Kommentar
13:13 Uhr, 07.02.2012

Deutsche Unternehmen tanzen an der Weltspitze mit

Unsicherheiten brachten Aktien zuletzt unter Verkaufsdruck und veranlassten viele Anleger dazu, der Börse den Rücken zu kehren. Für einige Finanzexperten ist die Zeit für eine Rückkehr an den Aktienmarkt gekommen. Aktienanleihen und Zertifikate bieten attraktive Investmentmöglichkeiten.

Das erste Dutzend Jahre dieses Jahrtausends hatte es in sich. Erst platzte die Internetblase (2000), dann schockierte der Terroranschlag auf das World Trade­Center die Welt (2001). Sieben Jahre später erschütterte die Lehman-Pleite die Aktienmärkte (2008) und nun hat die Schuldenkrise gleich mehrere Länder im Griff (2011/2012). Die Folge der jüngsten Krise: Die Aktienbarometer rund um den Globus brachen ein, der deutsche Leitindex DAX® beispielsweise verlor seit Anfang 2000 rund 15 Prozent.

Angesichts dieser Ereignisse ist Ungewissheit in den vergangenen Jahren eher zur Gewissheit geworden. Daraus ergeben sich enorme Herausforderungen für Unternehmenslenker, unter anderem in Deutschland: Wie kann es gelingen, die aktuelle Unsicherheit vieler Investoren aufzulösen? Wie wirkt sich die Unsicherheit an den Kapitalmärkten auf die Verbraucher aus? Wird der Retter China noch einschreiten? Wenn es aus diesen Fragen Handlungsempfehlungen abzuleiten gilt, tappen selbst kompetente Konzernchefs im Nebel. Umsatz und Gewinn sind auf dieser Basis nur schwer zu prognostizieren. Zahlreiche Investoren zogen bereits Konsequenzen und parkten ihr Geld in Staatsanleihen bester Bonität, auf dem Sparbuch oder in der Krisenwährung Gold. Die Voraussetzungen sind nicht schlecht: Die Bewertungen befinden sich auf dem Niveau vom Frühjahr 2009. Damals drehte der Markt und vollzog eine Rallye.

Für Euphorie ist es heute möglicherweise noch zu früh. Noch hängt die Schuldenkrise wie ein Damoklesschwert über den Finanzmärkten. Es gibt allerdings einige handfeste Argumente, die für einen Einstieg in Aktien sprechen. Mit ausgewählten Zertifikaten auf deutsche Bluechips können Investoren ihr Chance-Risiko-Verhältnis optimieren.

Die deutsche Wirtschaft hat Schwung

Die aktuellen volkswirtschaftlichen Daten für Deutschland zeigen sowohl Licht als auch Schatten. Zahlreiche Frühindikatoren wie etwa das Verbrauchervertrauen oder das Stimmungsbarometer des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) verschlechterten sich zuletzt deutlich. Der Export verlor ebenfalls an Dynamik. Dennoch sind die Aussichten nicht nur düster.

Bisher deutet vieles darauf hin, dass Rösler Recht behält. Denn die deutschen Unternehmen produzieren mit Volldampf. Laut Bundesbank lag die Kapazitätsauslastung im vierten Quartal 2011 bei 85,1 Prozent. Die Zuwächse bei Industrieproduktion und Auftragseingang werden zwar geringer, sind aber vorhanden. Die meisten Konzernchefs scheinen nicht davon auszugehen, dass Deutschland bald in eine Rezession schlittern könnte. Und die Bundesagentur für Arbeit meldete trotz typischer Winterflaute zu Jahresbeginn ein 20-Jahres-Tief bei der Arbeitslosenzahl.

Kann Deutschlands Wirtschaft also das Tempo halten? In den zurückliegenden beiden Jahren fuhr sie trotz aller Widrigkeiten mit Vollgas: 2010 stieg das Bruttoinlandsprodukt um 3,7 Prozent, 2011 um schätzungsweise rund 3 Prozent. Für das laufende Jahr erwartet das ifo Institut allerdings nur noch ein Plus von 0,4 Prozent und die Bundesbank von 0,6 Prozent. Die Zahlen sind also noch positiv und zeigen damit Wachstum an – und keine Rezession. Nach einer Konjunkturdelle im laufenden Jahr rechnen die Experten von UniCredit zudem 2013 wieder mit einem deutlichen Aufschwung. Und diese Entwicklung könnten die Aktienmärkte bereits im zweiten Halbjahr 2012 vorwegnehmen.

Quelle: onemarkets Magazin HypoVereinsbank, Februar 2012.

Deutsche Unternehmen sind spitze

Nicht nur die volkswirtschaftlichen Rahmenbedingungen stimmen derzeit, zahlreiche DAX®-Konzerne überzeugen auch fundamental. Das Gros hat in den zurückliegenden Jahren seine Hausaufgaben gemacht und ist inzwischen auf seinem jeweiligen Gebiet Weltspitze oder auf dem besten Weg dorthin. So hat sich BASF gemessen am Umsatz zum größten börsennotierten Chemiekonzern der Welt entwickelt. Mit BMW, Daimler und Audi (zum VW-Konzern gehörig) haben die drei größten Hersteller von Premiumfahrzeugen ihren Sitz in Deutschland. Volkswagen gibt bei Kraftfahrzeugen mächtig Gas. Merck ist weltweit die Nummer eins bei der Herstellung von Flüssigkristallen für Monitore und Notebook-Displays. Fresenius Medical Care ist der bedeutendste Betreiber von Dialysekliniken. adidas ist bestrebt, das oberste Treppchen bei Sportartikeln zu erklimmen. Allianz, ­HeidelbergCement, Linde, Munich Re, SAP und Siemens zählen ebenfalls zu den Wichtigsten ihrer Zunft. Damit ist klar: Deutschlands Firmen sind ganz oben mit dabei.

Zudem sind sie in wachstumsstarken Regionen gut positioniert. Unternehmen wie adidas, BASF, Bayer, Beiersdorf, SAP und Siemens erwirtschaften inzwischen rund ein Fünftel ihres Umsatzes in Asien. Infineon und HeidelbergCement generieren sogar circa ein Drittel in Fernost. Die Wachstumsdynamik in dieser Region lässt derzeit zwar nach. Dennoch wächst das Bruttoinlandsprodukt in Ländern wie China, Indien und Indonesien deutlich stärker als in Europa und den USA. Daran wird sich Experten zufolge so bald nichts ändern.

Attraktive Bewertung lockt Anleger

Die finalen Daten der DAX®-Konzerne für das Jahr 2011 sind zwar noch nicht veröffentlicht. Indikatoren signalisieren jedoch, dass sie kumuliert einen neuen Gewinnrekord aufgestellt haben dürften. Damit nicht genug: Experten rechnen damit, dass Deutschlands größte notierte Unternehmen im laufenden Jahr ihre Gewinne um weitere 10 Prozent steigern könnten. Viele Aktionäre leiten aus den erwarteten Gewinnen und Dividenden Kennzahlen ab.

Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) zeigt beispielsweise die Relation von Aktien- oder Indexkurs und erwartetem Gewinn an. Je niedriger diese Kennzahl ist, umso günstiger ist der Titel bewertet. Für den DAX® ergibt sich auf Basis der für 2012 geschätzten Gewinne ein KGV von 10,2. Das entspricht in etwa dem Niveau von Anfang 2009 und liegt deutlich unter dem langjährigen Durchschnitt von 16,76 – zeigt also eine attraktive Bewertung an. 2009 setzte der Aktienmarkt zur Kursrallye an.

Die Dividendenrendite gibt die Relation aus Aktienkurs und erwarteter Dividende wider. Je höher diese Kennzahl, umso attraktiver ist der Titel. Angesichts der zu erwartenden Rekordergebnisse rechnen Experten damit, dass DAX®-Konzerne für das abgelaufene Geschäftsjahr mehr als 26 Milliarden Euro an die Anteilseigner ausschütten. Daraus ergibt sich eine durchschnittliche ­Dividendenrendite von mehr als 4 Prozent – so hoch war sie zuletzt im Sommer 2009.

Trotz dieser positiven Perspektive liegen die Erwartungen für den DAX®-Stand zum Ende des Jahres weit auseinander. Einer Umfrage der wöchentlichen Wirtschaftszeitung Euro am Sonntag zufolge rangieren die Kursziele für den DAX® zwischen 5.400 und 7.400 Punkten. Aktuell notiert er bei 6.749 Punkten (Stand: 6. Feburar 2012). Das verdeutlicht: Es gibt nicht nur Optimisten unter den Analysten. Die Erfahrung lehrt zudem, dass Titel sehr unterschiedliche Richtungen einschlagen können.

Quelle: onemarkets Magazin HypoVereinsbank, Februar 2012.

Autos bremsen, Gesundheit gibt Gas

Wer nicht den ganzen Index auf einmal ins Depot heben möchte, steht vor der Frage: Welche Branchen haben gute Aussichten? Die Autobauer fuhren in den zurückliegenden beiden Jahren auf der Überholspur. 2011 haben sie rund sechs Millionen Fahrzeuge und damit 15 Prozent mehr als im Vorjahr produziert. Marktexperten rechnen damit, dass BMW, Daimler und VW das Wachstumstempo nun eventuell drosseln müssen und das Produktionsplus nur noch bei etwa 2 Prozent liegen könnte. Vor allem die Nachfrage und der Umsatz in den Kernmärkten Europa und USA könnten zurückgehen. In den Schwellenländern ist der Bedarf an Autos zwar noch sehr hoch. Die Wachstumsgeschwindigkeit geht jedoch zurück. Der Ausbau der Modellpalette und die Entwicklung alternativer Antriebssysteme bergen aber weiteres Potenzial für die Automobilbranche. Mit einem KGV von jeweils unter acht erscheinen die Aktien mittelfristig attraktiv.

Der Chemiesektor zählt zu den Frühzyklikern und profitierte stark vom Aufschwung der vergangenen Jahre. Nun behalten jedoch Unternehmen in krisengeschüttelten Ländern die Lagerbestände im Auge und halten sich mit Bestellungen zurück. BASF und Linde verfügen allerdings auch über starke Positionierungen in Wachstumsmärkten. Darüber hinaus sehen sie noch Kostensenkungspotenzial. So hält Linde-Chef Professor Dr. Wolfgang Reitzle auch im Falle einer weltweiten konjunkturellen Abkühlung am Ziel eines operativen Gewinns von vier Milliarden Euro im Jahr 2014 fest. BASF stand in den zurückliegenden Jahren nicht zuletzt wegen der attraktiven Dividende bei Aktionären hoch im Kurs.

Sportereignisse beflügeln Konsumtitel

Die Entwicklung der Konsumtitel adidas, Beiersdorf und Henkel könnte unterschiedlicher kaum sein. adidas ist derzeit die Nummer zwei unter den Sportartikelherstellern. Das klare Ziel lautet: Rang eins erobern. Die Fußball-Europameisterschaft und die Olympischen Spiele bieten eine gute Plattform, um Umsatz und Gewinn 2012 deutlich zu steigern. Anders ist die Lage bei Beiersdorf. Der Hamburger Konzern beschloss Ende vergangenen Jahres einen Umbau. Der Fokus liegt dabei auf einer mit einer Kostenreduktion verbundenen Neuausrichtung. Bisher erwirtschaftet das Hautpflege-Imperium rund 60 Prozent seines Umsatzes in Europa. Die Gewinnmargen sind im internationalen Vergleich schwach. Eine Restrukturierung bietet zwar Fantasie, erfordert allerdings Geduld. Henkel hat den Schritt zu weniger Marken bereits eingeleitet und spürt die ersten Effekte. Vor diesem Hintergrund bestätigte Henkel-Chef Kasper Rorsted trotz der Unsicherheit die Prognosen für 2012 und 2013.

Zu den besten Titeln der vergangenen Monate zählten die Aktien des Dialyseklinik-Betreibers Fresenius Medical Care und dessen Mutterkonzerns Fresenius. Ihr Geschäft gilt als relativ konjunkturresistent. Konzerne wie Bayer und Merck hängen hingegen vor allem von der Entwicklung neuer Medikamente ab. Neben dem Gerinnungshemmer Xeralto® hat Bayer nach eigenen Angaben vier weitere Wirkstoffpräparate mit Blockbuster-Potenzial in der Pipeline. Merck musste zuletzt mehrere Rückschläge in der Pharmasparte verkraften und wird nun restrukturiert. Mit dem Flüssigkristallbereich hat Merck jedoch ein zweites starkes Standbein.

Investoren, die in Einzelwerte einsteigen möchten, sollten beachten: Sie erwirtschaften nur dann eine Rendite, wenn die Aktie steigt und Dividenden gezahlt werden. Schließlich ist die Schuldenkrise längst nicht ausgestanden. Sollte es zu einer Eskalation im Jahresverlauf kommen, droht Deutschlands Wirtschaft sogar zu schrumpfen. Weitere Kurskorrekturen sind somit nicht ausgeschlossen. Hier bieten zum Beispiel Discount- und Bonus-Zertifikate sowie Aktienanleihen (Protect) Investoren durch einen Teilschutz die Möglichkeiten, das Verlustrisiko zu reduzieren. Sie können mit diesen Produkten auch bei stagnierenden oder leicht fallenden Kursen noch Gewinne erzielen. Anleger sollten allerdings bedenken: Aktienanleihen und Zertifikate sind Inhaberschuldverschreibungen. Im Falle einer Insolvenz der Emittentin UniCredit Bank AG droht ein Verlust bis hin zum Totalverlust.

Weitere Infos: www.onemarkets.de

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