Kommentar
10:27 Uhr, 29.10.2008

Chinas Wirtschaft gut positioniert

Die dramatischen Kursverluste an den chinesischen Börsen seit Beginn des Jahres haben das Vertrauen in einen Markt, der in den vergangenen Jahren mit fulminantem Wirtschafts- und Kapitalmarktwachstum beeindruckt hat, ins Wanken gebracht. Doch obwohl auch die chinesischen Aktienmärkte in den Strudel der globalen Finanzkrise geraten sind, meinen die Investmentexperten von Invesco Hong Kong, dass China besser aufgestellt ist als entwickelte Märkte, um sich dem Abwärtssog der globalen Finanzkrise zu entziehen. So könne China aus der „Pole Position“ in die nächste Erholungsphase starten.

Wie Joseph Tang, Head of Investments bei Invesco Hong Kong, in der jüngsten Ausgabe der Invesco-Publikation The Dragon Code schreibt, dürften die Verwerfungen im US-Finanzsystem und ihre Auswirkungen auf große Teile der westlichen Welt China weniger schmerzlich treffen. Seinen Optimismus begründet er sowohl mit fundamentalen als auch mit wirtschaftspolitischen Faktoren. Neben dem relativ geringeren Eigen- und Fremdkapitalengagement der chinesischen Banken in den Finanzsystemen der Industrieländer verweist Tang auf die zunehmende Unabhängigkeit Chinas vom US-Exportgeschäft. So habe das Land seine Exportwirtschaft mit Blick auf Produktangebote wie auch Zielmärkte längst auf eine breitere Basis gestellt.

Zuversichtlich ist der Invesco-Experte auch für die zukünftige Entwicklung des chinesischen A-Aktienmarktes. Nach ihren zuletzt heftigen Kursverlusten werden A-Aktien inzwischen wieder in der Nähe ihres Tiefstands von 2005 gehandelt; die Bewertungsaufschläge gegenüber den in Hongkong notierten H-Aktien sind so niedrig wie nie zuvor. Mit einer Reihe von Maßnahmen zur Stabilisierung des Marktes hat die chinesische Regierung bereits für eine gewisse Kurserholung am A-Aktienmarkt gesorgt, und Tang rechnet mit zusätzlichen positiven Impulsen durch weitere Regierungsinterventionen.

Dazu gehören neben der Reduzierung der Stempelsteuer auf Aktientransaktionen auch Aktienmarktinvestments durch die öffentliche Hand sowie Pläne zur Minderung des potenziellen Verkaufsdrucks durch die Aufhebung der Handelseinschränkungen bei A-Aktien. Tang zu Folge geben diese Maßnahmen „deutliche Hinweise auf weitere staatliche Eingriffe zur Marktstabilisierung und Wachstumsförderung“. Selbst die restriktivste staatliche Institution, die chinesische Notenbank, hat ihre Bereitschaft zu einer weiteren Lockerung ihrer Geldpolitik signalisiert, nachdem sich die Anzeichen für eine Wachstumsabschwächung bei gleichzeitig abnehmendem Inflationsdruck verdichtet und das Hauptaugenmerk der chinesischen Behörden auf die Wachstumssicherung gelenkt haben.

Solange es nicht zu einer ausgewachsenen globalen Rezession kommt, meint Tang, dass China weiterhin die höchsten Ertragszuwächse im asiatischen Raum sowie zusätzliches Renditepotenzial durch die erwartete langfristige Aufwertung des Renminbi bieten wird. „Trotz des aktuell heftigen Gegenwinds am Markt halten wir an unserer positiven langfristigen Einschätzung fest, wobei wir auch das zusätzliche Potenzial durch die staatlich induzierte Industriekonsolidierung berücksichtigen sowie den von der Regierung vorangetriebenen Aufbau ausgewählter Branchenführer, die nach einer vollständigen Marktöffnung erfolgreich mit internationalen Großkonzernen konkurrieren sollen“, so Tang.

Quelle: INVESCO

INVESCO zählt als Teil der AMVESCAP Gruppe zu den führenden Asset Managern weltweit. Zusammen mit den Schwesterunternehmen verwaltet INVESCO weltweit über 470 Milliarden Euro (Stand: 31.5.2008). Über 5.000 Mitarbeiter, darunter rund 500 Investmentspezialisten, sind in 19 Ländern im Einsatz.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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