Kommentar
11:25 Uhr, 17.10.2013

Der Beweis: Diesmal ist alles anders!

Früher war Börse langweilig. Doch zum Glück ändert sich das gerade: Die US-Notenbank und ein beispielloser Wirtschaftsboom stellen alle bisherigen Regeln auf den Kopf...

Früher war Börse langweilig. Negative Divergenzen beispielsweise, wie man sie derzeit zuhauf bei allen wichtigen US-amerikanischen Indizes findet, wurden noch vor wenigen Jahren regelmäßig nach unten aufgelöst: Die Aktienmärkte sind gefallen. Zuletzt war das so im Sommer 2011, wie der folgende langfristige Verlauf des S&P 500 zeigt. Achten Sie auf die roten Linien:

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Doch glücklicherweise haben sich die Zeiten radikal geändert. Diesmal werden die Kurse nicht fallen, nur wegen ein paar alberner Divergenzen. Denn wie wir alle wissen, wird die US-Notenbank mit viel billigen Geld dauerhaft dafür sorgen, dass die Aktienmärkte gar nicht mehr fallen KÖNNEN !

Herrlich!

Und wer sich womöglich dunkel daran erinnert, dass die Worte in der Überschrift gelegentlich als „teuerste Börsenweisheit überhaupt“ bezeichnet werden, der sollte solchen Quatsch nicht glauben. Natürlich ist diesmal alles anders.

Wir werden das jetzt beweisen:

Nehmen wir nur den Energieboom in den USA, der gerade durch das so genannte „Hydraulic Fracturing“, auch „Fracking“ genannt, ausgelöst wird. Bei dieser Technologie zur Förderung von Schiefergas aus tiefen Gesteinsschichten, im deutschen Sprachgebrauch ist auch von „hydraulischer Risserzeugung“ die Rede, werden Chemikalien in die Erde eingepresst, um diese aufzureißen und das dort lagernde Gas leichter fördern zu können.

Die Technik ist uralt und zeigt, wie schlau schon unsere Großväter waren: Fracking wurde in den 1940er Jahren entwickelt und 1949 erstmals kommerziell eingesetzt.

Möglich wurde der jüngste Gas-Boom in den USA nur durch den unnachahmlichen Weitblick von US-Präsident George Bush junior. Weil er das riesige Profitpotential der Technologie erkannte, änderte Bush im Jahr 2005 die Umweltschutzgesetze und nahm das Fracking aus der Trinkwasserschutzverordnung. Ein genialer Schachzug, denn seither kann das widerspenstige Schiefergas mit brachialer Gewalt und ohne lästige Umweltauflagen aus der Erde geholt werden.

Der Clou dabei: Weil auch noch kümmerliche Gasbestände im Gestein zugänglich gemacht werden, sinken langfristig die Energiepreise.

Volkswirtschaftlich gesehen ist das natürlich eine tolle Sache.

Nun hat zwar eine Studie des Brüsseler Bruegel-Instituts Anfang Oktober ergeben, dass nicht niedrige, sondern tendenziell hohe Energiepreise zu nachhaltigem Wirtschaftswachstum führen. Angeblich sei dann der Wettbewerbsdruck größer, was die Firmen dazu veranlasst, Innovationen voranzutreiben, was letztlich zu zukunftssicheren Arbeitsplätzen führt. Doch das ist natürlich blanker Unsinn.

Das beste Beispiel sind die Verreinigten Staaten. Dort sieht man, wie die Technologie die Volkswirtschaft geradezu beflügelt, was sich schon bald auch in den konjunkturellen Kennzahlen zeigen wird.

Denn Fracking drückt ja nicht nur die Energiepreise. Die Technologie hat weitere segensreiche Konsequenzen: So wurden etwa im US-Bundesstaat Ohio seitdem man die Erde dort im großen Stil mit hydraulischen Bohrern aufreißt, stolze 109 Erdbeben registriert!

Dazu muss man wissen, dass es vorher in Ohio über viele Jahrhunderte überhaupt keine Erdbeben gegeben hatte. Jetzt ist das endlich anders, und der volkswirtschaftliche Nutzen kann gar nicht hoch genug eingeschätzt werden: Durch die zahlreichen Gebäudeschäden profitiert die gesamte Bauindustrie. Heimwerkermärkte boomen!

Sollte erst einmal ein Atomkraftwerk durch eines dieser Fracking-Erdbeben beschädigt werden, würde sich der volkswirtschaftliche Nutzen geradezu potenzieren. Dann müssten möglicherweise ganze Metropolen evakuiert, abgerissen und woanders wieder aufgebaut werden. Gigantisch!

In Fukushima zeigt sich gerade sehr eindrucksvoll, welch enormen volkswirtschaftlichen Nutzen Erdbeben in der Nähe von Atomkraftwerken haben. Es wäre deshalb ernsthaft zu überlegen, Fracking-Anlagen ganz gezielt neben Kernkraftwerken zu errichten. Die Wachstumsimpulse, die sich daraus ergeben könnten, wären enorm!

Doch die Technologie hat noch viel mehr zu bieten: In vielen Fracking-Gegenden kann man, kein Witz, das Trinkwasser, das aus dem Wasserhahn kommt, mit dem Feuerzeug entzünden. Grund ist der hohe Gasgehalt.

Für die Bewohner ist das zwar spaßig, insbesondere die Kinder haben ihre helle Freude, doch natürlich kann das nicht so bleiben und muss repariert werden. Klempner haben deshalb in Fracking-Regionen viel zu tun, aber auch Krankenhäuser, Ärzte und Apotheker freuen sich über gute Geschäfte.

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Im US-Bundesstaat Colorado etwa konnten sich die Menschen erst kürzlich davon überzeugen, wie die „hydraulische Risserzeugung“ den gesamten Gesundheitssektor beflügelt: Starke Regenfälle hatten dort oberirdisch lagernde Behälter mit Fracking-Chemikalien überflutet. In der Folge wurde das Trinkwasser in der Region vergiftet und muss jetzt aufwendig gereinigt werden, was das Bruttoinlandsprodukt natürlich ganz massiv anhebt.

Warum noch keine einzige Fracking-Anlage in den USA kostendeckend arbeitet, entzieht sich leider unserer Kenntnis. Doch mit dem weiteren Ausbau dieser wegweisenden Technologie wird sich das sicher ändern.

In Europa sieht man das alles leider etwas anders. Insbesondere Deutschland ziert sich noch. Dort will man eventuell sogar vollständig auf die segensreiche Technologie verzichten. Ein schwerer Fehler, wie wir meinen.

Gerade in Deutschland wäre zu erwarten, dass die jüngsten DAX-Prognosen einiger Kommentatoren noch viel zu pessimistisch waren, sollte man endlich damit beginnen, es den USA gleich zu tun und Fracking im großen Stil erlauben.

Dazu einige Zahlen: Während der vergangenen 200 Jahre waren an den Börsen im langjährigen Durchschnitt Renditen von rund sieben Prozent pro Jahr zu erzielen. Einzelne Überflieger-Aktien schafften über einen längeren Zeitraum auch einmal acht oder zehn Prozent Rendite jährlich. Errechnet hat dies das Deutsche Aktieninstitut (DAI).

Nun prognostizieren einige Kommentatoren schon heute 20.000 Punkte und noch mehr für den DAX - und zwar schon in rund sieben Jahren. Je nach Betrachtungszeitraum sind das jährliche Renditen in der Gegend von ganz grob gerechnet 20 Prozent über mehrere Jahre.

Ich bitte Sie: Was sind dagegen denn die kümmerlichen sieben Prozent von früher? Lächerlich! Und wenn dann noch der Fracking-Boom hinzu käme. Nicht auszudenken...

Damit ist bewiesen: Diesmal ist tatsächlich alles anders!

Das zeigt in einem ganz anderen Zusammenhang übrigens auch eine aktuelle Meldung vom Donnerstag: Der Internationale Währungsfonds IWF fordert eine Zwangsabgabe in Höhe von zehn Prozent auf alle Vermögen in Europa:

http://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/2013/10/17/die-grosse-enteignung-zehn-prozent-schulden-steuer-auf-alle-spar-guthaben/

Na endlich, möchte man da sagen. Wird ja auch Zeit, dass man den notleidenden Banken endlich zu Hilfe eilt.

Was das wohl für das Gold bedeutet? Vermutlich wird der Preis jetzt unerwartet schnell in Richtung 1.000 US-Dollar segeln. Alle verkaufen ganz hurtig ihre Goldmünzen, damit sie ihre Zwangsabgaben fristgerecht bezahlen können.

Ja, so wird es kommen!

Herzliche Grüße aus Absurdistan,

Ihr Andreas Hoose

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Zum Autor:

Andreas Hoose ist Chefredakteur des Antizyklischen Börsenbriefs, einem Service der BörseGo AG, und Geschäftsführer des Antizyklischen Aktienclubs. Börsenbrief und Aktienclub, das komplette Servicepaket für die Freunde antizyklischer Anlagestrategien! Informationen finden Sie unter www.antizyklischer-boersenbrief.de und www.antizyklischer-aktienclub.de

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