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14:59 Uhr, 11.05.2023

Deutsche-Börse-CEO Weimer wirbt auf Hauptversammlung für Simcorp-Kauf

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FRANKFURT (Dow Jones) - Der Chef der Deutschen Börse wird sich auf der virtuellen Hauptversammlung (HV) für die geplante milliardenschwere Übernahme von Simcorp stark machen. Das dänische Softwareunternehmen stelle eine perfekte Ergänzung für den Börsenbetreiber dar, so Theodor Weimer laut dem vorab veröffentlichten Redetext für das Aktionärstreffen am kommenden Dienstag. Mit der Übernahme werde eine Lücke in der Wertschöpfungskette geschlossen.

Bisher habe die Deutsche Börse das Design und das Management von Anlageportfolios professioneller Investoren unterstützt. Hinzu kommen das Risikomanagement und Reporting. "Künftig machen wir auch Angebote für die Durchführung von Handelsstrategien, das Rechnungswesen und die darauffolgenden Abwicklungsprozesse", so Weimer laut Redetext. Durch den Kauf verstärke sich die Deutsche Börse bei Angeboten für das Middle- und Back-Office der großen institutionellen Investoren, der so genannten Buy-Side.

Die Übernahme sei zudem Teil der neuen Wachstumsstrategie "Horizon 2026", die die Deutsche Börse im Herbst vorstellen wird. Einen ersten, wichtigen Schritt im Rahmen dieser Strategie habe man bereits jetzt in Angriff genommen. Er bestehe aus drei geplanten Teilschritten: Erstens, der Übernahme von Simcorp, zweitens, dem Zusammenschluss von Qontigo und ISS (Daten- und Analytik-Unternehmen), und drittens, der Schaffung des neuen Segments Investment Management Solutions.

   Deutsche Börse kann Andienung aller Simcorp-Aktien stemmen 

Mit Blick auf den angestrebten Simcorp-Kauf heißt es, die Deutsche Börse wolle mindestens 50 Prozent der Anteile plus eine Aktie über einen Tender erreichen. "Und wir nehmen gerne deutlich mehr. Unsere Finanzierung von knapp 4 Milliarden Euro ist so ausgelegt, dass wir auch eine vollständige Andienung aller Aktien stemmen können", so Weimer laut Redetext.

Durch den beabsichtigten Zusammenschluss von Qontigo und ISS soll derweil ein führender Anbieter qualitativ hochwertiger Indizes und Nachhaltigkeitsdaten entstehen. Dieser sei groß und attraktiv genug für einen Börsengang in wenigen Jahren. "Das ist noch Zukunftsmusik, aber deutlich mehr als eine Träumerei."

In einem dritten Teilschritt sollen ISS, Qontigo und Simcorp zu einem neuen Wachstumssegment für die Deutsche Börse werden. "Wir gehen den Schritt von Daten und Analytik zu Software und Dienstleistungen für das Investment Management", so Weimer. Deshalb werde das bisherige Segment Data & Analytics umbenannt in Investment Management Solutions. Dieser Name sei "griffiger". Er unterstreiche den Anspruch, den gesamten Investment-Management-Prozess mit Daten, mit Analytik und mit Software für die Kunden zu begleiten.

   Anteil des bisherigen Daten- und Analytik-Geschäfts soll auf 24 Prozent erhöht werden 

In Zahlen heißt das: Die Deutsche Börse will den Anteil des bisherigen Daten- und Analytik-Geschäfts von 15 Prozent auf 24 Prozent erhöhen, auf mehr als 1,2 Milliarden Euro. Dadurch werde der Börsenbetreiber unabhängiger von dem zyklischen Auf und Ab, das strukturelle Wachstum werde gestärkt. In der Folge werde auch der Anteil der wiederkehrenden Einnahmen weiter steigen.

"Noch ist die Übernahme nicht in trockenen Tüchern", warnt Weimer laut Redetext. Die Simcorp-Aktionäre müssten das Angebot annehmen. Und die zuständigen Behörden müssten das Projekt genehmigen. Aber der von der Deutschen Börse gebotene Preis sei attraktiv. "Wir sind sehr zuversichtlich, dass wir mit dem freiwilligen Übernahmeangebot Erfolg haben werden." Die Deutsche Börse rechnet mit einem Abschluss der Transaktion im dritten Quartal diesen Jahres.

Aber nicht nur die Simcorp-Aktionäre müssen überzeugt werden. An der Börse reagierten die Anleger mit Verkäufen der Deutsche-Börse-Aktie auf die Übernahmepläne. Der Kauf gilt als sehr teuer. Die DZ Bank sprach von einer "ambitionierten" Bewertung. Ob diese Bewertung durch Synergien und Wachstum gerechtfertigt sei, könne sich erst mittelfristig erweisen. Positiv sehen die Analysten, dass auch für die bislang teuerste Übernahme in der Unternehmensgeschichte keine Kapitalerhöhung erforderlich sei. Strategisch sei die Übernahme jedenfalls plausibel.

Kontakt zum Autor: manuel.priego-thimmel@wsj.com

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