DIW: Haushalte mit niedrigsten Einkommen haben die höchste Mietbelastung
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Von Andrea Thomas
BERLIN (Dow Jones) - Die Schere zwischen Arm und Reich geht bei der Mietbelastung in Deutschland auseinander. Eine Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) ergab, dass Haushalte mit den niedrigsten Einkommen in Deutschland die höchste Mietbelastung schultern müssen und mehr als ein Drittel ihres Einkommens für Miete ausgeben. Die einkommensstärksten Haushalte zahlen lediglich rund ein Fünftel für Miete. Dabei waren nach Daten für das Jahr 2021 Alleinerziehende und Einpersonenhaushalte am stärksten belastet. Das DIW forderte die Politik auf, einkommensschwache Haushalte bei der Miete stärker unter die Arme zu greifen.
Der Anteil der sogenannten überbelasteten Haushalte, die mehr als 40 Prozent ihres Einkommens für Miete aufbringen müssen, wuchs laut DIW innerhalb von 30 Jahren von 5 auf 14 Prozent. Der Sozialwohnungsbestand sei hingegen geschrumpft.
"Wohnen entwickelt sich mehr und mehr zur sozialen Frage, da die unteren Einkommensgruppen eine überproportional hohe Mietbelastung tragen", sagte DIW-Studienautor Konstantin Kholodilin. "Hier ist die Politik gefragt, mit gezielten Instrumenten für Ausgleich zu sorgen und den Einkommensschwachen unter die Arme zu greifen."
Der Studie zufolge sind Mieten in Deutschland in den vergangenen Jahrzehnten deutlich gestiegen. Angebotsmieten zogen allein zwischen 2010 und 2022 durchschnittlich um 50 Prozent an, in großen Städten sogar um 70 Prozent. Bestandsmieten kletterten im selben Zeitraum um durchschnittlich 20 Prozent.
Mietbelastung konstant geblieben
Die Mietbelastung ist bei einem Blick auf Mietkosten und Haushaltseinkommen zuletzt aber konstant geblieben. In den 1990er Jahren nahm der Studie zufolge die Mietbelastung stark zu. Hier war insbesondere Ostdeutschland als Folge der Wiedervereinigung und des Übergangs zur Marktwirtschaft betroffen. Anfang der 2000er Jahre sei der Trend aber gebrochen und die Quote habe sich allmählich auf einem hohen Niveau stabilisiert. Seit 2015 ging sie sogar leicht zurück.
Dabei hätten aber nicht alle Haushalte von dieser jüngsten Entwicklung profitiert. Besonders Alleinerziehende und Einpersonenhaushalte litten unter hohen Mieten. Ihre Mietbelastung hat laut DIW 2021 bei durchschnittlich 30 Prozent gelegen, bei Paaren oder Familien mit Kindern lediglich bei gut 20 Prozent. In Ostdeutschland sei die Belastung geringer als im Westen, in Großstädten höher als in ländlichen Regionen.
Eine zweite DIW-Studie ergab, dass ein größeres Problem als die Wohnkosten die beengten Wohnverhältnisse darstellten. Besonders Familien in Gemeinden mit angespannten Wohnungsmärkten und aus den unteren Einkommensgruppen empfänden ihre Wohnungen als zu klein, so DIW-Ökonomin Caroline Stiel. Die Wohnkostenbelastung würde hingegen insgesamt als durchschnittlich wahrgenommen. "Die meisten Menschen sind mit ihrer Wohnsituation zufrieden", sagte sie.
Als Konsequenz aus den Studien forderte das DIW politische Instrumente, die Mietern mit geringen Einkommen gezielt entlasten. Außerdem sollte der soziale Wohnungsbau gestärkt werden. Kritisch sehen die Forscher allerdings eine Mietpreisbremse oder andere Mietpreiskontrollen, da diese einkommensschwache Haushalte nicht gezielt unterstützen würden.
Kontakt zur Autorin: andrea.thomas@wsj.com
DJG/aat/apo
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