Kommentar
14:27 Uhr, 24.01.2014

Bankenhausse, Goldbaisse und ein neues Demokratieverständnis...

Plötzlich fallen die Aktienkurse und der darniederliegende Goldpreis erwacht zu neuem Leben. Doch Überraschungen findet man noch ganz woanders...

„Wat is datt denn“? So fragte kürzlich ein erstaunter Kollege aus dem hohen Norden, weil der DAX einmal keinen neuen Rekord schaffte. Und tatsächlich: Der deutsche Leitindex beginnt zu fallen und auch der Dow Jones verhält sich plötzlich so komisch. War es das nun womöglich mit der seit fünf Jahren währenden Dauerhausse? Erfahrungsgemäß wird uns diese Frage noch eine ganze Weile beschäftigen, denn Richtungswechsel nach einem langjährigen Aufwärtstrend, die können überraschend lange dauern.

Sehen wir uns daher erst einmal ein Argument an, das in jüngster Zeit recht populär geworden ist: Die starke Vorstellung der Banken. Tatsächlich gehen einige Kollegen seit einigen Monaten mit der Idee hausieren, die laufende Bankenhausse kündige gerade einen gigantischen Bullenmarkt bei Aktien an.

Grundsätzlich gilt natürlich, dass der Finanzsektor einen wichtigen vorauslaufenden Indikator für die konjunkturelle Entwicklung darstellt. Der Grund leuchtet ein: Wenn mehr Kredite vergeben werden, dann profitieren davon zunächst die Banken und später die Kreditnehmer, also Privatleute und Unternehmen.

Setzt man seine Brille auf, die mit den frisch geputzten Gläsern, dann erkennt man jedoch, dass an der Bankenhausse irgendetwas faul sein muss. Es zeigt sich nämlich, dass die Aufwärtsbewegungen bei wichtigen US-amerikanischen Großbanken, wie Goldman Sachs (GS), Bank of America (BAC), Citigroup (C) oder JP Morgan (JPM) allesamt von deutlich fallenden Umsätzen begleitet sind.

Interessanterweise beginnt der Umsatzrückgang jeweils im gleichen Monat, nämlich im August 2011. Lediglich bei der Aktie von JP Morgan begann der Umsatzeinbruch erst ein Jahr später. Dazu die folgenden Abbildungen, die den langfristigen Kursverlauf auf Monatsbasis darstellen. Im unteren Teil der Grafik sehen Sie die Umsatzbalken. Achten Sie auf die fallenden roten Linien:

Goldman Sachs:

Bankenhausse-Goldbaisse-und-ein-neues-Demokratieverständnis-Kommentar-Andreas-Hoose-GodmodeTrader.de-1

Bank of America:

Bankenhausse-Goldbaisse-und-ein-neues-Demokratieverständnis-Kommentar-Andreas-Hoose-GodmodeTrader.de-2

Citigroup:

Bankenhausse-Goldbaisse-und-ein-neues-Demokratieverständnis-Kommentar-Andreas-Hoose-GodmodeTrader.de-3

JP Morgan:

Bankenhausse-Goldbaisse-und-ein-neues-Demokratieverständnis-Kommentar-Andreas-Hoose-GodmodeTrader.de-4

Es ist eine Binsenweisheit, dass Bewegungen einer Aktie oder eines Index durch das Volumen bestätigt werden müssen. Andernfalls stimmt da irgendetwas nicht. Die Beobachtung spricht deshalb dafür, dass die Bewegungen der Bankaktien nicht nachhaltig sein werden. Wenn man aber der Hausse bei den Banken schon nicht trauen kann, dann gilt das umso mehr für den gesamten Rest der Veranstaltung. In der Januar-Ausgabe des Antizyklischen Börsenbriefs bringen wir Licht ins Dunkel.

Und noch so eine Merkwürdigkeit, mit der vor ein paar Tagen niemand gerechnet hätte. Den Goldbären verkokeln gerade ihre Puts. Auf dem langfristig bedeutsamen Point & Figure Chart hat der Trend in dieser Woche nach oben gedreht. Das erste Kursziel liegt zunächst bei 1.410 US-Dollar je Feinunze. Die folgende Abbildung zeigt das.

Bankenhausse-Goldbaisse-und-ein-neues-Demokratieverständnis-Kommentar-Andreas-Hoose-GodmodeTrader.de-5

Überraschend kommt die Bewegung vor allem für jene, die den historisch einzigartigen Pessimismus beim Gold aus irgendwelchen Gründen „übersehen“ hatten. Was von dem Ausbruch zu halten ist, und ob der schlafende Goldbulle jetzt wieder erwacht, dieser Frage werden wir in der Februar-Ausgabe des Antizyklischen Börsenbriefs nachgehen.

Die Demokratie bekommt Flügel...

Nun noch zu einem ganz anderen Thema: Wenn die Demokratie unterwandert wird und sich klammheimlich davon schleicht, dann geschieht das in diesen Tagen so leise, dass man es mitunter kaum bemerkt. Es sei denn, man sieht etwas genauer hin. Der CDU-Bundestagsabgeordnete Klaus-Peter Willsch, langjähriger Vorsitzender des Haushaltsausschusses, hat kürzlich erfahren, wie so etwas läuft.

Immer wieder hatte sich Willsch in den vergangenen Jahren kritisch zur Eurorettungspolitik geäußert, auch im Bundestag. Neben Frank Schäffler von der FDP und Wolfgang Bosbach (CDU) gehörte Willsch damit in der vergangenen Legislaturperiode zu den wenigen „Abweichlern“ von der offiziellen Linie. Die Wähler dankten ihm seine Aufrichtigkeit: Bei der Bundestagswahl am 22. September 2013 erzielte Willsch ausgerechnet wegen seiner geradlinigen Haltung in der Frage der Eurorettung 52,1 Prozent der Erststimmen. Und liegt damit in der Wählergunst nahezu gleichauf mit der Kanzlerin...

Bankenhausse-Goldbaisse-und-ein-neues-Demokratieverständnis-Kommentar-Andreas-Hoose-GodmodeTrader.de-6

Für seine unbequeme Haltung in Fragen der Eurorettung bekam Klaus-Peter Willsch jetzt die Quittung: Kanzlerin Merkel feuerte den langjährigen Vorsitzenden des Haushaltsausschusses...

Doch vor wenigen Tagen bekam Willsch die Quittung für ein Demokratieverständnis, das offenkundig nicht mehr in die Zeit passt: Angela Merkel feuerte den Vorsitzenden des Haushaltsausschusses. Selbstverständlich verschweigen Merkels Medienfreunde den brisanten Vorgang.

Wir tun das nicht: Nachfolgend ein Link zu einem offenen Brief vom 17. Januar 2014, in dem Klaus-Peter Willsch zu dem Vorgang Stellung nimmt:

http://www.epenportal.de/core/files/magazin/file/PJG4-Hauptstadtbrief_Nr118.pdf

Darin heißt es:

„Es muss so sein, dass wir intern diskutieren, Vor- und Nachteile abwägen, am Ende einen Beschluss fassen, den dann möglichst alle mittragen. Bei der vermeintlichen Euro-Rettung war das nie der Fall. Die Abgeordneten durften zustimmen. Es wurde nicht ergebnisoffen diskutiert, sondern nur Alternativlosigkeiten diktiert“.

Jürgen Stark, den ehemaligen Chefvolkswirt der Europäischen Zentralbank, zitiert Willsch mit den folgenden Worten:

„Lange galt die Bundesbank als Leitbild für erfolgreiche Geldpolitik. Und darauf baut die heutige Währungsunion auf! Eine solche Institution nun so ins Abseits zu stellen und Positionen, die ihr jetziger Präsident vertritt, in Europa heute beinahe lächerlich zu machen – dass all das möglich ist, bedrückt mich sehr und ist kein gutes Zeichen für die Zukunft“.

Anmeldemöglichkeit (1) : Das Drei-Monats-Abo des Antizyklischen Börsenbriefs

Anmeldemöglichkeit (2) : Das Jahres-Abo des Antizyklischen Börsenbriefs

Zum Autor:

Andreas Hoose ist Chefredakteur des Antizyklischen Börsenbriefs, einem Service der BörseGo AG, und Geschäftsführer des Antizyklischen Aktienclubs. Börsenbrief und Aktienclub, das komplette Servicepaket für die Freunde antizyklischer Anlagestrategien! Informationen finden Sie unter www.antizyklischer-boersenbrief.de und www.antizyklischer-aktienclub.de

Keine Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen