzt erwartete Inflation könnte erst sehr viel später einsetzen, vielleicht erst in zwei oder drei Jahren".

Unseren Lesern hatten wir in der Vergangenheit immer wieder geraten, die Anlagestrategie so zu gestalten, dass auch eine Deflation nicht zur persönlichen Katastrophe wird. In Zeiten fallender Preise ist Bargeld Trumpf, weil es beständig „mehr wert“ wird, während die Preise aller Vermögensgegenstände mehr oder weniger stark fallen.

Was macht New York?

Kurzfristig wird nun viel davon abhängen, wie die Börsen in die kommende Woche starten. Sollte sich in den USA die Talfahrt fortsetzen, ist mit einer Beschleunigung der Abwärtsbewegung zu rechnen. Auf Sicht einiger Tage scheint eine Bärenmarktrallye jedoch sehr viel wahrscheinlicher zu sein – aktuell hat der Pessimismus Rekordwerte erreicht, wie einige Stimmungsindikatoren zeigen. Der Dow Jones jedenfalls sah zum Handelsende am Freitag recht vielversprechend aus, achten Sie auf den markanten Umsatzanstieg (blaue Markierung in der folgenden Abbildung). Solche Umsatzspitzen deuten oftmals kurzfristige Trendwenden an. S&P 500 und der US-Transportindex zieren sich dagegen noch etwas. Doch hier mitzumischen, das ist nur etwas für sehr kurzfristig agierende Trader.

Langfristig hat sich das Bild jetzt deutlich eingetrübt. Doch wer unserem Rat gefolgt ist, und beizeiten physische Edelmetalle gekauft hat, der kann auch weiterhin ruhig schlafen: In einer Zeit, da Banken und nun auch viele Staaten pleite sind, sind die Edelmetalle der letzte Hort der Sicherheit:

Nach einer aktuellen Umfrage des Nachrichtensenders n-tv haben derzeit 83 Prozent der Deutschen Angst um ihr Geld. Andere Umfragen zeigen, dass erst acht Prozent der Bundesbürger tatsächlich physisches Gold und Silber zur Vermögenssicherung gekauft haben. Demnach ist da noch reichlich Platz für zusätzliche Nachfrage, wenn sich die Staatsschuldenkrise in den kommenden Monaten weiter zuspitzen wird.

Allerdings ist die Stimmung bei den Edelmetallen derzeit auffallend positiv, aus antizyklischer Sicht ist das bedenklich. In der September-Ausgabe des Antizyklischen Börsenbriefs werden wir der Frage nachgehen, ob sich das Muster aus dem Jahr 2008 wiederholen könnte. Damals war der Goldpreis von gut 1.000 auf unter 700 US-Dollar abgestürzt.

Und um an dieser Stelle die Überschrift aufzugreifen: Der Crash von 1987 wird sich so nicht wiederholen. Der Dow Jones fiel seinerzeit an einem einzigen Tag um 22,6 Prozent, es war der größte prozentuale Einbruch aller Zeiten.

Damals waren die Zinsen weltweit allerdings vergleichsweise hoch. Bundesdeutsche Staatspapiere etwa rentierten mit fast 6,0 Prozent jährlich. Davon können Anleger heutzutage nur träumen. Hinzu kommen die immer weiter wachsenden Schuldenberge in den USA und in Europa. Staatsanleihen sind daher keine echte Alternative zum Aktienmarkt. Gold und Silber schon eher. Die beiden Edelmetalle zahlen zwar keine Zinsen, gehen aber auch niemals pleite...

Beim Blick auf den nahenden Herbst sollte man sich vom Getöse in den Medien jetzt nicht verrückt machen lassen. Wir haben uns und unsere Leser lange genug auf schwierige Zeiten vorbereitet. Wenn sie nun kommen sollten, dann wird uns das nicht aus der Bahn werfen.

Von Bankaktien, wie auch von Optionsscheinen, Zertifikaten und anderen Derivaten würden wir allerdings auch weiterhin die Finger lassen. Das Emittentenrisiko wird unserer Ansicht nach von den meisten Anlegern vollkommen unterschätzt. Auch macht es keinen Sinn, über die Finanzkrise zu lamentieren und gleichzeitig mit gehebelten Kunstprodukten auf Renditejagd zu gehen. Der Philadelphia-Bankenindex etwa spricht eine deutliche Sprache. Der Abwärtstrend wurde wieder aufgenommen. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis auch große Finanzhäuser ihren Zahlungsverpflichtungen nicht mehr nachkommen werden, um es einmal vornehm auszudrücken. Pech hat dann vor allem derjenige, der den schönen Versprechungen irgendwelcher "Garantiezertifikate" und ähnlichen Unsinn geglaubt hat.

Für antizyklische Käufe bei soliden Aktien ist es derzeit allerdings noch zu früh. Wer ausgestoppt wurde, der wartet jetzt einfach ab. Es ist Sommer. Die richtige Zeit, um die Lektüre der Tagszeitung auch einmal zu schwänzen, gerade jetzt, und den Fernseher ausgeschaltet zu lassen.

Immer mit der Ruhe also...

Mehr dazu in der September-Ausgabe des Antizyklischen Börsenbriefs.

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Zum Autor:
Andreas Hoose ist Chefredakteur des Antizyklischen Börsenbriefs, einem Service der BörseGo AG, und Geschäftsführer des Antizyklischen Aktienclubs. Börsenbrief und Aktienclub, das komplette Servicepaket für die Freunde antizyklischer Anlagestrategien! Informationen finden Sie unter www.antizyklischer-boersenbrief.de und www.antizyklischer-aktienclub.de

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