Droht ein neuer Konjunktureinbruch?
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Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft hat sich im Oktober weiter verschlechtert. Der ifo-Geschäftsklimaindex gab unerwartet von 101,4 Punkten auf 100 Zähler nach und sank damit bereits den sechsten Monat in Folge, wie das Münchner ifo Institut in dieser Woche mitteilte. Der ifo-Index gilt allgemein als das wichtigste deutsche Konjunkturbarometer. In der Vergangenheit konnte insbesondere mit Hilfe der ifo-Erwartungskomponente die Entwicklung des deutschen Aktienmarktes recht zuverlässig prognostiziert werden. Die folgende Grafik stellt die Entwicklung des ifo-Geschäftsklimas (linke Skala) dem DAX (Monatsschlusskurs, rechte Skala) gegenüber. Mit einem Klick auf die Grafik wird diese komplett angezeigt.
Das Barometer für die aktuelle Lage verschlechterte sich im Oktober von 110,3 Punkten im Vormonat auf 107,3 Zähler. Die Erwartungen für das kommende Halbjahr blieben dagegen mit 93,2 Zählern auf niedrigem Niveau stabil.
Der ifo-Index ist ein Stimmungsindex und gehört zu den sogenannten Frühindikatoren. Er bildet also die aktuelle wirtschaftliche Entwicklung recht zeitnah ab. Viele andere wichtige Wirtschaftsdaten (wie das Bruttoinlandsprodukt) werden oft nur mit einiger zeitlicher Verzögerung veröffentlicht. Der ifo-Index basiert auf der monatlichen Rückmeldung von rund 7.000 Unternehmen des Verarbeitenden Gewerbes, des Bauhauptgewerbes, des Großhandels und des Einzelhandels, die zur aktuellen Geschäftslage und zu den Erwartungen für die kommenden sechs Monate befragt werden. Die Unternehmen werden gebeten, ihre gegenwärtige Geschäftslage mit "gut", "befriedigend" oder "schlecht" und ihre Geschäftserwartungen für die nächsten sechs Monaten als "günstiger", "gleich bleibend" oder "ungünstiger" zu bewerten. Der Saldowert der gegenwärtigen Geschäftslage ist die Differenz der Prozentanteile der Antworten "gut" und "schlecht", der Saldowert der Erwartungen ist die Differenz der Prozentanteile der Antworten "günstiger" und "ungünstiger". Das Geschäftsklima ist ein transformierter Mittelwert aus den Salden der Geschäftslage und der Erwartungen. Dabei wird der Index so normiert, dass 100 Punkte dem Durchschnitt des Jahres 2005 entsprechen.
Die jüngste Stimmungsverschlechterung in der deutschen Wirtschaft ist vor allem auf den durch die Schuldenkrise erzwungenen Sparkurs in vielen südeuropäischen Ländern zurückzuführen. Die schlechte wirtschaftliche Lage in den Krisenstaaten belastet immer mehr auch die deutsche Wirtschaft, zumal auch in Asien in den vergangenen Monaten eine deutliche Abkühlung zu bemerken war.
In den vergangenen Monaten hat vor allem die Hoffnung auf ein beherztes Eingreifen der Notenbanken für gute Stimmung an den Finanzmärkten gesorgt. Inzwischen scheinen aber die trüben realwirtschaftlichen Aussichten wieder die Oberhand zu gewinnen. Obwohl an den Aktienmärkten vor allem Erwartungen gehandelt werden, dürfte die Tendenz in den kommenden Monaten klar nach unten zeigen. Einen kleinen Hoffnungsschimmer gibt es allerdings. Die Erwartungen der deutschen Unternehmen haben sich im Oktober nicht weiter verschlechtert. In Asien und den USA haben sich die Wirtschaftsdaten zuletzt sogar etwas verbessert. Noch dürfte es aber zu früh sein, deshalb mit einer deutlichen Erholung zu rechnen.
Oliver Baron
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