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10:59 Uhr, 15.10.2024

DIHK: Image des Wirtschaftsstandorts Deutschland bröckelt weltweit

Von Andreas Kißler

BERLIN (Dow Jones) - Der Wirtschaftsstandort Deutschland hat weltweit an Anziehungskraft eingebüßt. Das ist das Ergebnis einer Befragung internationaler Unternehmen durch die deutschen Auslandshandelskammern (AHK) in Zusammenarbeit mit der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK). Danach hat sich Deutschlands internationales Image als Top-Wirtschaftsstandort in den vergangenen fünf Jahren deutlich eingetrübt, wie die DIHK mitteilte.

Laut der Befragung, an der über 1.250 Unternehmen aus verschiedenen Regionen der Welt teilnahmen, seien 48 Prozent der Meinung, dass sich das Image Deutschlands verschlechtert (35 Prozent) oder sogar stark verschlechtert (13 Prozent) hat. Besonders kritisch sähen Unternehmen aus der Eurozone und der Asien-Pazifik-Region sowie in China die Entwicklung. Positivere Töne kämen hingegen aus Afrika und dem Mittleren Osten sowie aus Süd- und Mittelamerika.

"Der Blick von außen entlarvt unsere nationale Betriebsblindheit", sagte DIHK-Außenwirtschaftschef Volker Treier. "Es ist höchste Zeit, dass sich die deutsche Politik wieder auf die Attraktivität unseres Wirtschaftsstandorts konzentriert. Dafür muss sie die entscheidenden Standortfaktoren verbessern." Laut der Umfrage bewerteten über ein Drittel der Unternehmen die Wirtschaftsfreundlichkeit Deutschlands als mittelmäßig, mehr als ein Viertel empfinde sie sogar als wirtschaftsfeindlich. "Das ist ein klares Alarmsignal", warnte Treier.

Auch bei der Innovationskraft, einem entscheidenden Erfolgsfaktor für die Zukunft des Wirtschaftsstandorts, gebe es Bedenken. Zwar lobten 46 Prozent der befragten Unternehmen Deutschlands Innovationsfähigkeit, doch ein Fünftel der Betriebe zweifle daran, dass das Land innovationsfreundlich genug ist.

Besonders besorgniserregend sei, dass immer weniger Unternehmen Investitionen in Deutschland empfählen. Nur 43 Prozent sprächen sich dafür aus, 32 Prozent blieben neutral, und 25 Prozent rieten sogar von Investitionen in Deutschland ab. Treier nannte dies einen "Weckruf". Die Umfrage mache deutlich, wo die Unternehmen klaren Handlungsbedarf sähen: Weniger Bürokratie, verlässlichere politische Entscheidungen und eine stärkere Willkommenskultur für Unternehmen und Fachkräfte.

Kontakt zum Autor: andreas.kissler@wsj.com

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