Abnehmende Produktionslücke stellt Fed vor Herausforderungen
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Trotz eines gestiegenen Optimismus‘ zum Jahresanfang fallen die Wachstumsprognosen für die US-Wirtschaft wieder in Richtung der zwei Prozent Trendwachstum zurück, welches wir in den vergangenen Jahren erlebt haben. Der unerwartet schnelle Rückgang der Arbeitslosigkeit scheint einen Rückgang des Potenzialwachstums erkennen zu lassen. Um es anders auszudrücken: Die Produktionslücke hat sich schneller geschlossen, als mitunter erwartet worden war. Die stellt die US-Geldpolitiker vor Herausforderungen – vor allem, da die lockere Geldpolitik auf der Annahme einer deutlichen Produktionslücke beruht. Marktbeobachter gehen überwiegend davon aus, dass die Fed ihr Anleihenkaufprogramm morgen um weitere zehn Milliarden Dollar zurückfahren wird, was sowohl Hypotheken- als auch Staatspapiere betreffen dürfte.
Die Fed hat selbst gesagt, sie sei in ihren Entscheidungen von gewissen Daten abhängig. Der unerwartet schnelle Rückgang der Arbeitslosigkeit sollte nun zeigen, wie reaktionsfähig sie tatsächlich ist. Für den Fall, dass die Fed sich wirklich auf Daten stützt, würden wir verstärkte Guidance hinsichtlich steigender Zinsen in Kombination mit etwas stärkerem Fokus auf möglichen Inflationsgefahren währender Pressekonferenz erwarten. Allerdings dürfte gleichzeitig die Wachstumsprognose nach unten korrigiert werden, und andere Arbeitsmarktdaten wie das Lohnwachstum dürften verhalten bleiben. Dies könnte Fed-Chef Janet Yellen dazu bewegen, den Marktteilnehmern die Furcht vor einem Zinsanstieg zu nehmen. In diesem Fall würden wir steilere Zinskurven bei Staatsanleihen und weitere Unterstützung für risikoreichere Anlageklassen erwarten.
Zudem dürfte die Fed darüber diskutieren, wie sie ihr Quantitative-Easing-Programm schließlich beenden könnte. Dies würde den Gegensatz zu Europa verdeutlichen. Denn die Europäischen Zentralbank sah sich kürzlich dazu veranlasst, eine Reihe ungewöhnlicher geldpolitischer Maßnahmen zu präsentieren. Dies hat Spekulationen genährt, die EZB könne zu einem späteren Zeitpunkt in diesem Jahr ein Quantitative-Easing-Programm vorstellen.
Autor: Martin Harvey, Anleihen-Fondsmanager bei Threadneedle Investments
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