DAX im Crash! Jetzt müssen Sie die Nerven behalten!
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Erwähnte Instrumente
- DAX - WKN: 846900 - ISIN: DE0008469008 - Kurs: 12.960,75 Pkt (XETRA)
Im gestrigen Webinar: Rendezvous mit Harry war wieder zu spüren, wie schwer es vielen Tradern fällt, einfach nur zuzuschauen. Gerade in der aktuellen Phase ist die Volatilität verlockend. Der DAX hat innerhalb kürzester Zeit über 15 % verloren und die gestrige Handelsspanne betrug fast 6 %. Was könnte man nicht alles verdienen, wenn man in diesen Bewegungen dabei ist!
Börse ist Psychologie!
Die meisten privaten Trader sind, ob sie es wollen oder nicht, zu einem großen Teil emotional gesteuert. In einem Umfeld wie dem aktuellen spielt beispielsweise der Fomo-Effekt eine wichtige Rolle. Trader haben Angst etwas zu verpassen und diese Angst wird umso größer, je mehr sich der Kurs schon bewegt hat. Man will im Crash oder in der Rally mit dabei sein, am besten mit einer richtig großen Position. Irgendwann ist der Druck zu groß und der Trader gibt nach. Man springt blind auf den mit Volldampf fahrenden Zug auf! Man geht All in, weil der Kurs kann ja nur noch weiter fallen!
Ungünstigerweise geht dieses Spiel sogar relativ oft gut. Man springt in den Markt und schafft es dann doch noch einen Gewinn zu erzielen. Zwar läuft der Kurs nicht mehr viel weiter, aber durch die große Positionsgröße konnte man doch noch ordentlich „absahnen“. Durch diese Erfahrung gestärkt, betreibt man dieses Spiel immer wieder. Zum Beginn eines Crashs traut man den Signalen nicht (oder hat sie nicht gesehen), je weiter fortgeschritten dieser aber ist, desto größer wird der Druck und der Trader kippt um. Ist ja auch nicht schlimm, hat die letzten Male ja auch funktioniert.
Ein trügerischer Fokus!
Das Dumme ist nur, dass nicht nur die Gewinntrades relevant sind, sondern auch die Verluste. Und genau hier wird es in einem hochvolatilen Umfeld extrem gefährlich. Es ist keine Frage des „Ob“, sondern des „Wann“. Wann erwischt es einen und der Trade geht nicht mehr auf? Betreiben Sie das blinde Aufspringen oft genug, wird es Sie definitiv erwischen, wahrscheinlich sogar mehrmals. Dann hat man in einem hochvolatilen Umfeld eine überdimensioniert große Position und muss zuschauen, wie der Kurs innerhalb kürzester Zeit überdurchschnittlich weit gegen einen läuft. Was nützen einem dann die vielen kleinen Gewinne, die man bisher mit einer solchen Strategie eingefahren hat?
Erschwerend kommt in einer solchen Situation noch hinzu, dass die wenigsten Trader schnell die Reißleine ziehen können. Statt so schnell wie möglich zu verkaufen, selbst wenn es richtig schmerzt, wird verbilligt, nur um nochmals schadarm rauszukommen und schon sitzt man in der nächsten Falle und das alles nur, weil Sie nicht warten konnten.
So machen es die Profis!
Die Profis machen es genau andersherum. Natürlich versucht auch hier jeder von einem Swing oder einem Trend so gut es geht zu profitieren. Letztlich aber muss das gesamte Setup inklusive der Rahmenbedingungen stimmen. Kurzum: hier springt keiner blind auf den fahrenden Zug auf. Stattdessen wird kalkuliert vorgegangen, mit angepasster Positionsgröße und passendem Stopp.
Strategisch wird ein professioneller Trader aber nur dann aktiv, wenn er für sich passende Strukturen findet. Das führt dazu, dass professionelle Trader nicht blind in den Markt hineinspringen, nur weil man denkt, jetzt richtig verdienen zu können. Ein professioneller Trader läuft dem Markt nicht hinterher. Das ist sogar zu sehen, auch aktuell.
Unsicherheit sorgt für Zurückhaltung und Volatilität!
Im Grunde ist die hohe Volatilität im Markt eine Folge der Unsicherheit und Zurückhaltung professioneller Trader. Um dies zu verstehen, schauen Sie sich das folgende Video an. Links sehen Sie den DAX-Future, rechts die sogenannte Time&Sales-Liste und mittig den aktuellen Bid-Ask-Kurs.
Aktueller DAX-Future-Spread (Video) - Bitte klicken!
Diese Bid-Ask-Kurse werden von den sogenannten passiven Marktteilnehmern gestellt. Dabei gibt es für die meisten Märkte sogenannte Market-Maker. Das sind institutionelle Händler, die dazu verpflichtet sind, ständig Kauf- und Verkaufslimits zu stellen. Wenn Sie dies nicht tun, verlieren sie ihren Status und die damit einhergehenden Vorteile. Also noch mal: es gibt Marktteilnehmer, die müssen jederzeit Orders stellen und auch abwickeln, auch im Crash.
Nun stellen Sie sich vor, Sie wären ein solcher Marktteilnehmer. Sie sind also in der aktuellen Phase verpflichtet, anderen zu jeder Zeit Stücke zum Kauf UND Verkauf anzubieten. Würden Sie in den unsicheren Zeiten wirklich in die Vollen gehen? Nein, natürlich nicht! Sie werden Ihre Positionsgrößen und Limits so weit wie möglich anpassen, um in dieser unsicheren Zeit so wenig wie möglich zu handeln. Am liebsten wäre Ihnen wahrscheinlich, gar kein Handel, aber das dürfen Sie nicht. Sie haben sich als Market-Maker verpflichtet, ständig „Kurse zu stellen“.
Und genau das ist aktuell in der Bid-Ask-Spanne (dem Spread) im Video zu sehen. Wie Sie unschwer erkennen werden, ist diese quasi ständig 3-5 Punkte groß. Das ist alles andere als normal. Normal ist im DAX nämlich ein Spread von 1 Punkt. Die Market-Maker sind bei der Unsicherheit aber nicht bereit, auf engstem Raum große Stücke zu handeln. Je größer die Unsicherheit und je extremer der Kurs schon ist, desto weniger wird man Vollgas in die laufende Richtung geben. Man handelt so wenig wie möglich. Die Spreads sind groß und die Aktivitäten auf jedem einzelnen Level überschaubar.
Der Profi ist schnell und vorsichtig!
Fassen wir zusammen: kommt es am Markt zu Überraschungen, steigt die Unsicherheit. Steigende Unsicherheit sorgt vor allen Dingen bei den passiven Marktteilnehmern mit ihren Limit-Orders für Zurückhaltung. Man ist zwar verpflichtet, jederzeit zu handeln, wird seine Aktivitäten aber so weit wie möglich runterschrauben. Wer geht in einer unsicheren Situation schon gerne ins Risiko?
Auf der anderen Seite trifft diese Zurückhaltung der Limitseite auf ein anfänglich erhöhtes Verkaufsinteresse der aktiven Big Boys (Fonds, große Spekulanten…). Gute Spekulanten sind in der Anfangsphase eines Crashs Short, aber nicht am Ende. Man ist entweder schnell genug oder zum zuschauen verdammt, denn die erste Phase des Crashs geht genauso lange, bis die Fonds & Co, also die etwas langsameren treibenden Kräfte im Markt, ihre Portfolios angepasst haben. Auch ein Fonds will natürlich so schnell wie möglich sein Portfolio anpassen, indem er verkauft. Aber nicht zu jedem Preis! Er verkauft mit Sicherheit nicht nur deshalb, weil der Kurs schon 20 % gefallen ist. Da denkt der Fonds eher anders herum, schließlich wollen diese tendenziell günstig kaufen und nicht nach -20 % noch All-In-Short gehen!
Halten wir fest, ein Crash kommt zustande, weil die Big Boys ihre Portfolios anpassen müssen und das so schnell und preislich günstig wie möglich. Da sie dabei auf der Gegenseite auf geringes Volumen treffen, explodiert die Vola. Je tiefer aber ein Kurs schon gefallen ist, desto attraktiver wird der Kurs für den Fonds wieder und nicht umgekehrt. Er verkauft nicht jetzt erst recht!
Und was macht der professionelle Spekulant?
Entwickelt der professionelle Spekulant ein Gefühl dafür, wann die Big Boys in der ersten Welle „durch sind“, könnte er die Longseite einnehmen und sich damit gegen die panisch verkaufenden privaten Trader stellen, die jetzt einfach nur noch emotional reagieren, aus Angst etwas zu verpassen oder aus Panik, dass es ab jetzt nur noch abwärts geht! Dieses Verkaufsinteresse gibt dem Spekulanten die Möglichkeit, große Stückzahlen an extremen Tiefs einzusammeln. Hat er die Lage gut eingeschätzt und die Fonds etc. haben keinen größeren Anpassungsbedarf ihrer Portfolios mehr (und es gibt keine neuen News), hat sich irgendwann auch das Verkaufsinteresse der blind auf den Zug springenden privaten Trader erschöpft. Dann kommt seine Zeit. Dann kann er kurzfristig weiter kaufen, wobei er immer noch auf zurückhaltende passive Marktteilnehmer trifft. Sein Kaufinteresse treibt also den Kurs nach oben und dies wiederum treibt den privaten Trader, der zu spät im Crash short gegangen ist, zunehmend in den Verlust. Irgendwann wird dieser Trader seine Shortpositionen glattstellen müssen und dazu muss er kaufen. Diese Käufe nutzt der professionelle Spekulant für seinen Ausstieg aus der Longposition und schon wieder ist das Geld von den emotionalen Tradern hin zu den professionellen Trader gewandert. Glücklicherweise haben Sie es selbst in der Hand, zu entscheiden, zu welchen Trader in sie gehören wollen. Ohne Zweifel ist es lukrativ, Momentum zu handeln, aber und das konnte ich hoffentlich zeigen, nicht mehr zu jedem Preis. Lassen Sie sich nicht von Ihren Emotionen lenken! Es sollte schon „belegbare“ Argumente geben, dass der Crash direkt weiter geht und eben nicht wie heute, der DAX in 30 Minuten satte 500 Punkte vom Open zulegt.
Viel Erfolg
Ihr Tradingcoach Rene Berteit
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