Athen: Samaras geht in die Offensive
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Athen/ Berlin (BoerseGo.de) – Der konservative griechische Ministerpräsident Antonis Samaras hat erneut mehr Zeit gefordert, um die Reformen in seinem Land umzusetzen. Zwei Tage vor seinem Treffen mit Bundeskanzlerin Angela Merkel sagte Samaras im Gespräch mit der „Bild-Zeitung, sein Land wolle ein wenig Luft zum Atmen, um die Wirtschaft rasch in Gang zu bringen und die Staatseinnahmen zu erhöhen. Athen wolle aber kein zusätzliches Geld und stehe zu seinen Verpflichtungen, betonte er.
Samaras rief die europäischen Partner gleichzeitig zu mehr Solidarität mit seinem Land auf. „Wir müssen heraus aus dieser Negativ-Psychologie, die wie ein tiefes schwarzes Loch ist“. Die Griechen hätten eine neue Regierung gewählt, um das Land auf einen neuen Kurs zu bringen. Bei Strukturreformen und Privatisierungen gehe es voran. „Und es ist nicht fair, wenn uns manche in Europa immer wieder in dieses Loch zurückstoßen wollen. Griechen und Deutsche haben viel gemeinsam“, so der Regierungschef.
Zugleich warnte der griechische Ministerpräsident vor einer Rückkehr zur Drachme. Dies hätte einen wirtschaftlichen Kollaps, soziale Unruhen und eine nie dagewesene Krise der Demokratie zur Folge, ist der Konservative überzeugt. „Es würde mindestens fünf weitere Jahre Rezession bedeuten und die Arbeitslosigkeit über 40 Prozent steigen. Ein Alptraum für Griechenland: wirtschaftlicher Kollaps, soziale Unruhen und eine nie dagewesene Krise der Demokratie“. Am Ende wäre es wie in der Weimarer Republik.
An diesem Mittwoch reist der Chef der Eurogruppe, Jean-Claude Juncker, nach Athen, um mit Samaras und dessen Finanzminister Ioannis Stournaras über die Reformvorhaben zu beraten. Samaras wird dann am kommenden Freitag in Berlin mit Kanzlerin Merkel zusammenkommen. „Samaras will den Weg dafür ebnen, dass der EU-Gipfel im Oktober eine Streckung des neuen Sparpakets in Höhe von 11,6 Milliarden Euro von zwei Jahren bis Ende 2016 billigt. Das ist das erklärte Ziel. Natürlich weiß er, dass es dagegen Widerstände, insbesondere in Berlin, gibt", sagte der griechische Journalist Stavros Lygeros der Nachrichtenagentur dapd. Samaras wisse, dass eine Fortsetzung des rigorosen Sparkurses in die Sackgasse führe.
Das deutsche Finanzministerium lehnt mehr Zeit für Griechenland derzeit ab. Mehr Zeit bedeute zusätzliches Geld, sagte der Staatssekretär im Bundesfinanzministerium, Steffen Kampeter am Montag in einem Radiointerview. Griechenland müsse sich strikt an die Verträge mit der EU halten, so Kampeter. SPD-Generalsekretärin Andrea Nahles sprach sich hingegen dafür aus, Griechenland entgegenzukommen. Auch für Deutschland käme ein Ausscheiden Griechenlands aus der Währungsunion sehr teuer, sagte sie der Nachrichtenagentur Reuters.
Die Troika-Kontrolleure der EU-Kommission, der Europäischen Zentralbank und des Internationalen Währungsfonds sollen im September ihren Bericht zur Situation in Griechenland fertig stellen. Seit Wochen gibt es Gerüchte, dass die Experten der Athen ein miserables Zeugnis ausstellen werden.
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