BDI fordert weitere Verhandlungen der EU mit China zu E-Autos
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Von Andrea Thomas
BERLIN (Dow Jones) - Die deutsche Industrie hat nach der Entscheidung der EU-Mitgliedsstaaten für Ausgleichszölle auf chinesische E-Autos weitere Verhandlungen gefordert. Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) sagte, dass er generell die Anwendung von handelspolitischen Schutzinstrumenten unterstütze, um die europäische Marktwirtschaft vor staatlichen Marktverzerrungen zu schützen, wenn die Voraussetzungen erfüllt seien. Gleichzeitig müsste aber auch das Interesse der europäischen Industrie an stabilen Wirtschaftsbeziehungen mit China ausgewogen berücksichtigt werden.
"Der Beschluss zu den Ausgleichszöllen im Markt für Elektroautos darf auf keinen Fall das Ende der Gespräche bedeuten. Die deutsche Industrie fordert beide Seiten dazu auf, die Verhandlungen weiterzuführen und einen eskalierenden Handelskonflikt zu verhindern", sagte BDI-Hauptgeschäftsführerin Tanja Gönner.
Zuvor hatten Vertreter der 27 Mitgliedsstaaten der Europäischen Union (EU) mehrheitlich für Zölle in Höhe von bis zu gut 35 Prozent für aus China importierte Elektroautos gestimmt. Damit waren sie einem Vorschlag der EU-Kommission gefolgt, die unfaire Subventionen durch den chinesischen Staat sieht. Die Zölle könnten ab Anfang November in Kraft treten.
Deutschland hat nach Angaben der Bundesregierung gegen die Einführung der Zölle gestimmt. Auch die deutsche Autoindustrie war dagegen, weil sie mehr Schaden als Nutzen für die eigene Industrie wegen der Zölle befürchtet.
BDI fordert Gleichgewicht aus Schutz und Offenheit
Der BDI forderte nach der Entscheidung, dass die EU im Umgang mit China ein Gleichgewicht aus Schutz und Offenheit finden müsse. "Damit handelspolitische Schutzinstrumente ausbalanciert implementiert werden, ist eine enge Abstimmung mit der europäischen Wirtschaft essenziell", so Gönner. Der BDI forderte deshalb, dass die EU-Kommission betroffene europäische Unternehmen in Untersuchungen früher und enger einbinden sollte als das im Fall der Elektroautos der Fall war.
Als größter Handelspartner und Exportmarkt Chinas könne die EU weiterhin selbstbewusst die Gespräche mit Peking fortsetzen. Auch China sei auf gute Handelsbeziehungen mit Europa angewiesen, so der BDI. Das von Investitionen und Export getriebene Wachstumsmodell Chinas stehe ebenfalls unter Druck.
"Immer mehr Länder wehren sich gegen Marktverzerrungen durch den chinesischen Staat. Insbesondere der nordamerikanische Markt verschließt sich zunehmend für chinesische Produkte. Der Zugang zum EU-Markt ist deshalb von zentraler Bedeutung für Chinas Exportindustrie, daraus ergibt sich auch ein Interesse Chinas an verlässlichen Beziehungen", sagte sie.
Enge Wirtschaftsbeziehungen zu Chinas parteistaatlich gelenkter Hybridwirtschaft seien mit wirtschaftlichen und auch geopolitischen Risiken verbunden. Nur durch ein umfassendes Risikomanagement könne Europa langfristig von den positiven Effekten des Wirtschaftsaustausches mit China profitieren.
Kontakt zur Autorin: andrea.thomas@wsj.com
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